Romanshorn TG«Das ist das Ende des Projekts»: Die Bergung der Säntis ist gescheitert
Fast ein Jahrhundert lag das Dampfschiff Säntis auf dem Grund des Bodensees. Nun soll es geborgen werden. Ein erster Versuch scheiterte, der zweite läuft aktuell. Verfolge die Bergung im Livestream.
Beobachte die Bergung der MS Säntis oben im Livestream von Blick TV.
Darum gehts
Das Dampfschiff Säntis wurde vor über 90 Jahren im Bodensee versenkt.
Nun wird es durch ein Team von Ingenieuren und Freiwilligen aus 210 Metern Tiefe geborgen.
Das Schiff ist rund 50 Meter lang und 124 Tonnen schwer. 400 Personen hatten darauf Platz.
Am Sonntag soll es auf eine Tiefe von zwölf Metern gebracht werden.
Schau dir die Bergung im Livestream oben an.
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Zusammenfassung
Die Bergung des Dampfschiffs Säntis ist gescheitert. Am Sonntagmorgen hatte alles noch gut ausgesehen: Das Wetter war gut und die Vorbereitungsarbeiten liefen, um eine Bergungsplattform über dem Wrack in Position zu bringen.
Gegen 10.45 passierte dann der verhängnisvolle Moment: Die Bergungsplattform sackte plötzlich nicht mehr kontrolliert ab, sondern raste in die Tiefe. Die Mitarbeitenden versuchten erst noch, möglichst viel Schlauch mitzugeben und brachten sich dann in Sicherheit.
Trotz drei verschiedener Bremssysteme wurde das dem Projekt letztlich zum Verhängnis. Projektleiter Silvan Paganini untersuchte mit dem Unterwasserroboter die Plattform am Seegrund und musste feststellen: Träger waren geborsten, die Tanks implodiert und Seile hatten sich verheddert. «Es ist traurig, aber das ist das Ende des Projekts», musste Paganini kurz nach Mittag verkünden.
Trotzdem wartet noch viel Arbeit auf das Team: «Wir müssen jetzt versuchen, so viel Material wie möglich wieder zu bergen.»
«Es ist traurig»
Im Interview mit Blick TV sagt Silvan Paganini, dass das Projekt definitiv gescheitert ist. Die Bergungsplattform sei unbrauchbar. Jetzt gehe es nur noch darum, möglichst viel Material wieder zu bergen.
Weiteres Problem
Die Bilder des Tauchroboters zeigen weitere Probleme: Träger der Hebeplattform sind gebrochen und auch die Ventile scheinen kaputtgegangen zu sein. Dazu kommt: Die Stahltanks sind wohl ebenfalls eingedrückt und unbrauchbar. Das heisst, dass die Bergung der Plattform womöglich mechanisch probiert werden muss: Dann würden Haken befestigt und mittels einer Forstwinde würde probiert, die Bergungsplattform wieder an die Oberfläche zu bringen.
Der Schreckmoment
Bergung ist wohl gescheitert
Es sieht nicht gut aus für das Bergungsteam: Nachdem die Bergungsplattform unkontrolliert an den Grund gerast ist, drehen sich die Überlegungen jetzt wohl nur noch darum, wie man die Bergungsplattform wieder an die Wasseroberfläche bringt – möglichst, ohne dabei das Schiff zu beschädigen.
Es sieht nicht gut aus
Eine weitere Untersuchung mit dem Tauchroboter zeigt: Das Gestell mit den Tanks liegt schräg neben dem Wrack. Der Rat des Experten ist immer noch derselbe: «Die Tanks anblasen und die Bergungsplattform wieder an die Wasseroberfläche bringen.»
Bergung klappt heute wohl nicht mehr
Experte Alain Blumer geht nicht davon aus, dass die Bergung heute noch möglich ist. Immerhin: Der Materialschaden hält sich bis jetzt wohl in Grenzen. «Vermutlich wird es ein, zwei Tage dauern, bis alles Material wieder einsatzbereit ist. Dann kann noch einmal ein Bergungsversuch gestartet werden.» Ein Trick, den das Bergungsteam laut dem Experten noch anwenden könnte: «Wenn sie eine Waage zwischenschalten, wissen sie beim Absenken der Plattform, wie viel Zug auf den Seilen ist. Dann könnten sie entsprechend mehr Luft in die Tanks blasen und so die Plattform kontrollierter absenken.»
