Als erster US-Bundesstaat hat Colorado vor einem Jahr Cannabis legalisiert. Seither hat jeder über 21-Jährige dort das Recht, Cannabis zu kaufen. Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Legalisierung:
Investoren entdecken Cannabis «New York Times» wirbt ganzseitig für Cannabis
Cannabis-Legalisierung
Neue Jobs
Mindestens 10'000 Personen fanden seit der Legalisierung eine Anstellung in der Cannabis-Industrie, wie «High Times» berichtet. Neben Jobs im Verkauf und dem Marihuana-Anbau werden Führungspersonen gesucht: «Die neuen Firmen brauchen Marketing-Leute und Buchhalter – wie alle anderen Unternehmen», sagt Todd Mitchem, der eine Cannabis-Jobvermittlungsagentur in Colorado betreibt, zum «Cannabist». Auch in der Bildung hat die Legalisierung ihre Spuren hinterlassen: Das Sturm College of Law bietet einen speziellen Kurs für Anwälte an, um Cannabis-Händler vor Gericht zu vertreten, wie die «Denver Post» berichtet.
Cannabis-Tester für die «Denver Post»
Eine neue Berufsgruppe hat seit der Legalisierung besonders viel Aufmerksamkeit bekommen: die Cannabis-Tester. Für Colorados grösste Zeitung , die «Denver Post», schreibt der Komiker Jake Brown regelmässig Kritiken über einzelne Sorten im Blog «The Cannabist». Ein Auszug: «Sour Diesel ist nicht besonders süss. Es erinnert ein wenig an abgelaufene Milch. (…) Ich würde es als ideales Feriengras beschreiben.»
Tausende Touristen
Denver, das «Amsterdam der USA», lockt seit der Legalisierung unzählige Touristen an. In Kiffer-Reisebussen werden sie durch Colorados Hauptstadt gefahren und besichtigen die über 60 Cannabis-Händler der Stadt. Beispiel für einen Luxus-Weekend-Trip: Besuch auf einer Cannabis-Farm, Wellnessabend und Kiffer-Kochkurs.
Kriminalität
Heiss diskutiertes Thema war vor der Legalisierung deren Auswirkungen auf die Kriminalität. Befürworter sagten, die Kleinkriminalität werde sinken, Gegner rechneten mit einem Anstieg sonstiger Drogendelikte. Ein Jahr später wird klar, welche Folgen die Legalisierung tatsächlich hatte: keine. «Wir tun noch das genau Gleiche wie früher», sagt ein Polizist zu CBC. Drogendelikte hätten allerdings vor der Legalisierung leicht abgenommen, dieser Trend habe sich fortgesetzt.
Steuermillionen
Alleine aus dem Verkauf von Cannabis konnte der Staat Colorado laut CBC 60 Millionen Dollar zusätzlicher Steuereinnahmen verzeichnen. Nicht eingerechnet: Steuern von den Löhnen der Cannabis-Industrie, zusätzliche Tourismus-Einkünfte und Erlöse der Händler, die nicht durch den Verkauf von Marihuana erzielt wurden.
Wohin mit dem «Drogengeld»?
Anders als in Colorado ist der Cannabis-Verkauf in den USA auf Staatsebene verboten. Für Cannabis-Händler bringt dies ein grosses Problem mit sich: Banken wollen nichts mit ihrem Geld zu tun haben und erlauben den Unternehmen keine elektronischen Zahlungen. In den Läden sammeln sich Unsummen von Bargeld. Vor vielen Cannabis-Shops stehen bewaffnete Schutzleute. «Ich habe riesige Angst, dass wir überfallen werden», sagte ein Ladenbesitzer zu CBC. Gouverneur John Hickenlooper – eigentlich ein Gegner des legalen Marihuana – will die Situation entschärfen. Letzte Woche hat er Banking für die Cannabis-Händler laut dem «Cannabist» zur Staatspriorität erklärt.
Schmuggel
Wütend über die Cannabis-Legalisierung sind Vertreter der Nachbarstaaten Nebraska und Oklahoma. Sie haben Colorado laut der «New York Times» im Dezember verklagt. Die Legalisierung führe zu Drogenschmuggel über ihren Grenzen. «Damit untergräbt Colorado unsere Gesetze», schreiben sie in der Anklageschrift.
CBC hat einen Reporter nach Colorado geschickt. Hier seine Erfahrungen:
(nsa)
Legalisieren
Daran sieht man doch sehr gut, dass es EXTREM sinnvoll ist Cannabis zu legalisieren. Ich hättet aber ebenfalls noch erwähnen können , dass seit der Legalisierung die Zahl der kiffenden Schüler zurückgegangen ist ->
richtig
Kann ich dir nur zustimmen! Bin selber Schüler.. es sind nur noch wenige Jugendliche hier die nicht kiffen.
Gründe für ein Verbot von Cannabis?
