EuropaMassive Überschwemmungen in Teilen Siziliens
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Videos zeigen massive Überschwemmungen
Auf diversen Videos in den sozialen Medien ist zu sehen, welche Wucht die massiven Regenfälle mit sich bringen. So zeigt eine der Aufnahmen, wie ein Boot quer durch Catania treibt. In anderen Videos werden Autos von den Wassermassen mitgerissen.
Der italienische Wetterdienst gab am Dienstagabend eine erste Warnung heraus, in der Nacht auf Mittwoch ging dann enorm viel Regen über Sizilien nieder: Innert 12 Stunden fielen 500 Milliliter pro Quadratmeter, durch die Wassermassen entstanden enorme Schäden. (bho)
Diverse Personen evakuiert
Angesichts der Überschwemmungen mussten in Sizilien diverse Personen aus ihren Häusern evakuiert werden. So etwa vier Personen, die aus den unteren Etagen ihres überfluteten Hauses gerettet werden mussten. Seit Mittwochmorgen führte die Feuerwehr Catania mindestens 70 Rettungseinsätze durch.
Im Ort Syrakus musste die Feuerwehr mindestens ein Dutzend Menschen aus den Häusern evakuieren, insgesamt leistete die Feuerwehr in den letzten 24 Stunden über 80 Einsätze.
Auf der Autobahn A18 wurden mehrere Autofahrer in ihren Fahrzeugen eingeklemmt. Die Behörden forderten die Anwohner auf, ihre Autos nicht zu benutzen.
Massive Regenfälle in Sizilien
Der Osten Siziliens ist erneut von heftigen Regenfällen heimgesucht worden. Besonders betroffen von den Überschwemmungen und Erdrutschen ist die Region Catania.
Wie tio.ch schreibt, hätten sich die Strassen in den Orten Acireale, Giarre und Riposto in regelrechte Sturzbäche verwandelt, die Autos mitreissen und Lieferwagen umwerfen würden. (bho)
500 Familien in Bologna evakuiert, 3500 weitere ohne Strom
In und um die Stadt Bologna sind in der Nacht auf Sonntag insgesamt 2000 Menschen evakuiert worden. Dies gab Bürgermeister Matteo Lepore in einem Video auf seiner Facebook-Seite bekannt, in dem er eine Bilanz der Lage in der Stadt nach der Überschwemmung zieht. Zudem seien weiterhin Tausende Haushalte ohne Strom.
«Die ganze Stadt arbeitet daran, die Keller und Strassen vom Schlamm zu befreien. Noch immer gibt es überschwemmte Unterführungen. Auch heute bitten wir darum, nicht mit dem Auto anzureisen und das Haus so wenig wie möglich zu verlassen», so der Appell von Lepore. (bho)
So ist die Lage in den verschiedensten Regionen
Das italienische Ministerium für Katastrophenschutz hat am Sonntagmorgen die Warnungen wegen des Unwetters aktualisiert. Für die Regionen Emilia-Romagna, Kampanien, Apulien, Basilikata und Kalabrien gilt wegen andauernder heftiger Regenfälle und Gewitter die zweithöchste Alarmstufe orange.
Für Kampanien, Apulien, Abruzzen, Molise und Teile von Kalabrien, Basilikata, Toskana, Emilia-Romagna, Piemont, Lombardei, Venetien und die autonome Provinz Bozen gilt die dritthöchste Warnstufe gelb.