Unklar ist derzeit auch, wie die Plattform genau liegt. «Wenn Paganini sich entscheidet, die Hebeplattform zu bergen, müssen alle Schiffe abfahren, ausser das Kiesschiff, weil unklar ist, wo genau die Plattform hochkommen würde», sagt der Bergungsexperte. Das Kiesschiff würde einen Schlag der Plattform von unten her wohl überstehen.
Bergung ist fraglich
Die Säntis würde sich dadurch aber keinen Zentimeter bewegen. «Das ist nicht gut gelaufen», sagt der Experte. Es sieht derzeit also nicht so aus, als würde die Bergung auf zwölf Meter klappen. Die Bergungsplattform liegt jetzt am Grund und ist noch mit dem Schiff auf der Wasseroberfläche verbunden. «Damit wenigstens das Schiff wieder an Land gehen kann, müsste die Plattform vom Schiff getrennt werden. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Plattform mit den Hebesäcken wieder zur Oberfläche gebracht werden kann.»
Tauchroboter kommt wieder hoch
Der Tauchroboter ist wieder auf dem Weg nach oben. Nach wie vor ist unklar, wie es weitergeht. Laut dem Experten kann die Plattform womöglich wieder geborgen werden, die zwei intakten Stahltanks, die mit Luft gefüllt werden können, würden dafür ausreichen. Fraglich ist derzeit noch, ob der Luftschlauch überhaupt noch auf dem Kiesschiff ist, das an der Oberfläche ist.
Untersuchung läuft
Die Untersuchung in 200 Metern Tiefe mit dem Tauchroboter läuft. Laut dem Experten im Blick-TV-Studio sieht es nicht gut aus: Mindestens ein Teil der Hebesäcke liegt nicht mehr richtig und kann so nicht mit Luft befüllt werden.
Hektik an Bord
Plötzlich bricht Hektik aus. Es scheint, als hätte der Bremsmechanismus nicht funktioniert. Die Plattform sackte plötzlich rasant in die Tiefe. «Das wird nicht schön aussehen auf dem Grund unten. Tragisch eigentlich», sagt der Experte im Studio von Blick TV. Die Bergung könnte aber trotzdem noch klappen: «Wenn die Plattform gerade auf das Schiff gefallen ist, können sie immer noch anblasen und die Bergung versuchen.»
Probleme beim Absenken
Es gibt offenbar Probleme beim Absenken der Plattform. Auf Blick TV vermutet ein Bergungsexperte, dass es Probleme gibt mit dem Bremsmechanismus: «Die Plattform sollte sich jetzt eigentlich langsam absenken, aber da passiert scheinbar nichts. Sollte das nicht funktionieren, besteht nur noch die Möglichkeit, die Kette mit dem Schneidbrenner durchzutrennen und sich einen anderen Bremsmechanismus zu überlegen.» Derzeit versuchen die Bergungsleute offenbar noch, den Bremsmechanismus zu reparieren und das kontrollierte Absenken der Plattform zu ermöglichen.
Vorbereitung bei herrlichem Wetter
Bei strahlendem Sonnenschein laufen die Vorbereitungsarbeiten am Sonntagmorgen. Die Hebeplattform soll zum Schiffswrack heruntergelassen werden. Bevor das möglich war, musste ein Team von Tauchern die Hebesäcke noch einmal richtig anmachen, da ein Teil der Säcke sich über Nacht aufgrund der Reibung vom Wellengang gelöst hatten. Laut Projektleiter Silvan Paganini sollte die Hebeplattform in der nächsten Stunde abgesenkt werden können. «Wir haben das auch noch nie gemacht und wissen darum nicht genau, wie lange es dauern wird, bis die Hebeplattform über dem Schiffswrack positioniert ist», sagt Paganini zu Blick TV.
