AHV-AbstimmungenSchweiz sagt Ja zur 13. Rente – das waren die extremsten Gemeinden
Ja zur 13. AHV-Rente, Nein zum höheren Rentenalter. Zwei Vorlagen zur Altersvorsorge wurden heute entschieden. 20 Minuten hält dich hier auf dem Laufenden.
Der Abstimmungssonntag in Kürze
Die Schweiz stimmt am Sonntag über eine 13. AHV-Rente und die Renteninitiative ab.
Die Initiative für eine 13. AHV-Rente sieht vor, dass Rentnerinnen und Rentner eine zusätzliche Monatsrente erhalten – die maximale jährliche Altersrente würde so für Einzelpersonen um 2450 Franken auf 31'850 Franken, für Ehepaare um 3675 auf 47'775 steigen.
Die Renteninitiative sieht vor, das Rentenalter für Männer und Frauen bis 2033 auf 66 Jahre zu erhöhen – danach soll es an die durchschnittliche Lebenserwartung gekoppelt werden.
Bereits um 12 Uhr zeigte der Trend in Richtung Ja für die 13. AHV-Rente – 75 Prozent stimmten Nein gegen die Renteninitiative.
Im Verlauf des Nachmittags änderten sich diese Zahlen nicht mehr gross.
Wie dein Kanton abgestimmt hast, siehst du hier.
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Die wichtigsten Fakten des Tages
So stimmte die Schweiz ab
Bereits um zwölf Uhr war das Resultat so gut wie klar: Die 13. AHV-Rente wurde vom Schweizer Volk mit 58,2 Prozent angenommen – der Jubel bei den Gewerkschaften war gross. Ganz im Gegensatz zur Stimmung beim Initiativkomitee der Renteninitiative: Hier war die Gemütslage eher betrübt – die Hochrechnungen zeigten einen Nein-Anteil von 74,7 Prozent, was sich im Laufe des Nachmittags nicht mehr gross veränderte.
Die extremsten Gemeinden
Die Gemeinde, mit den meisten Fans der 13. AHV-Rente, war Les Enfers (JU) – hier stimmten 95,3 Prozent Ja, bei einer Stimmbeteiligung von über 61 Prozent. Das komplette Gegenteil zeigte sich in der Gemeinde Isenthal (UR): Hier legten 80,5 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner ein Nein in die Urne, bei einer Stimmbeteiligung von über 56 Prozent.
13. AHV-Rente: So reagierten Befürworter und Gegner
«Ich bin stolz auf unser Land», sagte Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard, nachdem am Sonntagmittag die erste Trendrechnung da war. Er sei erstaunt gewesen, wie sehr sich die Bevölkerung mit der Thematik auseinandergesetzt habe – und spekulierte, dass das klare Ja auch auf eine hohe Solidarität zwischen den Generationen zurückzuführen sei.
Anders klang das beim Nein-Lager: «Rabenschwarzer Tag für die Jungen», betitelten die Jungfreisinnigen ihre Medienmitteilung zum Abstimmungsresultat. Auch Monika Rühl, Geschäftsführerin von Economiesuisse, sagte im Interview, dass sie eine Veränderung in der Gesellschaft feststelle: «Es gibt eine Individualisierung, jeder schaut nur noch für sich – das tut uns als Gesellschaft nicht gut und es tut uns nicht gut, um gemeinsam Probleme lösen zu können.»
Deutliche Niederlage für die Renteninitiative
75 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, die abgestimmt haben, warfen für die Renteninitiative ein Nein in die Urne. Eine deutliche Abfuhr, doch für Matthias Müller, Präsident der Jungfreisinnigen, die die Initiative lanciert hatten, ist das Glas halb voll: «Immerhin jeder vierte Schweizer ist für eine Erhöhung des Rentenalters – das stimmt uns zuversichtlich.» Das Resultat nehme man so entgegen, doch es lasse das Initiativkomitee nicht entmutigen.
«Nicht-linke Parteien müssen die sozialen Fragen ernst nehmen»
«Die Leute merken, alles wird teurer. Sie denken sich dann: Wenn ich die 13. AHV-Rente bekomme, ist das ein Ausgleich»: So interpretiert Mitte-Präsident Gerhard Pfister das deutliche Ja zur 13. AHV-Rente.
Es zeige sich: Die nicht-linken Parteien, also die Bürgerlichen, müssten die sozialen Fragen wie Kaufkraft ernst nehmen, so Pfister.
Bundesrätin Baume-Schneider: «13. AHV-Rente wird Realität»
Um 17.15 Uhr trat Bundesrätin Baume-Schneider vor die Medien. «Das Signal der Bevölkerung ist klar: Die 13. AHV-Rente wird Realität», sagt sie. Diese solle ab Januar 2026 ausgezahlt werden. Die Initiative werde rasch umgesetzt, versprach sie. Noch dieses Jahr soll der Bundesrat über einen Vorschlag für die Finanzierung entscheiden.
