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Anja Zeidler
03. Februar 2019 18:38; Akt: 03.02.2019 18:38 Print
«Ich war nie zufrieden mit mir»
von Sulamith Ehrensperger - Anabolika, Brust-OP, Essstörungen: Anja Zeidler hat als Fitnessmodel für den perfekten Körper alles riskiert. Mit Yoga, Vegan und Selbsterkenntnis will sie zu sich selber zurückzufinden.
Prana statt Pumpen: Anja Zeidler hat schon lange kein Fitnessstudio von Innen mehr gesehen. Sie hält sich mit Yoga, Tanzen und Wandern in Form.
Dein Weg zu einem gesunden Lebensstil teilst du mit tausenden Followern und nun auch in einem Buch. Was hast du beim Schreiben über dich selbst erfahren?
Mein Buch ist ein autobiografisch angehauchter Ratgeber. Ich thematisiere darin Dinge, die uns Frauen leider viel zu sehr beschäftigen. Von Essstörungen über Trennungen bis hin zur Selbstfindung. Mein Buch soll Mut machen, sich zu reflektieren und glücklich mit sich selbst zu werden. Beim Schreiben habe ich einmal mehr realisiert, wie sehr ich bereits gewachsen bin. Ich wünschte, mein 18-jähriges Ich hätte dieses Buch damals gelesen.
Du hast einen 360°-Wandel vom gestählten Fitnessmodel zur veganen Selflove-Influencerin durchgemacht. Warum von einen Extrem ins andere?
Bodybuilding ist ein genialer Sport, wenn man nicht übertreibt. Ich habe übertrieben und wurde unglücklich – mit meiner Person, meinem Leben und Aussehen. Ich wollte mich stetig krankhaft verbessern und war nie zufrieden mit mir. Doch wollte ich glücklich sein, also begab ich mich auf die Suche danach, was nicht einfach war. In den Spiegel zu schauen und sich eingestehen, dass man zu weit gegangen ist, erfordert Mut. Heute möchte ich als Selflove-Influencerin den Menschen zeigen, dass sie sich selbst lieben sollen, statt Beauty- oder Fitnesstrends nachzurennen.

Das Buch ist ein autobiografisch angehauchter Ratgeber zum Thema Selbstfindung und Selbstliebe. Zeidler erzählt von teilweise sehr prägenden Erlebnissen, die sie noch nie zuvor preisgegeben hat. Erscheint am 20. März im Riva Verlag.
Anja Zeidler ist
Selflove-Influencerin, Bloggerin, Motivations-Speakerin, Moderatorin und Expertin im Food- und Health-Bereich.
Als Fitnessmodel hast du mit knallharten Trainings- und Ernährungsplänen gelebt. Wie hat dein Körper auf dein Zurück zur Natürlichkeit reagiert?
Ich musste lernen, mich und meinen Körper zu akzeptieren und zu lieben, ohne mich täglich zu kontrollieren, wiegen, messen und verbessern. Zeitgleich arbeitete ich daran, einen normalen Bezug zum Essen zu finden. Ich bin vorübergehend zu meinen Eltern gezogen und wir haben den Familientisch wieder eingeführt. Es war schwierig für mich, vom Kalorienzählen loszukommen. Es brauchte Zeit, einen gesunden Bezug zu finden. Nach gut anderthalb Jahren bin ich bei meinem Gleichgewicht angekommen. Heute kann ich intuitiv das essen, woraus ich Lust habe, ohne an Kalorien zu denken.
Statt mit Gewichten, hältst du dich heute mit Yoga, Tanzen und Wandern in Form. Wie trainierst du genau?
Ich habe keinen exakten Trainingsplan – und genau das ist das Erfolgsrezept. Ich trainiere das, was mir Spass macht. Ich tanze Hip Hop, Urban, Jazz Funk. Diesen Stil tanzte ich als Kind, habe aber mit 15 Jahren aufgehört, was ich rückblickend etwas bereue. Tanzen hat mich schon immer total erfüllt.
Wie motivierst du dich, jetzt zur kalten, nassen Jahreszeit für Sport draussen?
Wenn ich keine Lust habe, gehe ich nicht. Ich zwinge mich zu nichts. Regnet es in Strömen, finde ich bessere Dinge zu tun, etwa ein warmes Bad. Es werden noch andere Tage kommen, die für Outdoor-Sport besser geeignet sind, den nächsten nehme ich.
Viele setzen sich mit Sport unter Druck und verfolgen ihre Ziele vielleicht auch mit falschem Ehrgeiz. Was rätst du ihnen?
Ich finde, man sollte Sport nicht als müssen betrachten. Mein Tipp: Finde eine Sportart, die dir Spass macht, nicht das, was grad im Trend ist und die meisten Kalorien verbrennt. Hole dein Kinderdenken zurück. Wer Freude hat, geht auch gerne ins Training – und braucht den inneren Schweinehund nicht zu überreden. Und denke daran, wie gut du dich danach fühlst. Auch wenn du keine Bestleistungen bringst, darum geht es nicht. Du hast dich aufgerafft, bist aufgestanden und hingegangen. Das alleine ist schon ein Erfolgsgefühl.