Lage weiterhin angespannt: Po-Nebenfluss tritt über die Ufer
Auch am Sonntagmorgen ist die Hochwasserlage in diversen Teilen Italiens nach wie vor kritisch. In der Provinz Reggio Emilia nördlich von Bologna ist der Crostolo, ein Nebenfluss des Po, in der Gemeinde Cadelbosco di Sopra über die Ufer getreten. Die Gemeinde hat einen Evakuierungsaufruf für die Bewohner mehrerer bedrohter Gebiete ausgesprochen. Auch andernorts gab es Evakuationsaufrufe. (bho)
Schwere Überschwemmungen in Italien fordern ein Todesopfer
In Italien haben starke Unwetter in mehreren Regionen für Schäden und Überschwemmungen gesorgt. In Bologna in der Region Emilia-Romagna ist am Sonntagmorgen die Leiche eines 20-Jährigen gefunden worden, wie Rai berichtet. Der junge Mann war demnach mit dem Auto unterwegs, als sein Fahrzeug von den Wassermassen mitgerissen wurde. Sein Bruder konnte sich aus dem Auto retten. (bho)
Mindestens 14 Tote nach Überschwemmungen in Bosnien
Bei heftigen Überschwemmungen und Erdrutschen in Bosnien sind mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher der Regionalregierung sagte am Freitag, die 14 Leichen seien in der Region Jablanica rund 70 Kilometer südwestlich von Sarajevo gefunden worden. Die Zahl der Todesopfer werde vermutlich noch steigen.
«Die Lage ist sehr ernst, viele Menschen können ihre Wohnungen nicht verlassen», schrieb Nermin Niksic, Ministerpräsident der Föderation von Bosnien und Herzegowina, im Onlinedienst X.
Die 4000-Einwohner-Stadt Jablanica war nach Angaben von Rettungskräften zunächst nicht zugänglich. Fotos in örtlichen Medien zeigen Erdrutsche, die Häuser bis unter das Dach unter sich begraben. Von einer Moschee war nur noch das Minarett zu sehen.
Im Ort Kiseljak etwa 20 Kilometer von Sarajevo standen nach Angaben von AFP-Journalisten am Freitag zahlreiche Häuser, Gärten und Autos unter Wasser. Feuerwehrleute, Polizei und Rettungskräfte waren im Einsatz.
In den vergangenen 24 Stunden hatte es ungewöhnlich starke Regenfälle in der Region gegeben. Das benachbarte Kroatien gab eine Überschwemmungswarnung für die Küstenstadt Rijeka und das Landesinnere heraus. Nach übereinstimmender Einschätzung von Wissenschaftlern nehmen extreme Wetterphänomene in Folge des menschengemachten Klimawandels zu. (afp)
Hochwasser an der Oder: Lage spitzt sich weiter zu
Die Hochwasserlage an der Oder in Brandenburg spitzt sich weiter zu. In der Nacht zu Mittwoch wurde für einen weiteren Abschnitt die höchste Alarmstufe vier ausgerufen, wie das Landesumweltamt mitteilte. Nach dem Abschnitt bei Ratzdorf gilt die Katastrophenabwehr nun auch für Eisenhüttenstadt. Alarmstufe vier wird ausgelöst, wenn die Überflutung grösserer Flächen einschliesslich Strassen und Gebäuden droht. Die Katastrophenabwehr wird aktiviert, etwa indem Evakuierungen vorbereitet werden.
Pegel bei 6,40 Meter
In Eisenhüttenstadt lag der Pegel am Mittwochmorgen bei 6,40 Meter. Das Umweltamt rechnete mit einem weiteren Anstieg im Lauf des Tages. In Ratzdorf wurden am Mittwochmorgen 6,10 Meter gemessen.
In den beiden vom Hochwasser am meisten betroffenen Orten wollte sich Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Mittwochnachmittag ein Bild von der Lage machen, wie die Staatskanzlei in Potsdam mitteilte. Er wurde zunächst in Eisenhüttenstadt und anschliessend in Ratzdorf erwartet. (afp)
Steigender Wasserstand: Stadt Frankfurt untersagt Hochwassertourismus
Der aus Polen kommende Scheitel des Oder-Hochwassers rollt auf Brandenburg zu. Am Dienstagmorgen erreichte der Pegel in Ratzdorf im Landkreis Oder-Spree den Richtwert der Alarmstufe 3, wie Daten des Landesamts für Umwelt (LfU) zeigten. Bei Alarmstufe 3, der zweithöchsten Alarmstufe, ist mit der Überflutung einzelner Grundstücke, Strassen oder Keller, einer stärkeren Vernässung von Polderflächen und Wasserständen etwa bis zur halben Deichhöhe zu rechnen.
