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Ich bin ein Glücklicher Mensch, bin 39 und habe nie ein Account bei FB gehabt. Die Kinder meiner Kinder werden also nie peinliches im Netz finden über mich.
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29. September 2011 08:30; Akt: 29.09.2011 10:33 Print
Was kaum ein Nutzer des grössten sozialen Netzwerks weiss: Facebook ist verpflichtet, sämtliche über einen Nutzer gespeicherten Daten auf Verlangen des Mitgliedes herauszugeben. Konkret kann man eine Daten-CD anfordern, die mehrere hundert Megabyte und über tausend Seiten an persönlichen Informationen enthalten kann.
Infografik Wem gehört Facebook? Nichts verpassenDie Rede ist nicht nur von den offensichtlichen Informationen, die man selbst in sein Profil einträgt. Sondern von allen Daten, die im Hintergrund, für den User unsichtbar, mit dem Profil verknüpft und gespeichert werden. Hierzu zählen laut Datenschutz-Aktivisten heikle Informationen wie Veranstaltungseinladungen zu politischen Demonstrationen oder die sexuelle Orientierung von anderen Personen.
Die persönliche Facebook-Akte anfordern kann man über eine gut «versteckte» Seite auf Facebook. Das Antrags-Formular ist allerdings nicht nur schwierig zu finden, Facebook legt den Usern, die Einsicht in ihre Akten anstreben, weitere Steine in den Weg. 20 Minuten Online zeigt in der obigen Bildstrecke, wie Sie Facebook zur Herausgabe Ihrer persönlichen Daten auffordern können.
Verzögerungstaktik
Versuchte Facebook neugierige Nutzer, die Einsicht verlangten, bislang möglichst lange hinzuhalten, «mauert» Zuckerbergs Social-Media-Plattform «nun total», wie die österreichischen Datenschutz-Aktivisten der Initiative «Europe versus Facebook» in einer Medienmitteilung schreiben.
Die rund zehn jungen Wiener um den Jus-Studenten Max Schrems haben in den letzten Wochen 22 Beschwerden gegen Facebook bei den irischen Datenschutzbehörden eingereicht. Die Aktivisten kritisieren, dass gelöschte Bilder, Kommentare und andere Daten nach der Kündigung des Kontos nicht gelöscht, sondern lediglich unsichtbar gemacht werden. Angeprangert wird auch der «Like»-Button, der Facebook das Ausspionieren der Nutzer erlaube, selbst wenn sie nicht bei Facebook angemeldet sind (20 Minuten Online berichtete).
Nachdem die irische Datenschutzbehörde nach der Beschwerdeflut vor drei Wochen eine Durchsuchung des internationalen Facebook-Hauptquartiers in Dublin angekündigt hatte, erweckte Facebook zunächst den Eindruck, den Prozess der Dateneinsicht vereinfachen zu wollen. Nun vollzieht das soziale Netzwerk eine Kehrtwendung, wie aus einer veröffentlichten E-Mail an die Datenschutz-Aktivisten hervorgeht.
Facebook verweigert Datenherausgabe
Vor rund drei Wochen hatte Facebook nur einen Teil der angeforderten Nutzerdaten herausgegeben, die von der Studentengruppe auf der Website «Europe versus Facebook» veröffentlicht wurden. Um nicht alle Daten herausgeben zu müssen, stellt sich das soziale Netzwerk nun auf den Standpunkt, dass weitere Daten «Geschäftsgeheimnisse» verletzen würden, «überproportional schwierig» zu übermitteln wären und «geistiges Eigentum» von Facebook betreffen würden.
Interessant ist, dass es sich bei den Informationen, die zurückbehalten werden, um die besonders heiklen Daten handelt: Konkret verweigert Facebook laut der Initiative «Europe versus Facebook» die Herausgabe von Informationen aus dem Gesichtserkennungsprogramm, Informationen, die über Nutzer auf externen Webseiten über den Like-Button gesammelt werden sowie Daten aus dem «Friend Finder» und dem Synchronisieren von Handys mit Facebook.
«Gelöschte» Informationen auf Daten-CD
Doch auch die Daten-CD, die Facebook nach einigem Hin und Her den Studenten schickte, hat es in sich: Nach mehrmaligem Nachhaken bekam Datenschutz-Aktivist Schrems eine CD zugeschickt mit einer PDF-Datei, die zahlreiche von ihm eigentlich gelöschte Daten auf Facebook enthielt. Informationen, zu welchen Studentendemos er eingeladen worden war, Verbindungen zu eigentlich gelöschten Personen oder alle gelöschten Nachrichten und Chats. Insgesamt umfasst die Fiche über den Jus-Studenten 1200 A4-Seiten.
«Aus den Datensätzen, welche wir erhalten haben, konnte man sehr sensible Infos herauslesen.» Darunter seien sogar Daten, die er nicht selbst angegeben habe. So fanden sich beispielsweise «Infos über psychische Probleme, politische Überzeugung oder die sexuelle Orientierung von anderen Personen», sagte Schrems Anfang September im Interview mit 20 Minuten Online.
«Gesetze gelten für Facebook anscheinend nicht»
Laut den Datenschutz-Aktivisten haben diese Woche zahlreiche Nutzer, die ihre Daten ebenfalls angefordert haben, eine E-Mail von Facebook erhalten. Darin teile das Unternehmen mit, dass wegen der grossen Zahl von Anfragen die gesetzliche Frist von bis zu 40 Tagen nicht eingehalten werde und es zu «erheblichen Verzögerungen» kommt.