Das ist am Samstag passiert
Der Samstag stand vor allem im Zeichen der Vorbereitungen. Im Video unten siehst du, wie diese ausgesehen haben. Der nächste grosse Meilenstein soll dann am Sonntag erreicht werden.
Was geschieht dieses Wochenende?
Auf der Oberfläche noch nicht viel. Doch unter Wasser so einiges: Das Schiff soll von einer Tiefe von 210 Metern auf zwölf Meter gebracht werden. Das geschieht mit Leinen, Wassertanks und Hebesäcken, einer Art riesiger Luftballons.
Eine Stahlplattform, gehalten von den Luftsäcken, wird über dem Wrack platziert. Diese Plattform wird bis kurz über dem Schiff zum Wrack heruntergelassen, indem die Wassertanks gefüllt werden. Stahlseile, die unter dem Rumpf durchgezogen wurden, werden danach an der Plattform befestigt. Danach werden die Hebesäcke mit Luft gefüllt und Wasser aus den Tanks abgelassen. So soll das Schiff kontrolliert nach oben gebracht werden.
Im Video unten wird das Vorgehen simuliert:
Läuft alles nach Plan, wird das Schiff in die Salmsacher Bucht transportiert und dort zwischengelagert. Später soll das Dampfschiff dann ganz geborgen werden. Wann das passieren wird, ist noch unklar. Wenn alles rund läuft, bereits im Juni.
Sollte das Schiff nicht schon längst geborgen worden sein?
Ja, geplant war, das Schiff Mitte April vom Grund zu heben. Doch beim ersten Versuch ist ein Seil gerissen. Darauf wurde die Bergungsmission unterbrochen.
Im Video unten siehst du die Vorarbeiten von damals:
Drama im Vorfeld «Ich bin fast ertrunken auf einem Meter Wassertiefe»
Nachdem bei den Vorarbeiten zur Bergung ein Tauchgang vor rund zwei Wochen schiefgelaufen ist, haben die Verantwortlichen ein neues Tauchteam ins Leben gerufen. Damals blieb Projektleiter Silvan Paganini bei einem Tauchgang mit seiner Ausrüstung in den Seilen hängen. Im Video unten erzählt er, wie es dazu kam.
Wieso wird das Schiff nach rund 90 Jahren geborgen?
Silvan Paganini, Präsident des Schiffsbergevereins, und weitere Interessierte lancierten vor einem Jahr ein Crowdfunding, um die Bergung möglich zu machen. Rund eine viertel Million Franken konnten gesammelt werden. Paganini ist Betriebsleiter der Werft der Schweizerischen Bodenseeschifffahrt und hat seinem Arbeitgeber das Schiff abgekauft – für einen symbolischen Franken. Die Säntis wurde 2013 bei der Neuvermessungen des Bodensees wiederentdeckt. 1933 wurde das Schiff im Bodensee versenkt, weil es nach 40 Jahren Dienst auf dem See ausgemustert wurde. Damals galt, salopp ausgedrückt, Schiffe versenken als günstige Entsorgungsmethode.
Im Video unten siehst du, wie der Verein damals um Geld geworben hat und wie die Bergungsmethoden 2023 erklärt wurden.
In einer Machbarkeitsstudie wurde gezeigt, dass eine Bergung theoretisch möglich ist.
Ursprünglich war geplant, das Schiff erst in der Werft in Romanshorn auszustellen und es danach auf einem Spielplatz der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von diesen Plänen weicht der Verein nun ab. Gelingt die Bergung, wird das Schiff erst mal konserviert. Restauriert und fahrtüchtig wird es jedoch nicht gemacht. Das würde laut Paganini rund 13 Millionen Franken kosten und danach könnte der Betrieb des Dampfschiffes nicht kostendeckend geführt werden. Das Schiff solle aber der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wie und wo genau, ist noch nicht ganz klar.
Technische Daten
Länge: 49 Meter
Breite: 10,90 Meter
Höchstgeschwindigkeit: 26 km/h
Maschinenleistung: 450 PS
Antrieb: Schaufelräder mit 8 Eisenschaufeln
Kapazität: 400 Personen
Jungfernfahrt: 1892
Versenkung: 1933
Heimathafen: Romanshorn