Wegen des stetig steigenden Wasserstandes wurde für Ratzdorf für den späten Dienstagnachmittag mit der Alarmstufe 4 gerechnet, bis Mitternacht sollte der Pegel dann die Sechsmetermarke erreichen. Für Mittwochmittag wurde ein Hochwasserscheitel von maximal 6,20 Meter erwartet. Ob dieser Richtwert auch an den Pegeln in Eisenhüttenstadt und dem etwa zehn Kilometer flussabwärts gelegenen Frankfurt an der Oder überschritten wird, war noch offen.
Die Stadt Frankfurt untersagte ab Dienstag per Allgemeinverfügung jeglichen Hochwassertourismus, nachdem in den vergangenen Tagen Hunderte Schaulustige am Oderufer den steigenden Wasserpegel beobachten wollten. Häufig kam es dadurch der Stadt zufolge zu Behinderungen von Einsatzkräften und damit einhergehenden Gefährdungen.
Sorge bereiten dem Lagezentrum des LfU zudem «Souvenirjäger» auf den Oderdeichen. So seien Teile an der Spundwand in Frankfurt gestohlen worden. Die Polizei verstärkte daher, ebenso wie in Ratzdorf, wo seit Montag die mobile Schutzwand aufgebaut wurde, ihre Kontrollen.
Das Technische Hilfswerk (THW) wappnet sich seit Tagen für das Hochwasser an der Oder. In Eisenhüttenstadt werden seit Montag Tausende Sandsäcke befüllt. Allein dort sind etwa 60 THW-Kräfte im Einsatz. «Unsere Priorität ist es, vor der Lage zu bleiben und uns so gut wie möglich vorzubereiten», erklärte Dirk Ulrich, Einsatzleiter im Landesverband Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt. (afp)
Italien ruft Notstand für zwei Hochwasser-Regionen aus
Italien hat nach tagelangen Regenfällen im Norden des Landes für zwei Hochwasser-Regionen den Notstand ausgerufen, für Emilia-Romagna und Marken. Die rechte Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni stellte den beiden Gebieten Emilia-Romagna und Marken zudem 20 Millionen Euro an Soforthilfe zur Verfügung.
Wegen des Regens stehen dort zahlreiche Strassen unter Wasser. Insgesamt mussten mehr als 2500 Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden. Betroffen sind Städte wie Bologna, Modena und Ravenna und auch das Strandbad Rimini an der Adria.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Inzwischen gibt es zwischen Rom und den Regionalregierungen der Hochwasser-Gebiete auch gegenseitige Schuldzuweisungen. Der rechte Katastrophenschutz-Minister Nello Musumeci warf der sozialdemokratisch regierten Verwaltung der Emilia-Romagna vor, bereits zur Verfügung gestelltes Geld nicht richtig verwendet zu haben. «Irgendetwas stimmt nicht. Es kann nicht immer zu derart katastrophalen Überschwemmungen in der Emilia-Romagna kommen», sagte der Minister. Vergangenes Jahr kamen dort bei Unwettern 17 Menschen ums Leben. Der Sachschaden ging in die Milliarden.
Die Sozialdemokraten wiesen die Vorwürfe als wahltaktisches Manöver zurück. Im November finden in der Emilia-Romagna, einer der reichsten und traditionell linken Regionen Italiens, Wahlen statt. (dpa)
Feuerwehrmann in Italien bei Unwetter getötet
Bei heftigen Regenfällen in der Region Apulien im Süden Italiens ist ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Der Geländewagen des 59 Jahre alten Mannes wurde in der Nähe der Gemeinde San Severo von Wassermassen mitgerissen, wie die Behörden mitteilten. Dabei ertrank er. Der Mann wollte anderen Autofahrern helfen und hätte demnächst in Rente gehen sollen.
