Erdrutsch Bonaduz: Haus im Weiler Scombras von Schlammlawine erfasst

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Bonaduz GR«Das Haus wird bis auf weiteres nicht bewohnbar sein»

Im Weiler Scombras im Gebiet Sculms ist am Mittwoch eine Liegenschaft von einer Schlammlawine erfasst worden. Zwei Personen wurden zur Kontrolle ins Spital gebracht. 

Kurz nach 17 Uhr meldete ein Mann, dass sein Haus im Gebiet Sculms bei Bonaduz GR von einer Schlammlawine erfasst worden sei und er seine Frau nicht finden könne, wie die Kantonspolizei Graubünden in einer Mitteilung schreibt (20 Minuten berichtete). Einsatzkräfte der Feuerwehr Bonaduz Rhäzüns, der Rettung Chur und der Kantonspolizei Graubünden eilten vor Ort. Noch vor deren Eintreffen konnten die betroffenen Eheleute Kontakt zueinander aufbauen. Die Feuerwehr barg den im Haus blockierten Mann, wonach die beiden zur Kontrolle ins Kantonsspital Graubünden nach Chur gebracht wurden.

Der Führungsstab der Gemeinde Bonaduz zog zur Bestimmung des weiteren Vorgehens diverse Spezialisten und Spezialistinnen hinzu. Die Sculmserstrasse wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Das sagt eine Anwohnerin

Eine Anwohnerin hat am Mittwochabend, um etwa 17.30 Uhr, mitbekommen, dass etwas nicht stimmt. «Da waren überall Feuerwehr- und Polizeiautos und da habe ich vom Erdrutsch erfahren», sagt sie auf Anfrage von 20 Minuten. Den Murgang selbst hat sie nicht gesehen. «Dafür sind wir zu weit weg.» Sie kennt aber die Betroffenen und ist schockiert. «Uns ist allen bewusst, dass wir mit dem Wohnsitz am Hang in einem Risikogebiet wohnen. Aber man rechnet nicht damit, dass in diesem Ausmass etwas passiert. Es hätte genauso gut uns treffen können», sagt die Anwohnerin und erzählt, wie sie ein paarmal leer schlucken musste, als sie davon erfuhr. 

Auch wenn sie verschont blieb, leidet sie mit dem betroffenen Ehepaar mit. «Die haben jetzt eigentlich nichts mehr», sagt sie und fügt an: «Wenigstens geht es ihnen gesundheitlich gut», weiss sie aus erster Hand.

Zu der Situation am Hang sagt die Anwohnerin: «Es wird extrem viel Wasser aus der Erde gedrückt und es fliesst derzeit permanent den Hang runter.» 

Lageupdate Donnerstagnachmittag

Der Gemeindeführungsstab Bonaduz konnte am Donnerstag kurz vor Mittag die Lage im Rutschgebiet Scombras beurteilen, wie die Gemeinde in einer Mitteilung schreibt. Gemäss den aufgebotenen Geologen ist das betroffene Gebiet lokal begrenzt. Durch die anhaltenden Niederschläge und den Wärmeeinbruch der letzten Tage sammelten sich grosse Wassermengen im genannten Gebiet. Dies führte am Mittwoch dazu, dass sich ein Teil des Hangs unterhalb der Kantonsstrasse löste und abrutschte. Dabei wurde ein dauerhaft bewohntes Gebäude beschädigt. «Das Haus wird bis auf weiteres nicht bewohnbar sein. Der ganze Schlamm ist auf der Hangseite durchs Haus rein und hat dieses stark beschädigt», sagt der Gemeindeführungsstab auf Anfrage von 20 Minuten. Ins vorsorglich evakuierte Gebäude oberhalb können die Bewohner voraussichtlich am späten Nachmittag wieder zurück. 

Temporäre Rohrleitungen verlegt

Das Gebiet oberhalb Scombras ist derzeit stabil. Im Verlauf des Tages werden durch die Gemeindebetriebe Crestault und die Regiofeuerwehr Bonaduz/Rhäzüns temporäre Rohrleitungen gelegt, um die anhaltenden grossen Wassermengen im Gebiet kontrolliert abzuführen. «Das Wasser wird auf die andere Seite in den Wald geleitet, wo keiner wohnt und es relativ flach ist», so der Gemeindeführungsstab. Dies mit dem Ziel, die Lage im Rutschgebiet zu entschärfen beziehungsweise zu beruhigen.

Die Geologen rechnen gemäss dem Gemeindeführungsstab nach Umsetzung der Massnahmen mit keinen weiteren Murgängen. Die Kantonsstrasse nach Sculms ist ab Donnerstag, 16 Uhr, wieder für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen befahrbar. Es muss weiterhin mit kurzfristigen Sperrungen gerechnet werden. 

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