Die Frage wurde aufgeworfen: Was spricht rational für das Verbot von Cannabis? Wer hat überprüfbare Argumente (bitte keine Märchen (Schizophrenie, Einstiegsdroge etc.), keine unüberprüfbare Behauptungen oder "wissenschaftliche" Studien, keine läppische Horrorszenarien ("Dann fahren alle bekifft." etc.)? Gründe für eine Aufhebung gibt es genug (siehe Kommentare). Ein Verbot braucht in einem liberalen Rechtsstaat ein Ziel und eine Begründung. Fehlt das, dann ist das Gesetz anzupassen. Was spricht also für dieses Verbot? Das würde mich jetzt mal wirklich interessieren. Danke.
Warte immer noch auf sachliche Argumente
Bis auf Steuereinnahmen hab ich noch nichts gelesen. Alle anderen Argumente beruhen auf Einzelfallstudien ("ich kenne jemanden, der..."), grundlosen Anschuldigungen (böser Staat/Pharmalobby) und wirren Vergleichen mit anderen Drogen (Alk usw). Dann wär da noch Cannabis als Medikament. Dazu frage ich mich, ob euch schon aufgefallen ist, dass unzählige Medikamente nicht im eigentlichen Sinn "legal" sind (bsp Kat A Medis). Nur weil es bei seltenen Indikationen als Medikament verwendet werden kann, ist das noch lange kein Grund, es allgemein zu legalisieren.
@Tomi B.
Wenn beispielsweise die Freiheit des Einzelnen, Entscheidungen für sich selbst zu treffen, die Schadensreduktion durch Qualitätskontrolle (z.B. kein Bleipulver in den Produkten) oder die Trockenlegung des Schwarzmarktes und der damit mögliche Jugendschutz für Dich keine sachlichen Argumente sind, wird es für Dich wohl gar keine geben. Wirr finde ich die Vergleich mit Alkohol übrigens nicht. Wenn so ein schlimmes Rauschgift legal ist, hat der Gesetzgeber gar keine Grundlage, um irgend etwas anderes zu verbieten. Hast Du Argumente für die Beibehaltung der Prohibition? Lass hören!
@Tomi B.
Ich warte auch noch auf sachliche Argumente. Allerdings im Gegensatz zu Dir nicht für die Abschaffung der Prohibition sondern für deren Beibehaltung. Die Argumente für die Abschaffung leuchten mir ein (siehe Jonathan oder die Botschaft des Bundesrates zur Hanfinitiative). Die Argumente für die Beibehaltung eher nicht. Bitte erkläre mir diese. Welches sind die Ziele, die wir mit einem Verbot von Cannabis erreichen wollen? Und wie gut konnten diese Ziele in den letzten 40 Jahren erreicht werden? Und was genau spricht für Dich dafür, so weiterzumachen?
@Jonathan
Gut, Qualitätskontrolle lass ich gelten. Wobei den Jugendschutz beanspruchen beide Seiten für sich, da wird's schon heikel. ;) Du hast übrigens das wirre Alkoholargument perfekt vorgeführt. "Alkohol ist schlimm und legal, warum sollte Cannabis also nicht legal sein." Es wird also eine gescheiterte Legalisierung einer Droge ins Feld geführt, um mit einer weiteren dasselbe zu machen. (Gescheitert nicht zuletzt wegen Anzahl Abhängiger, Verkehrsunfällen, Komatrinken usw). Die Legalisierung täuscht in gewisser Weise eine Harmlosigkeit vor, wenn auch eine falsche.
@Sam F.
Weshalb sollte das wirr sein? Weshalb sollte der Staat dem Bürger vorschreiben, dass dieser Alkohol konsumieren soll, wenn er seinem Hirn mal einen Ausritt gönnen will? Und wo sind jetzt Deine Argumente für die Beibehaltung der Prohibition?
@Sam F
Das der rechtliche Status nichts über die Gefährlichkeit aussagt, ist ja genau das "wirre Alkoholargument": Alkohol ist gefährlich und legal, Cannabis ist wesentlich weniger gefährlich und ist illegal. Also braucht es etwas anderes: Aufklärung und Prävention und dazu eine kohärente Genuss-, Sucht- und Rauschmittelpolitik, die solche Mittel basierend auf derer effektiven Gefährlichkeit reguliert und niemanden ungebürlich bevormundet. Bitte erklär uns jetzt mal, was für die Beibehaltung der Prohibition spricht. Welches sind die sachlichen Argumente dafür?
Legale Abgabe von Alk. ist erfolgreich!
@Sam F Wie soll ein Jugendschutz gewährleistet werden, wenn der Staat keine Kontrolle über die Marktstrukturen besitzt? Momentan gibt der Staat die Zügel einfach aus der Hand und die Regeln werden von illegalen Händlern bestimmt. Eine legale Abgabe von Alkohol ist alles andere als gescheitert! Wäre Alkohol illegal, würde der Schaden nicht verschwinden, er würde rasant wachsen (Alkoholprohibition USA). Kriminelle Organisationen würden selber Alkohol herstellen, ihn strecken und trotzdem verkaufen. Die Kriminalität würde steigen, die Gesundheit der Bevölkerung zusätzlich gefährdet werden, usw.
