AmtsschimmelDie Eltern können die neue Chindsgi-Weg-Regel nicht verstehen
Ab dem 1. August 2024 dürfen Kita-Kinder nur noch von ausgebildetem Personal begleitet werden. Die Kita Thun stellt das Betreuungsangebot für Kindergartenkinder deshalb ein.
Darum gehts
Ab dem 1. August 2024 darf nur noch ausgebildetes Personal die Wegbegleitung von Kita- und Kindergarten-Kindern übernehmen.
Die Betreuungsgutscheine dürfen sonst nicht mehr für den Kindergartenweg genutzt werden.
Die Kita Thun muss deshalb eine Kindergruppe schliessen.
In Thun BE findet der Kindergarten nur vormittags statt, daher schicken viele Eltern ihre Kinder zusätzlich in eine Kita. In der Kita Thun etwa können die Kinder bereits am Morgen vor dem Chindsgi-Beginn abgegeben werden. Eine der Angestellten bringt die Kinder dann zu Fuss in einen der nahe gelegenen Kindergärten und holt sie zum Mittagessen wieder ab. Bislang haben oftmals Lernende oder Zivildienstleistende diese Aufgabe übernommen.
Nun hat der Kanton Bern jedoch beschlossen, dass die Kinder künftig nur noch durch Fachpersonen von Kitas in den Kindergarten gebracht werden sollen. Das bedeutet, dass entweder eine Fachperson Betreuung Kind EFZ, ein Lehrling im zweiten Lehrjahr oder jemand mit ähnlicher Ausbildung die Kinder begleiten soll, wie der «Blick» schreibt. Ansonsten darf der Chindsgi-Weg nicht mehr über die Betreuungsgutscheine, dem Berner Betreuungssubventions-System, vergünstigt angeboten werden.
«Mir fehlt es an Personal»
Für die Kitas ist dies problematisch, da es bereits jetzt an ausgebildetem Fachpersonal mangelt. Die neuen Regelungen bedeuten, dass die Kitas entweder zusätzliches Fachpersonal einstellen oder auf die finanzielle Unterstützung durch Betreuungsgutscheine verzichten müssen. Diese Gutscheine können nur genutzt werden, wenn eine qualifizierte Person die Kinder begleitet. «Die Fachpersonen, welche es für den geforderten Betreuungsschlüssel bräuchte, habe ich nicht. Und auch wenn, dann würde das Angebot für die Familien viel teurer werden», sagt Bettina Kriegel, Stiftungsratpräsidentin der Kita Thun, zu 20 Minuten.
«Es kann nicht sein, dass das Betreuungsangebot für Kindergartenkinder nur noch für gut verdienende Familien ist. Die Tarife müssten wir mit mehr Fachpersonal oder dem Wegfall der Betreuungsgutscheine bei der Wegbegleitung mit unausgebildetem Personal erhöhen», so Kriegel weiter. Durch die präzisierten Vorgaben der Gesundheitsdirektion sieht sich die Kita Thun nun gezwungen, das Betreuungsangebot für Kindergartenkinder mit insgesamt 13 Plätzen per 1. August 2024 einzustellen.
Laut Kriegel lud die Kita die betroffenen Eltern Mitte Dezember ein, um ihnen die Situation zu schildern. Die Auflösung der Gruppe wird per 1. August in Kraft treten.
Fast 5000 Franken mehr für Betreuung
Die neue Regelung führt auch zu höheren Kosten und Unsicherheiten bei den Eltern. Eine Mutter erzählt gegenüber «Blick», dass die Betreuung für ihre beiden Kinder an einem anderen Ort fast 5000 Franken pro Jahr mehr kostet.
Der Schweizer Verband für Kinderbetreuung Kibesuisse kritisiert die neuen Betreuungsregeln und fordert eine bessere finanzielle Unterstützung für die Bildungs- und Betreuungsbranche, schreibt der «Blick». Auch Kriegel hat eine konkrete Forderung: «Die Kitas sollen der Erziehungsdirektion und nicht der Gesundheitsdirektion unterstellt sein. Somit würden einheitliche Regeln gelten und die Zusammenarbeit zwischen Tagesschulen und Kitas besser funktionieren.»
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