WEF«Wir sind uns gewohnt, WEF-Gästen die Schuhe zu binden»
Die zwei Haus-Managerinnen Julia und Julia erfüllen den Präsidenten während des WEF jeden Wunsch – egal wie aufwendig oder speziell.
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Darum gehts
In einem WEF-Chalet in Davos arbeiten die beiden Haus-Managerinnen Julia Brinkmann und Julia Wagner fast rund um die Uhr.
Ihr Job: Den Gästen die Wünsche von den Augen abzulesen.
Dabei machen sich kulturelle Unterschiede bemerkbar: Zum Beispiel rauchen die Gäste im Haus. Bedeutet: Die Besitzer müssen nach dem WEF alle Holzwände abschleifen lassen.
In einem Luxus-Chalet in Davos kommen am WEF die Präsidenten unter. Mit hauseigenem Spa, Fitnessraum, Bibliothek und vielem mehr könnte man meinen, die Gäste hätten alles, was sie brauchen. Dem ist aber nicht so. Die jeweilige Delegation wird bis zu 24 Stunden pro Tag von Butlern, Köchen und anderem Personal umsorgt.
Das Chalet, das 20 Minuten exklusiv besuchen durfte, wird von Julia Brinkmann (35) und Julia Wagner (34) verwaltet. Sie sind sozusagen die Schnittstelle zwischen den Angestellten, die die Delegationen selber mitbringen, den Köchen, den Davoser Anbietern und dem Besitzerpaar. Selbst arbeiten sie aber auch mit: «Wir bringen den Gästen, was immer sie brauchen.»
Lange Tage und Spezialwünsche
Die Tage am WEF seien lang und streng, berichten die Frauen. Ihr Arbeitstag starte gegen sieben Uhr und ende um 23 Uhr. «Letztes Jahr haben wir aber täglich rund 20 Stunden gearbeitet.» Der Grund: Auch in der Nacht sind sie stets auf Abruf verfügbar. «Es kommt vor, dass jemand mitten in der Nacht an die Tür klopft, weil er hungrig ist oder etwas anderes braucht.»
Das sei Teil des Jobs: «Einmal hat jemand um zwei Uhr morgens verlangt, dass wir zwanzig Hemden und mehrere Anzüge sofort aufbügeln.» Für die beiden Frauen bedeutet das aufstehen und zurück an die Arbeit. «Nein sagen kommt nicht infrage.»
Chalet wird nach WEF abgeschliffen
In ihren fünf Jahren im Chalet während des WEF habe Julia Brinkmann so einiges erlebt. Das Thema Rauchen sei jedoch Jahr für Jahr wieder aktuell. «Die Eigentümer des Chalets wollen eigentlich nicht, dass im Haus geraucht wird.» Das könne man den Gästen aber nicht verbieten, so die 35-Jährige. «Es wird ständig bei Meetings oder auch am Abend in den Innenräumen geraucht.»
Aus diesem Grund werden laut Julia Brinkmann im Nachgang zum WEF unter anderem alle Teppiche und Sofas gereinigt. «Zudem werden alle Holzverkleidungen, Balken und Wände auf Kosten der WEF-Gäste abgeschliffen.»
Kulturelle Unterschiede
Auch kulturelle Unterschiede machen sich in ihrer Arbeit täglich bemerkbar, sagt Julia Wagner: «Wir sind meistens die einzigen Frauen im Haus. Je nach Delegation sprechen wir deshalb nur mit den Angestellten des Präsidenten.» Auch sonst spreche man die Mitglieder der Delegation kaum direkt an. «Wir versuchen, den Gästen alles von den Augen abzulesen und erfüllen den Service, ohne dass die Gäste dies bemerken müssen. Wenn sie zusätzlich noch etwas wollen, kommen sie auf uns zu.»
Etwas, das immer wieder benötigt werde, sei Hilfe beim Binden der Schuhe: «Einige können es nicht, andere sind damit aufgewachsen, dass das jemand für sie macht.» Für die Haus-Managerinnen sei das aber nicht erniedrigend. «Wir sind das gewohnt. Zu einem guten Rundum-Service gehört auch so etwas dazu.»
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