Swiss fast täglich von GPS-Spoofing betroffen

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KriegstaktikSwiss fast täglich von GPS-Spoofing betroffen

Wenn Navigationssysteme von gefälschten GPS-Signalen gestört werden, spricht man von GPS-Spoofing. In der Luftfahrt hat das Problem mit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza rasant zugenommen.

Darum gehts

  • Beim GPS-Spoofing werden Navigationssysteme von Flugzeugen gestört.

  • Das Phänomen beschäftigt die zivile Luftfahrt zunehmend.

  • Auch die «Swiss» ist betroffen: Alle Langstreckenflüge in den Nahen Osten und nach Südostasien verzeichnen GPS-Spoofing.

  • Das Risiko, dass es wegen GPS-Spoofing zu Abstürzen kommt, ist gering.

  • Mitunter kann es aber zu einem vollständigen Verlust der Navigationsfähigkeit kommen.

Es ist ein wachsendes Risiko für den Flugverkehr in der ganzen Welt: Piloten kämpfen zunehmend mit GPS-Spoofing. Dabei werden die bordeigenen Navigationssysteme von gefälschten GPS-Signalen gestört und die Maschine weicht vom Kurs ab – mitunter hunderte von Kilometern.

Auch die Swiss bestätigt gegenüber 20 Minuten, dass ihre Flüge von Spoofing bereits betroffen waren – und dass die Fälle zugenommen haben: «Während vor November letzten Jahres nur vereinzelt Spoofing-Fälle registriert wurden, ist dies inzwischen fast täglich der Fall».

Es ist klar, dass es dabei einen Zusammenhang zwischen Russlands Krieg gegen die Ukraine und Israels Krieg gegen die Hamas gibt. Denn die Routen in den Nahen Osten und nach Nordeuropa sind besonders betroffen. So schreibt auch die Swiss: «Spoofing-Fälle haben wir mit sämtlichen unserer Langstreckenflugzeuge registriert, die in Richtung Naher Osten / Südostasien fliegen. Auf der Kurzstrecken-Flotte haben wir lediglich vereinzelte Fälle verzeichnet».

Fast im iranischen Luftraum

Teils kam es zu einem vollständigen Verlust der Navigationsfähigkeit, so dass die Besatzung gezwungen war, sich auf mündliche Anweisungen von Fluglotsen zu verlassen. Das berichtet «Ops Group», eine Organisation für Piloten und Flugdienstleiter. Treffen kann es Flugzeuge aller Grössen.

Vereinzelt kommt zu wirklich gefährlichen Situationen: So berichtete der Pilot eines Geschäftsreiseflugzeugs nach Dubai, dass die Maschine wegen des Ausfalls seines Navigationssystems ohne Berechtigung beinahe in den iranischen Luftraum eingedrungen wäre. «Das könnte zu echten internationalen Zwischenfällen führen», sagte Todd Humphreys, Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der University of Texas zu «Foreign Policy» (FP).

«Keine Beweise für eine staatliche Beteiligung»

In Kriegsgebieten und an sensiblen militärischen Standorten ist das Stören von GPS-Signalen ein verbreitetes Phänomen. Piloten sind dem zwar nicht voll ausgeliefert und können auf andere Navigationshilfen an Bord zurückgreifen.

Doch: «Seit August 2023 melden Besatzungen eine neue Variante des GPS-Spoofing, bei der das Signal stark genug ist, um die Flugzeugsysteme zu speisen», schreibt FP. «Als Folge wird das IRS innerhalb von Minuten unbrauchbar und in vielen Fällen geht die gesamte Navigationsfähigkeit an Bord verloren».

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist es in den baltischen Staaten und Nordeuropa zu einer Reihe von Störungen der GPS-Signale gekommen, wobei die stärksten Störungen Ende 2023 beobachtet wurden.

Swiss: Handlungsanweisungen für Piloten

Es wird nicht ausgeschlossen, dass Russland in Erwartung eines künftigen Krieges mit der Nato möglicherweise seine Störungsfähigkeiten testet. Ein Sprecher der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) sagte jedoch, man habe «keine Beweise für eine staatliche Beteiligung und auch keinen Hinweis darauf, dass die zivile Luftfahrt das Ziel ist».

Nach Ansicht von Experten ist das Risiko, dass es wegen GPS-Spoofing zu Flugzeugabstürzen kommt, derzeit relativ gering. Dennoch haben Fluggesellschaften wie die Swiss auf das Phänomen reagiert: «Wir haben entsprechende Handlungsanweisungen an die Pilotinnen und Piloten kommuniziert, die einerseits von den Flugzeugherstellern (Airbus und Boeing) sowie von Swiss entwickelt worden sind», heisst es auf Nachfrage.

Risiko schon früh erkannt

GPS steht für Global Positioning System. Dieses befindet sich im Besitz der US-Regierung und ist das Rückgrat für Navigationssysteme, Telekommunikation und Finanztransaktionen in der ganzen Welt. Die von GPS-Satelliten ausgestrahlten Funksignale werden zur Navigation und Zeitmessung verwendet. Sie sind aber schwach und können leicht überlastet werden.

Die US-Regierung verwies schon 2001 auf das Risiko von Störungen und Spoofing: Die starke Verwendung von GPS in der Verkehrsinfrastruktur könnte zu einem «verlockenden Ziel werden, das von Einzelpersonen, Gruppen oder Ländern, die den Vereinigten Staaten feindlich gesinnt sind, ausgenutzt werden könnte».

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