Im Livestream«Wann endet der Krieg?» – Putin stellt sich den Fragen seiner Bürger
Erstmals seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine stellt sich Kremlchef Wladimir Putin in Moskau den Fragen von Bürgern. Hier könnt ihr den Anlass mitverfolgen.
- von
- gux
Darum gehts
Wladimir Putin hält im Vorfeld seiner absehbaren fünften Wiederwahl ein grosses Medienspektakel ab.
Es ist das erste Mal seit Beginn der Invasion, dass er sich in einem solchen TV-Format äussert.
In den vergangenen Jahren konnten Bürgerinnen und Bürger dem Präsidenten in der TV-Show «Direkter Draht» Fragen stellen.
Im letzten Jahr pausierte die Sendung kriegsbedingt.
Jetzt wurde sie mit Putins Pressekonferenz zum Jahresende verbunden.
Diesmal gab es kein offizielles Akkreditierungsverfahren: Der Kreml sprach Einladungen nur an handverlesene Journalisten aus.
Mehr als anderthalb Millionen Fragen wurden eingereicht. Vor Russlands Präsidentenwahl erwarten viele Menschen Antworten.
Traditionell kommen bei diesen Sprechstunden immer wieder die vielen Probleme des Landes wie Armut, soziale Not, Klagen über die Gesundheitsversorgung und fehlende Infrastruktur zur Sprache. Putin, der das Land seit mehr als einem Vierteljahrhundert führt, gibt sich dabei als Problemlöser und Kümmerer. Kritiker monieren, dass immer wieder dieselben Fragen kämen – ohne Besserung der Lage.
Was Russen und Russinnen wissen wollen
- Ende des Krieges: Soziologen des unabhängigen russischen Meinungsforschungsinstituts Lewada haben ermittelt, dass die meisten Menschen gern von Putin wissen würden, wann der Krieg endet. Sie hatten zuletzt auch in repräsentativen Befragungen festgestellt, dass immer mehr Russen für den Beginn von Friedensverhandlungen sind.
- Renten: An zweiter Stelle stehen Fragen zur Rente und ihrer Höhe an Putin, hiess es in der Anfang Dezember veröffentlichten Lewada-Umfrage. Viele Senioren fragten demnach, wann sie endlich «ein normales Leben» führen könnten.
- Löhne: An dritter Stelle liege die Frage an Putin: «Wann wird es normale Gehälter geben?» Wer in Russland einen ganzen Monat in Vollzeit arbeitet, erhält im Schnitt nur einige Hundert Euro umgerechnet.
Geplant sind etwa drei Stunden Sendezeit. Allerdings sagte Putins Sprecher Peskow, dass es keine Zeitbegrenzung gebe. Im Stadtzentrum sind in Kremlnähe im Zuge massiver Sicherheitsvorkehrungen mehrere Strassen gesperrt.
Die Teilnehmer mussten sich auf das Coronavirus und Grippe testen lassen, bevor sie das Gelände betreten durften. Putin hatte während der Pandemie strenge Beschränkungen für Besucher erlassen.
Ausgefallen
Die nationale Fernsehsprechstunde «Direkter Draht», bei der Bürger normalerweise alljährlich persönlich Beschwerden bei Putin vorbringen können, war letztes Jahr ausgefallen. Sie wurde zuletzt am 30. Juni 2021 organisiert.
Wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte Putin auch die stets auf mehrere Stunden anberaumte Pressekonferenz im vergangenen Dezember erstmals seit zehn Jahren streichen lassen. Beobachter vermuten, dass er die Fragen der internationalen Journalisten vermeiden wollte – angesichts des am 24. Februar 2022 begonnenen Krieges gegen die Ukraine, wo seine Armee immer wieder Niederlagen einstecken musste.
Inzwischen tritt Putin wieder zunehmend selbstbewusst auf, dass er den Krieg gewinnt. In den letzten Monaten hatte er immer wieder auf Fragen linientreuer Journalisten geantwortet, die ihn etwa auf seinen Reisen begleiten oder im Kreml treffen. Unabhängige Medien sind zu solchen Runden schon seit langem nicht mehr zugelassen.
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