Seewen SZTaxifahrer verriegelt Türen und will «sexuelle Gegenleistung»
Zwei junge Frauen erzählen, wie sie am frühen Sonntagmorgen von einem Taxifahrer im Kanton Schwyz bedrängt wurden. Er soll die Türen verriegelt und die beiden Freundinnen immer wieder berührt haben.
Darum gehts
Zwei junge Frauen wurden am frühen Sonntagmorgen von einem Taxifahrer in Seewen SZ sexuell belästigt.
Der Fahrer stellte unangemessene Fragen, verriegelte die Türen und versuchte, eine sexuelle Gegenleistung zu fordern, bevor er die Frauen schliesslich gehen liess.
Die Frauen haben den Vorfall der Polizei gemeldet und beschlossen, künftig keine Taxis mehr zu benutzen.
Für die Freundinnen S. (23) und J. (21) endete ein ausgelassener Abend in einem Albtraum. Die beiden waren am Samstagabend am Frühlingsfest in Seewen SZ. In den frühen Morgenstunden fuhren sie mit dem Bus nach Ibach. Dort hätten sie eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten müssen. Doch da fuhr ihnen ein Taxi entgegen:
«Meine Freundin fragte nach dem Preis und war erstaunt, dass der Fahrer nur 10 Franken für die Fahrt wollte. Normalerweise bezahlt man mindestens 20 Franken», erzählt S. Somit seien sie eingestiegen, S. hinten, J. auf dem Beifahrersitz. Doch schnell sei den beiden etwas mulmig geworden: Während der Fahrt habe der Taxifahrer, der laut den Freundinnen rund 60 Jahre alt war, «komische Fragen» gestellt. «Er fragte mehrmals, ob wir über 18 seien. Zudem machte er uns Komplimente zu unserem Aussehen.» Kurz vor dem Ziel sei die Situation eskaliert.
Erst als sie mit der Polizei drohte, liess er sie gehen
«Gerade bevor ich aussteigen wollte, hat er die Türen verriegelt und nichts weiter gesagt», so S. Ein Schock für die zwei Frauen: «Es war uns total unwohl.» Sie hätten den Fahrer lauthals aufgefordert, sie sofort aussteigen zu lassen. Nach kurzer Zeit habe er auch die Türen entriegelt. S. konnte raus, J. habe aber weiterfahren müssen, um nach Hause zu gelangen. «Kaum war ich draussen, fuhr er mit meiner Freundin davon.»
Wie J. schildert, sei der Chauffeur sehr langsam gefahren und habe sich immer wieder zu ihr gelehnt und ihr lange ins Gesicht geschaut. «Deshalb weiss ich, dass er braune Augen hatte.» Als er dann noch einen Umweg habe einschlagen wollen, habe sie sofort verlangt, auszusteigen und zu bezahlen. Doch der Mann sei unbeirrt weitergefahren und habe gesagt: «Wollen Sie wirklich bezahlen, wir können das Ganze für eine Gegenleistung auch gratis machen?» Dabei habe er versucht, ihr zwischen die Beine zu fassen. Spätestens jetzt sei Panik in ihr aufgekommen.
«Ich habe ihm die Hand weggeschlagen und mit der Polizei gedroht.» Erst da habe er sie nach einer Twint-Überweisung von 15 Franken widerwillig aussteigen lassen. «Ich bin sofort nach Hause gerannt und habe mich vergewissert, dass mir das Taxi nicht gefolgt ist.» Zu Hause angekommen, habe sie erst S., dann die Polizei verständigt. Die Kantonspolizei Schwyz bestätigt gegenüber 20 Minuten einen solchen Anruf. Die Ermittlungen wurden aufgenommen.
Taxifahren ist für sie erst einmal tabu
Wie S. erzählt, habe es sich um ein weisses Auto eines Luzerner Taxiunternehmens gehandelt. Im Nachhinein sei ihr alleine dieser Umstand suspekt. Vorne beim Fahrer sei ein Stadtplan von Luzern gehangen. «Darauf angesprochen, hat der Fahrer uns gesagt, dass er normalerweise dort unterwegs sei. Was macht er dann um sechs Uhr morgens im Kanton Schwyz ohne einen Fahrgast?», frage sie sich im Nachhinein.
S. und J. ziehen aus dem Vorfall Konsequenzen: «Für uns sind Taxis ab jetzt tabu. Lieber warten wir nächstes Mal 30 Minuten auf den Bus oder fahren selber.» Denn auch wenn solche Übergriffe die Ausnahme seien, so die 23-Jährige, sei ihr Vertrauen missbraucht worden. Und dieses sei bei Taxifahrten unbedingt nötig, betont sie: «Denn am Ende steige ich noch immer bei einem fremden Mann ins Auto.»
Der Geschäftsführer des Taxiunternehmens wollte am Wochenende telefonisch keine Stellung zum Vorfall nehmen.
Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?
Hier findest du Hilfe:
Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
Verzeichnis von Anlaufstellen
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
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