Eine Reaktion, für die Schrems kein Verständnis hat. Erst in den letzten Tagen seien vermutlich grosse Zahlen an Anfragen bei Facebook eingegangen. «Natürlich sind ein paar hundert Anfragen für einen Grosskonzern nicht bearbeitbar - die Gesetze gelten für Facebook anscheinend nicht», schreibt der Jus-Student.
«Facebook muss Anfragen beantworten»
Facebook untersteht, wie alle in der EU ansässigen Unternehmen, der europäischen Datenschutzrichtlinie, da das US-Unternehmen seinen europäischen Firmensitz, wohl aus steuerlichen Gründen, vor drei Jahren nach Irland verlegt hat. «Facebook ist grundsätzlich verpflichtet, Auskunftsbegehren über Datenbearbeitungen einer Person zu beantworten», sagt der Schweizer Datenschützer Hanspeter Thür. Er verweist auf das in Dublin hängige Verfahren, mit welchem die gesamte Datenbearbeitung auf deren Gesetzmässigkeit geprüft werde. «Das Ergebnis der Iren dürfte für alle Länder Europas - auch für uns - massgebend sein», so Thür.
20 Minuten Online hat die gespeicherten Nutzer-Daten auch angefordert und eine Standard-E-Mail erhalten. Facebook werde die Anfrage innerhalb der nächsten 40 Tage bearbeiten, heisst es. Eine Anleitung, wie sie zur Ihrer persönliche Daten-CD kommen, erhalten Sie in der obigen Bildstrecke oder auf der Website «Europe versus Facebook».
Ich bin ein Glücklicher Mensch, bin 39 und habe nie ein Account bei FB gehabt. Die Kinder meiner Kinder werden also nie peinliches im Netz finden über mich.
Wer nicht zahlt ist kein Kunde, sondern das Produkt.
Es gibt bereits millionen von Facebook Mitgliedern. Ich denke kaum dass Facebook die Zeit und Kapazität hat, mit all diesen Daten etwas anzustellen. Und wenn, dann nicht über eine 0815 Person. Es ist meiner Meinung nach auch eine Angstmacherei.. Man solle jaaa nicht die Daten rausgeben. Viele wissen nicht mal was eigentlich mit den persönlichen Daten passiert wenn man etwas online kauft.. von dem her wieder ruhig schlafen, es ist weitaus nicht der Weltuntergang
..und Facebook behält die Daten trotzdem
Selbst wenn die Daten-CD beantragt ist und ich an komplett alle meine gespeicherten Daten herankomme, wie bringe ich Facebook dazu, diese auch zu löschen? Lediglich zu sehen, welche Daten über mich zur Verfügung stehen hilft mir ja nicht gross weiter... Ebenfalls sehe ich keine Möglichkeit die Herausgabe der Daten zu beantragen wenn das Konto bereits seit längerer Zeit gelöscht ist, da die Konto-URL verlangt wird. Hat hierzu jemand eine Lösung?
Datensammelwut ist doch wayne
Nur mal so als Frage, Privatsphäre ist mir zwar auch wichtig und ich will nicht das Gesprächsthema der ganzen Stadt sein, aber was kümmert mich das, was Facebook über mich weiss? Sollen sie doch alle Kommentare von mir speichern, meine besuchten Seiten. Ich gehe auf keine Seiten die illegal sind und wenn das jemand macht dann soll FB das ruhig loggen und an die Behörden schicken. Wenn ich Bilder/Posts/Kommentare mache und die gespeichert werden, was ist mein Nachteil? Ich muss nichts tun und habe keine Unannehmlichkeiten dadurch. Mich interessiert nun: was stört euch an FBs Sammelwut?
Antwort an Bruce
Das wird Dich dann interessieren, wenn die über Dich gesammelten Daten von FB in falsche Hände geraten und gegen Dich verwendet werden...
ja, und bei den weltweiten Tendenzen
zu einer neuen Weltordnung (Polizeistaat, Diktatur) wird das schneller der Fall sein, als es sich hier mancher Sorglose vorstellen kann.
Es gibt Menschen da draussen
Es gibt Menschen da draussen, die für dich und deine Belange auf Demos gehen. Es ist nicht gut, wenn man die, über seine Vergangenheit gesammelten Daten, irgendwenn mal gegen ihn verwendetet.
Gesetz zitieren
Sind die anzugebenen Gesetze: Section 4 DPA» oder «Art. 12 Directive 95/46/EG» auch für die Schweiz massgebend?
Datenschutzgesetz Schweiz
In der Schweiz gibt es zwar das Bundesgesetz über den Datenschutz (DSG), dieses gilt aber nur für Bundesorgane und Privatpersonen in der Schweiz und somit nicht für Facebook. Ob Schweizer Bürger offiziell auf die EU-Richtlinie verweisen dürfen, weiss ich nicht mit Sicherheit. Ich würde es aber so machen, denn wie im Text erwähnt ist das internationale Hauptquartier von Facebook in Dublin und untersteht damit der EU Gesetzgebung.
Frage
Aber mal ganz erlich,...... wenn man denen ein Foto vom Ausweis schicken muss können sie ja nur noch mehr Daten sammeln oder??
unser Artikel zum Thema
Verstösst Datenhamster Facebook gegen EU-Recht?