Auch in anderen italienischen Regionen wie in der Toskana und der Emilia Romagna gab es heftige Niederschläge. Viele Flüsse traten über die Ufer. In vielen Gemeinden gab es Hochwasser, so dass die Feuerwehr ausrücken musste.
Von der Leyen verkündet EU-Hilfen von 10 Milliarden Euro
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat europäische Hilfen in Höhe von zehn Milliarden Euro für die von Überschwemmungen betroffenen Länder in Ost- und Mitteleuropa angekündigt. «Auf den ersten Blick sind zehn Milliarden Euro aus dem Kohäsionsfonds für die betroffenen Länder mobilisierbar. Das ist jetzt eine Notfallreaktion», sagte von der Leyen beim Besuch im polnischen Flutgebiet Breslau am Donnerstag vor Journalisten.
Von der Leyen war auf Einladung des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk nach Breslau gereist, wo auch der österreichische Kanzler Karl Nehammer sowie die Regierungschefs der Slowakei und Tschechiens, Robert Fico und Petr Fiala anwesend waren, um über das Vorgehen nach der Überflutung zu beraten.
Tusk erklärte, Polen werde die Hälfte der Gelder aus dem Kohäsionsfonds erhalten. Tschechien erhält laut Fiala zwei Milliarden Euro. «Das sind gute Nachrichten», schrieb der tschechische Regierungschef im Online-Dienst X. «Nach den verheerenden Fluten müssen wir Brücken, Strassen, Schulen oder Bahnhöfe reparieren.» Nehammer erklärte nach dem Treffen, Österreich könne aus diesem Fonds 500 Millionen Euro abrufen und es sei auch keine Gegenfinanzierung notwendig, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete. Fico äusserte sich nicht zum Anteil der Slowakei. Auch darüber, wie viel EU-Hilfe Rumänien erhält, wurde nichts bekannt.
Um Gelder aus Kohäsionsfonds zu erhalten, müssen Mitgliedsländer normalerweise einen eigenen Anteil beisteuern. Von der Leyen erklärte, die zehn Milliarden Euro würden zu «100 Prozent» von der EU gestemmt, die Gegenfinanzierung falle angesichts der Flutschäden weg. «Dies sind aussergewöhnliche Zeiten und in aussergewöhnlichen Zeiten braucht es aussergewöhnliche Massnahmen», sagte die Kommissionspräsidentin. Es sei «herzzerreissend», die «Verwüstung und Zerstörung» zu sehen, fügte sie hinzu. Gleichzeitig sei aber die «enorme Solidarität» zwischen den Menschen der betroffenen Länder «tröstlich», betonte sie. (DPA)
Desinformation über Deichsprengungen: Polen nimmt Mann fest
Der Geheimdienst in Polen hat einen Mann festgenommen, der Falschinformationen über angebliche Deichsprengungen verbreitet haben soll. Es handele sich bei dem Tatverdächtigen um einen 26-Jährigen aus einem Ort unweit von Breslau (Wroclaw), schrieb der Sprecher des Innenministeriums, Jacek Dobrzynski, auf X. Der Mann habe sich in Uniform als Soldat ausgegeben und Bürger in Hochwassergebieten mitgeteilt, das angeblich Deiche gesprengt werden sollen. Die Ermittlungen dauern an.
Über die Vorfälle hatte zuvor bereits Regierungschef Donald Tusk nach einer Sitzung des Krisenstabs in Breslau informiert. «Niemand hat irgendwo die Absicht, irgendwas in die Luft zu sprengen», stellte er klar.