Verschwörungstheorien
Ist ja schon witzig, wie überdurchschnittlich viele Verschwörungstheorien beim Thema Cannabis zusammenkommen. Ob das wohl im Zusammenhang damit stehtt, dass Cannabis Verfolgungsängste fördert? Da wird von Pharmalobby geschrieben, weil THC alle Krankheiten inkl Krebs problemlos heilen könnte, von "fremden Vögten", in perfekter Xenophobiemanier und natürlich vom "bösen Staat", dee uns zwar einen immensen Luxus ermöglicht, aber uns armen Bürgern auf seltsame Weise doch schaden will.
@Sam F.
Die "Fremden Vögte" sind eine Anspielung darauf, dass sich ausgerechnet diejenigen Kreise, die die Selbstbestimmung der Schweiz über alles stellen ("keine fremden Richter", "Landesrecht vor Völkerrecht" etc.), wider jeglicher Vernunft für die Beibehaltung einer Gesetzgebung aussprechen, die der Schweiz vor eben solchen fremden Mächten aufgezwungen wurde. Das hat mit Xenophobie nicht viel zu tun. Recherchiere mal die Geschichte von Richard Nixons Krieg gegen die Drogen. Siehst Du die süsse Ironie und den Unterhaltungswert?
@ Walti
Leider ist die Tatsache, dass das Verbot von einem anderen Land übernommen wurde, kein valides Argument, da es nicht sachdienlich ist. Was von Aussen kommt, muss nicht unbedingt schlecht sein. Wir übernehmen zahlreiche Normen und Vorschriften vom Ausland, von denen wir am Ende profitieren. Die Herkunft ist irrelevant. Was wir brauchen sind also sachliche Argumente, un zu prüfen, ob das Gesetz sinnvoll ist oder nicht.
@Sam F.
Du scheinst die süsse Ironie darin nicht zu sehen. Geht in Ordnung. Aber sag mal: Welches sind denn die sachlichen Argumente, um die Prohibition aufrecht zu halten? Sie scheint ja nicht zu funktionieren. Sonst hätte sich das Thema ja 1978 erledigt, hätte Richard Nixon seinen mit militärischen Mitteln geführten Krieg gegen die Drogen gewonnen und würden wir heute nicht darüber sprechen, sondern in einer besseren, drogenfreien Welt leben.
Schluss mit der Diskussion!
Ich bin entsetzt, dass viele Leute hier blind für eine Legalisierung sind. Eine Legalisierung wäre doch gegen den Willen des Souveräns. Wir hatten eine Abstimmung darüber und das wurde abgelehnt. Bei einer Legalisierung würden sich Linienpiloten bekifft ans Steuer ihrer Flugzeuge setzen. Die Strassen wären unsicher, weil die Anzahl der mit Messern und Äxten begangenen Morde ansteigen würde. Das können wir unseren Jugendlichen nicht zumuten! Es wäre eine gesellschaftliche Katastrophe! Die muss verhindert werden! Wir müssen gute und liebevolle Vorbilder sein!
Hinter dem Mond?
Legalisierung ist nicht Verherrlichung. Die Dosis macht das Gift. Alkohol ist legal und macht manche Menschen aggressiv, dennoch werden die Strassen nicht von Rowdys befahren, Piloten fliegen nicht betrunken und Axtmörder gibt es auch nicht mehr als vorher. Und auch wenn du dagegen bist, die Konsumenten kiffen trotzdem. Legal würden ja nicht plötzlich 90% der Bevölkerung kiffen. Es braucht Regeln wie beim Alkoholkonsum.
Los mit der Diskussion
Ob wir es wollen oder nicht - fast alle Drogen sind überall verfügbar. Wir verpulvern sinnlos Geld in einem Anti-Drogen-Krieg den wir nicht gewinnen können. Vom Verbot profitieren nur die Dealer. Mir ist es daher lieber es gibt - Achtung jetzt kommts - eine staatlichen Regeln unterworfene Abgabe von solchen Dingen. Dies spart das Geld der sinnlosen Bekämpfung und generiert Steuereinnahmen mit dem Prävention und vernünftige Aufklärung finanziert werden können. Einen signifikanten Anstieg der Konsumenten in der ansässigen Bevölkerung gibt es in keinem Staat wo es legal ist.
Kriminalität?
Weiß nicht, wie man drauf kommt, dass Piloten aufeinmal bekifft fliegen.... Im Ernst ist es ja so, dass du nach wie vor nicht im Drogenrausch zur Arbeit gehen darfst. Daher ist so ein Kritikpunkt absolut sinnlos und entkräftigt. Natürlich gibt es auch negative Seiten, jedoch überwiegen die Positiven. Nicht nur eine Entkriminalisierung wäre ein sehr positiver Aspekt, sondern auch eine Entlastung der Polizei und Justiz