Alle Gemeinden ausgezählt
Die Stimmen sind fertig ausgezählt, das sind die endgültigen Resultate:
13. AHV-Rente: Ja mit 58,2 Prozent
Renteninitiative: Nein mit 74,7 Prozent
«Weniger Geld ins Ausland schicken» – so will die SVP die 13. AHV-Rente finanzieren
Alkohol-Knappheit bei den Abstimmungssiegern
Im Hotel Bern haben die Gewerkschaften und die linken Parteien auf den grossen Sieg angestossen. Und das offenbar nicht zu knapp: Kurz vor 16 Uhr sind Bier und Wein ausgegangen, was für einige enttäuschte Gesichter sorgt. Ob und wann Nachschub eintrifft, wird sich zeigen.
Juso-Chef Nicola Siegrist zum Generationen-Graben
Der grösste Graben zeige sich beim Einkommen, ist sich Nicola Siegrist, Noch-Präsident der Juso, sicher. Reiche hätten die 13. Rente abgelehnt, weil sie diese zu einem grossen Teil finanzieren müssen. «Ich streite nicht ab, dass es schwierig war, Junge zu überzeugen. Die Gegenkampagne fokussierte voll auf das Argument, dass die junge Generation um Ihre Rente zittern muss. Ich verstehe diese Angst von vielen Jungen nach diesen Horror-Szenarien», so Siegrist.
Aber eine klare Mehrheit der Stimmbevölkerung habe realisiert, dass die AHV stabil sei. «Der Auftrag an den Bundesrat und das Parlament ist klar: Es braucht eine langfristige und solidarische Sicherung der AHV.»
Wie soll die 13. AHV-Rente finanziert werden?
Die 13. AVH-Rente wurde angenommen – das steht bereits jetzt fest. Doch wie soll sie finanziert werden? «Es wird auf Lohnprozente hinauslaufen», meint Politikredaktor Stefan Lanz in der 20-Minuten-Livesendung. Alternativ könnte die Mehrwertsteuer angehoben werden. «Im Gegensatz zu den Lohnprozenten treffen diese allerdings alle Leute gleich stark. Mehr Lohnprozente treffen Leute mit hohem Einkommen stärker als die anderen.» Zweite Alternative wäre es, mehr Bundesgelder für die AHV zu verwenden – doch diese sind sowieso schon knapp.
Am Nachmittag wird Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider zum Abstimmungsresultat Stellung nehmen.
Maillard zeigt sich erfreut
Gewerkschaftschef und SP-Ständerat Pierre-Yves Maillard ist hoch erfreut: «Ich gehe davon aus, dass es fast keine Spaltungen gibt im Land.» Angesichts des hohen Ja-Anteils nehme er an, dass die 13. AHV-Rente von fast allen Generationen angenommen worden sei.
Das freue ihn sehr, und er sei stolz auf die Schweiz, so der Waadtländer. Rentner hätten sich viel anhören müssen in den letzten Wochen.
Der Bundesrats-Brief gegen die 13. AHV-Rente hat der Initiative nach Ansicht von Maillard genützt. «Als ich davon erfahren habe, dachte ich: Das ist gut.» Die Absender seien hier die falschen gewesen, den Gegnern habe das Gespür gefehlt.
«Jeder schaut für sich»: Economiesuisse-Chefin Monika Rühl im Interview
Für Wirtschaftsvertreter ist dieser Abstimmungssonntag wenig erfreulich. Economiesuisse-Geschäftsführerin Monika Rühl äussert sich im Video-Interview mit 20 Minuten.
JFDP-Chef Müller zur deutlichen Niederlage
Hochrechnung: Ständemehr ist jetzt sicher
Die Tamedia-Hochrechnung geht von 59 Prozent Ja-Stimmen zur 13. AHV-Rente aus. Auch das Ständemehr scheint der Initiative von SP, Grüne und Gewerkschaften jetzt sicher zu sein: 15 Kantone werden Ja stimmen, acht Kantone dagegen. Dies laut Hochrechnung von 13 Uhr.
Die Initiative für ein höheres Rentenalter erhält nur 25 Prozent der Stimmen, Anzahl Standesstimmen: 0.
Ja zu linkem Anliegen – «Jetzt hat es gekehrt»
Laut Hochrechnung des Tamedia-Politologen-Teams Leewas beträgt der Ja-Anteil für die 13. AHV-Rente sogar 59 Prozent (SRG: 58 Prozent). Damit sieht es auch für das Ständemehr gut aus. Allerdings ist dieses laut Stefan Lanz von 20 Minuten noch nicht in Stein gemeisselt. Mindestens zwölf Kantone müssen Ja sagen, laut Tamedia-Hochrechnung sind bereits 15 Kantone im Ja-Lager. Die Bundes-Website Voteinfo hingegen geht erst von elf Kantonen aus, die Ja stimmen zur 13. AHV-Rente.
Die nächsten Stunden werden es zeigen.
«Es ist ein Dammbruch», wenn die AHV-Initiative durchkommt, sagt Lanz. Sonst sagten die Schweizer immer Nein, wenn es zu viel kostete. Etwa zu sechs Wochen Ferien. Linke Anliegen seien in den letzten Jahren meistens gescheitert. «Jetzt hat es gekehrt.»
SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer: Stein vom Herzen
Ja zur 13. AHV-Rente, für Renteninitiative zeichnet sich Debakel ab
Die 13. AHV-Rente sollte auch das Ständemehr schaffen: Laut erster Hochrechnung von SRF von 12.30 Uhr beträgt der Ja-Stimmen-Anteil 58 Prozent.
Die Renteninitiative kommt auf 75 Prozent Nein-Stimmen.
Jetzt kommt es aufs Ständemehr an
58 Prozent Stimmbeteiligung – das ist sehr hoch. Doch kein Rekord, wie 20-Minuten-Politikredaktor Stefan Lanz im Video-Interview sagt. Bei der EWR-Abstimmung 1992 waren es 78 Prozent der Stimmberechtigten, die zur Urne gingen.
Derzeit läuft die Auswertung der Stimmen in den Kantonen, es zeichnet sich ein Ja zur 13. AHV-Rente und ein Nein zum höheren Rentenalter ab. Allerdings ist das Ständemehr noch nicht in Stein gemeisselt, wie Lanz sagt. Es könnte hier knapp werden.
So stehts in den Wackelkantonen um die 13. AHV-Rente
Einige Kantone wurden im Voraus zu den Abstimmungen als Wackelkantone im Bezug auf die 13. AHV gehandelt. Jetzt sind erste Zwischenresultate bekannt.
Luzern: Nein mit 53,45 Prozent (59 von 80 Gemeinden ausgezählt)
Solothurn: Ja mit 58 Prozent (51 von 106 Gemeinden ausgezählt)
Zürich: Ja mit 50,42 Prozent (36 von 175 Gemeinden ausgezählt)
Schaffhausen: Ja mit 54,4 Prozent (21 von 26 Gemeinden ausgezählt)
Basel-Landschaft: Ja mit 61,09 Prozent (50 von 86 Gemeinden ausgezählt)
Graubünden: Ja mit 51,46 Prozent (98 von 101 Gemeinden ausgezählt)
Aargau: Ja mit 52,69 Prozent (188 von 197 Gemeinden ausgezählt)
Ja-Trend für 13. AHV
Die erste SRG-Hochrechnung zeigt einen Ja-Trend bei der 13. AHV-Rente. Bei der Renteninitiative wird ein Nein erwartet.
Es zeichne sich ein solider Ja-Anteil für die 13. AHV-Rente ab, sagt Politologe Lukas Golder. Das Ständemehr könne diesem Volkswillen kaum noch in die Quere kommen.
Bei den Gewerkschaften, die sich im Hotel Bern treffen, bricht kurz nach zwölf Uhr Jubel aus.
Graubünden sagt Ja zur 13. AHV
Im Kanton Graubünden sind bereit 96 von 101 Gemeinden ausgezählt. Für die 13. AHV zeichnet sich ein Ja ab (51,61 Prozent), für die Renteninitiative ein deutliches Nein (73,89 Prozent). Die Stimmbeteiligung liegt bei rund 56 Prozent.
Um zwölf Uhr werden die ersten Hochrechnungen erwartet. Die Stimmung im Lager der Befürworter der 13. AHV-Rente ist angespannt.
Champagner kühl gestellt
Im Hotel Bern, wo sich die Gewerkschaften am heutigen Abstimmungssonntag treffen, ist der Champagner bereits kühl gestellt. Es herrscht Optimismus - aber auch Nervosität.
Polit-Experten vor Ort
Foto- und Video-Experte Taddeo Cerletti ist mit Politikchef Christof Vuille in Bern unterwegs. Sie liefern dir heute zeitnah Reaktionen, Emotionen und Einschätzungen beider Lager. Die Gewerkschaften treffen sich im Hotel Bern, die Gegner der 13. Rente versammeln sich auf der Grossen Schanze.
Überdurchschnittlich hohe Stimmbeteiligung
Noch bis zwölf Uhr sind die Urnen geöffnet. Doch bereits in den letzten Tagen zeichnete sich eine überdurchschnittlich hohe Stimmbeteiligung ab. Gestern musste die Stadt Zürich ihren Briefkasten für die briefliche Stimmabgabe alle zehn Minuten leeren, wie SRF berichtete. Die Stadtschreiberin erwartet eine finale Beteiligung von rund 60 Prozent. So hoch lag die Stimmbeteiligung gestern bzw. vorgestern in den grössten Städten:
Bern: 46,6 Prozent (1.3.)
St. Gallen: 48,1 Prozent (1.3.)
Luzern: 52 Prozent (2.3.)
Zürich: 52,3 Prozent (2.3.)
Basel: 53,7 Prozent (1.3.)
Resultate bereits aus zehn Gemeinden
Gemäss Marco Kistler, ehemaliges Mitglied der SP-Geschäftsleitung, sind bereits Resultate aus zehn Aargauer Gemeinden bekannt. Vier lehnen die 13. AHV ab. Es zeichne sich ein starker Graben zwischen armen und reichen Gemeinden ab, meint Kistler.