Im Südwesten Polens hat es nach Dauerregen verheerende Überschwemmungen gegeben. Inzwischen hat die Flutwelle Breslau erreicht. Der Pegelstand betrug dort 6,41 Meter, wie das Meteorologische Institut mitteilte. Dies ist allerdings deutlich niedriger als beim Oder-Hochwasser 1997. Der durchschnittliche Wasserstand in der Oder bei Breslau beträgt etwas über drei Meter. (dpa)
Elbpegel erreicht in Dresden zweithöchste Meldestufe 3
Die Elbe hat in Dresden am Mittwoch die zweithöchste Warnstufe 3 erreicht. Nach Angaben der sächsischen Hochwasserzentrale erreichte der Pegel in der sächsischen Landeshauptstadt am Mittwochvormittag 6,01 Meter. Auch in Schöna erreichte der Elbpegel Warnstufe 3, hier lag der Wasserstand bei 6,57 Meter. Bei der Warnstufe 3 kann es zu Überschwemmungen bebauter Gebiete, von Strassen und Schienen kommen.
Die höchste Alarmstufe 4 wird allerdings an keinem sächsischen Elbpegel erwartet. Ab Donnerstag wird wegen nachlassender Niederschläge auch mit sinkenden Wasserständen an der Elbe gerechnet. Die Pegel an Neisse, Spree und Schwarzer Elster sanken bereits wieder. In Bayern entspannte sich die Hochwasserlage bereits. (AFP)
Keine Entwarnung in Hochwasser-Gebieten: Schon 21 Tote in Mittel- und Osteuropa
Trotz nachlassender Regenfälle hat es in den Hochwasser-Gebieten in Mittel- und Osteuropa am Dienstag noch keine Entwarnung gegeben: In Österreich wurden im stark betroffenen Bundesland Niederösterreich weitere Orte evakuiert. In einem überfluteten Haus entdeckten Feuerwehrleute ein fünftes Todesopfer. In Polen stieg der Zahl der Toten auf sechs. Damit kamen bei den Überschwemmungen nun insgesamt 21 Menschen ums Leben.
In Niederösterreich, wo nach tagelangem Dauerregen immer noch ganze Landstriche unter Wasser stehen, wurden am Montag und in der Nacht zu Dienstag sieben Ortschaften im Tullnerfeld an der Donau evakuiert. 26 Dörfer waren am Dienstag immer noch von der Aussenwelt abgeschnitten. Insgesamt rückte die österreichische Feuerwehr seit Freitag zu 33'000 Einsätzen aus.
Gefahr noch nicht gebannt
Auch in Polen, Tschechien und Rumänien ist die Gefahr noch nicht gebannt. In Polen verzeichneten die Behörden am Dienstag zwei weitere Todesopfer. Wie die Polizei mitteilte, sind damit insgesamt sechs Menschen mutmasslich in den Fluten ertrunken. In Rumänien gab es bereits sieben Tote.
Experten zufolge führt die Erderwärmung zu häufigerem und intensiverem Starkregen. Eine Analyse des europäischen Forschungskonsortiums ClimaMeter ergab, dass der Starkregen in Mittel- und Osteuropa in den vergangenen Tagen «grösstenteils» auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen ist. Starkregen-Ereignisse wie dieses sind heute demnach bis zu 20 Prozent intensiver als noch am Ende des vergangenen Jahrhunderts. (afp)
Hochwasser in Österreich: Fünftes Opfer entdeckt
In Österreich haben Einsatzkräfte ein weiteres Flut-Opfer tot aufgefunden. Die 81-Jährige wurde am Dienstag in ihrem überschwemmten Haus in Würmla in Niederösterreich entdeckt, wie die Behörden mitteilten. Damit steigt die Zahl der Hochwasser-Toten in Österreich nach Zählung der Behörden auf fünf. Die genaue Todesursache von einem der Opfer ist allerdings weiter unklar.
Luan steht das Wasser bis zu den Knien
Die Wassermassen stehen Luan auch am Dienstagmorgen noch bis zu den Knien. Der Bewohner von St. Pölten hofft, dass die Region auch nach dem Ende des Regens die dringend benötigte Hilfe bekommt. «Wir brauchen die Unterstützung der Regierung», betont er eindringlich. Am Samstag wurden sowohl sein Garten als auch der Keller seines Hauses komplett überschwemmt. Seitdem hat er keinen Schlaf gefunden. «Ich kann kein Auge zutun», sagt er erschöpft. «Ich bin ununterbrochen damit beschäftigt, das Wasser abzupumpen.»
«Viele Leute waren hilflos»
Für die Bevölkerung von St. Pölten sind die Hochwasser eine Katastrophe. «Ich und so viele andere haben das Zuhause verloren», sagt Susanne (63). Man habe zwar gewusst, dass die grossen Wassermassen kommen, dennoch kritisiert die Anwohnerin, dass zu wenig gemacht wurde, vor allem um ältere Menschen zu schützen und zu unterstützen. «Es gab zwar einen Alarm, aber was sollen wir machen, wo sollen wir hin? Es gab schlicht zu wenig Information.» Sie hätte sich Durchsagen gewünscht, wie sich die Bevölkerung verhalten soll.
Die Stadt und vor allem die Feuerwehr hätten sich zwar sehr bemüht, dennoch glaubt die 63-Jährige, dass alle die Situation unterschätzt hätten. «Viele Leute waren hilflos.»
Mobile WC-Container in St. Pölten
Im Stadtteil Pottenbrunn in St. Pölten herrschte am Montag noch Ausnahmezustand. Der Saubach ist durch den ganzen Stadtteil geflossen. Am Tag danach hat sich die Situation zumindest auf den Strassen etwas entschärft. Laut dem 20-Minuten-Reporten Thomas, der sich vor Ort befindet, ist das Wasser über Nacht mehrheitlich abgelaufen. In den Quartieren wurden jedoch mobile Toiletten-Container angeliefert. Der Grund: Die städtischen Sanitäranlagen sind aufgrund des Hochwassers überlastet.
Viele Häuser, Parkplätze und Einfahrten seien jedoch weiterhin überschwemmt. Die Aufräumarbeiten dauern an.
Wetter in Österreich ändert sich
Aufatmen in Österreich: Unter zunehmendem Hochdruckeinfluss kommt es am Dienstag landesweit zu einer Wetterbesserung, die Reste des zuletzt wetterbestimmenden Tiefs ziehen sich in den Mittelmeerraum zurück, wie «Heute.at» schreibt. Die kommenden Tage präsentieren sich zwar noch leicht unbeständig, grosse Regenmengen sind jedoch nicht mehr zu erwarten und die Temperaturen steigen deutlich an. Auf den Bergen setzt somit Tauwetter ein.
Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag gibt es immer wieder Sonnenschein und die Temperaturen liegen zwischen 16 und 23 Grad. Ähnlich präsentiert sich das Wetter auch am Samstag und Sonntag. Erst nächste Woche zieht wieder die nächste Störung auf.
Sorge in Österreich wegen weiteren Dammbrüchen
Im Osten Österreichs herrscht grosse Sorge vor weiteren Dammbrüchen. «Es besteht höchste Dammbruchgefahr», hiess es von den Behörden. Mehr als 200 Strassen in Niederösterreich waren gesperrt, 1800 Gebäude geräumt worden. Es gab auch Stromausfälle. In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge.
Auch Dienstagmorgen waren 26 Gemeinden nicht erreichbar, berichtete ORF. Zehn davon allein im Bezirk Melk, betroffen waren aber auch die Bezirke St. Pölten, Bruck an der Leitha, Tulln, Scheibbs und Lilienfeld.
In Wien gibt es noch Probleme im öffentlichen Verkehr. Am Wienfluss, der sonst als Rinnsal, seit Sonntag aber als reissender Fluss mitten durch die Stadt geht, gab es leichte Entspannung.
Zusammenfassung: Das Bangen geht weiter
Das Bangen in den Hochwassergebieten geht weiter: In weiten Teilen des riesigen Katastrophengebietes von Rumänien, Polen über Tschechien bis Österreich herrscht Land unter. Strassen und Felder sind überschwemmt, Keller und Häuser vollgelaufen, Dämme und Deiche teils zerstört. In Deutschland müssen sich die Menschen an Oder und Elbe auf die Wasserwalze aus Zuflüssen in angrenzenden Ländern einstellen. An diesem Dienstag wird in einigen der betroffenen Gebiete mit nachlassenden Niederschlägen gerechnet.
Bisher kamen mindestens 18 Menschen beim verheerenden, tagelangen Regen ums Leben. In Österreich wurde am Montagabend ein weiterer Toter in den Fluten entdeckt. Ob der etwa 40- bis 50-jährige Mann auch ein Hochwasser-Opfer ist, blieb zunächst unklar. Zahlreiche weitere Menschen werden vermisst.
Innenstadt sieht aus wie nach Bombenexplosion
In der polnischen Kleinstadt Klodzko rund 100 Kilometer südlich von Breslau sah ein Teil der Fussgängerzone aus wie nach einer Bombenexplosion. In den Läden im Erdgeschoss waren Schaufenster und Türen herausgerissen. Drinnen waren Regale umgestürzt, lose Kabel hingen herum. In Klodzko war die Glatzer Neisse, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten.
Am selben Fluss liegt die Kleinstadt Nysa, wo das Wasser in die Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses eindrang, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. 33 Patienten wurden mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter Kinder und Schwangere. Örtliche Behörden ordneten Evakuierungen in Nysa sowie in Paczkow an. In der Kleinstadt im Südwesten Polens war ein Riss in der Staumauer eines Stausees festgestellt worden. 4900 Soldaten wurden PAP zufolge zur Unterstützung der lokalen Behörden der vom Hochwasser betroffenen Gebiete abgestellt.
Umfangreiche Unterstützung für Opfer angekündigt
Regierungschef Donald Tusk kündigte für die Hochwasseropfer im Südwesten des Landes zudem die Bereitstellung von Hilfsgeldern in Höhe von einer Milliarde Zloty (rund 225 Millionen Franken) an. In Österreich stehen nach Angaben von Kanzler Karl Nehammer aus dem Katastrophenfonds zunächst 300 Millionen Euro zur Beseitigung der Schäden zur Verfügung. Der Hilfstopf könne bei Bedarf noch aufgestockt werden, hiess es.
Dresden: Wasserspiegel deutlich zu hoch
In Sachsen richtet sich der bange Blick auf Tschechien und die Elbe. Wassermassen aus dem Nachbarland erreichen mit Verzögerung Deutschland. In Dresden ist der Wasserspiegel der Elbe schon mehr als viermal so hoch wie der dortige Normalstand von 1,42 Metern, im Tagesverlauf wurde mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Marke gerechnet. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.
Wieder steigende Pegel in Bayern
Der ergiebige Regen im Süden und Osten von Bayern soll laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum Mittag nachlassen. Vorher müssen sich die Menschen aber auf erneut steigendes Wasser einstellen. In Passau überschritt der Pegelstand der Donau am frühen Morgen den Richtwert der Warnstufe 3, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete. Mehrere Strassen, Fusswege und Parkplätze wurden gesperrt. Auch der Fluss Sempt in Oberbayern schwillt nach einem ersten Rückgang des Wassers wieder an. Am Pegel Berg nahe der Gemeinde Wörth (Landkreis Erding) wurde ebenfalls die Warnstufe 3 erreicht. (DPA)
Überschwemmungen in der Steiermark
Nicht nur Niederösterreich, sondern auch die Steiermark hat mit Überschwemmungen zu kämpfen. «Das Wasser ist am Vormittag erheblich zurückgegangen, aber momentan regnet es wieder stark», schreibt Newsscout Gerald O. aus dem Mariazellerland.