In der Schweizer Wirtschaft hält ein neuer Begriff Einzug: Mompreneurs. Das englische Wort ist eine Kombination aus Mom und Entrepreneur und bedeutet auf Deutsch in etwa Mutternehmerin. Frauen also, die sich nach der Geburt ihrer Kinder für die Selbständigkeit entscheiden.
Tatsächlich sind sogenannte Mompreneurs in der Schweiz auf dem Vormarsch. Das zeigt eine neue Studie der Gründerplattform Startups.ch. 2013 wurde jedes vierte Unternehmen vom weiblichen Geschlecht ins Leben gerufen. Zum Vergleich: 1993 waren es noch lediglich 5 Prozent. «Rund die Hälfte davon sind auf Mütter zurückzuführen, die sich selbständig machen», schätzt Startups.ch-CEO Michele Blasucci.
Dieser Trend kommt nicht von ungefähr: «Viele Unternehmen bieten Müttern zu wenig Flexibilität», erklärt Clivia Koch, Präsidentin des Verbands Wirtschaftsfrauen Schweiz. Auch sie trifft in ihrer Tätigkeit oft auf Frauen, die sich nach der Geburt eines Kindes von ihrem alten Arbeitgeber verabschieden und ein eigenes Business aufziehen wollen. «Vor allem gut ausgebildete Frauen wagen diesen Schritt meiner Erfahrung nach immer häufiger», so Koch.
Für Unternehmen wenig attraktiv
Denn gerade gut ausgebildeten Frauen fällt es nach der Geburt schwer, wieder das Arbeitspensum zu erfüllen, das sie zuvor hatten. «Viele Mütter können und wollen nicht mehr 100 Prozent arbeiten», sagt Judith Baumberger, Präsidentin des Business & Professional Women (BPW) Clubs Zürich. «Selbst wenn Sie wieder zur alten Stelle zurückkehren, haben sie das Gefühl, nicht mehr mithalten zu können», fügt sie an. Denn während ihre Arbeitskollegen weiterhin rund um die Uhr erreichbar sind, müssen sie jeden Tag pünktlich um 17.30 Uhr das Büro verlassen, um das Kind von der Kindertagesstätte abzuholen. Vor allem in der Finanzbranche würden deshalb viele Mütter das Handtuch werfen.
Dass nach der Geburt eines Kindes meist die Mutter beruflich zurücksteckt, zeigen die aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Statistik. Während 88 Prozent der Väter Vollzeit arbeiten, sind es bei den Müttern lediglich 17 Prozent. 61 Prozent der Mütter arbeiten Teilzeit. Doch während Teilzeitarbeit im Detailhandel und in der Gastronomie schon weit verbreitet ist, haben es besser qualifizierte Frauen oft schwer, eine 20- bis 60-Prozent-Stelle zu finden. «In der Schweiz gibt es zu wenig Firmen, die Teilzeitstellen anbieten», sagt Baumberger. Auch Job-Sharing, wo sich beispielsweise zwei Mütter eine 100-Prozent-Stelle teilen, sei mit einem grossen organisatorischen Aufwand verbunden und deshalb für Unternehmen wenig attraktiv.
Wichtiges Kriterium: Die flexible Zeitaufteilung
Eine Mutter, die aus der Not eine Tugend gemacht hat, ist Roberta Zingg. Zusammen mit einer anderen Mutter führt sie mit Stadtlandkind.ch einen der beliebtesten Onlineshops für Kindermode in der Schweiz. Nach der Geburt des ersten Kindes ging sie zurück in ihren alten Job im kaufmännischen Bereich. Doch die Job-Sharing-Stelle, die extra für sie und eine weitere Mutter geschaffen worden war, stellte sich als organisatorische Herausforderung heraus. Also entschied sie sich, selbständig zu werden.
Der Shop, der im Februar 2013 online ging, konnte laut Zingg bereits ein beachtliches Wachstum hinlegen - genaue Zahlen nennt sie nicht. Dementsprechend hoch ist auch der Aufwand: «Ich arbeite 100 Prozent – aber hauptberuflich bin ich Mutter», so Zingg. Sie bereut den Schritt in die Selbständigkeit trotz Nachtschichten nicht: «Als Unternehmerin kann ich an Randzeiten arbeiten und muss meine Kinder nicht betreuen lassen.»
Doch das gilt längst nicht für alle Branchen – selbst als Selbständige muss man sich in einigen Branchen an die üblichen Bürozeiten halten. Besonders beliebt bei Mompreneurs sind laut Startups.ch die Bereiche Beauty, Marketing, Kommunikation und Personalvermittlung. «Hier kann man sich die Zeit am besten selber einteilen», sagt Michele Blasucci. Doch Baumberger von BPW Zürich warnt: «Manche Mütter stellen sich die Selbständigkeit zu einfach vor.» Sie erlebe immer wieder, dass die Flexibilität verloren gehe, sobald das Unternehmen erfolgreicher werde. Oft müssen die Frauen ihre Kinder dann trotz allem fremdbetreuen lassen, um den Arbeitsaufwand zu bewältigen.
Halber Artikel
Find den Artikel grundsätzlich gut und die Tendenz zu selbstständigen Müttern auch unterstützungswürdig. Mich würde zusätzlich interessieren, wieviel Prozent der neuen Unternehmerinnen - selbstverständlich im Verhältnis zum eingegangenen zeitlichen Engagement - auch so erfolgreich sind, dass sie auch davon leben, sich versichern und altershalber Vorsorge treffen können?
Geht endlich mit der Zeit!
Mich erstaunen die kinder- und familienfeindlichen Kommentare (vor allem auf 20min) immer wieder. Diese Frauen ARBEITEN! Und sie sind nicht auf das Einkommen Ihres Mannes abhängig! Ja liebe Männer, die Frauen können sowas! Und sie haben sogar Spass an der Arbeit und keine Rabenmütter. Hey! Seid doch froh, dass von solchen Selbständigen Geld in die Kasse fliesst und unterstützt solche vorhaben! Hinzu kommt noch, dass in diesem Beispiel die Mütter keine Zuwanderer sind und unter Umständen in der Zukunft sogar noch mehr Arbeitsplätze schaffen. Geht endlich mit der Zeit!
Gejammer
Dazu kann ich nur sagen, stellt noch mehr und noch höhere Anforderungen an den Arbeitgeber ( Mutterschaftsurlaub, Familienkasse, Vaterschaftsurlaub, und so weiter , alle wollen nur immer nehmen und bezahlen sollen die anderen. Hauptsache immer jammern , verzichtet mal auf etwas, dann klappts villeicht auch wieder mit einer Arbeits- teilzeitstelle
Krippen, Kinder und langfristiges planen
es ist ja positiv, dass dem umgebremsten Reproduktionsdrang unserer Spezies wenigstens ein bisschen entgegengehalten wird. Vielmehr sollte man aber dafür sorgen, dass jene, die 1 oder 2 Kinder haben, diese in bezahlbaren Krippen unterbringen können und das dadurch gesparte Geld in einen Ausbildungsfonds einbezahlt werden muss, damit die Kinder dann später eine gute Ausbildung geniessen dürfen. Also Zwang zum Ausbildungssparen, wenn jemand schon Kinder machen will. Das hilft dem Standort Schweiz. 3te Kinder sollte man besteuern, damit nicht andere für diese Kinder bezahlen müssen.
Informatikerin und Teilzeit
Hallo KarinY, ich bin Informatikerin, Mutter und arbeite 60%, versuche einen Job im Sozialbereich oder einem NPO als Informatikerin zu finden, dann klappt das auch! :) Ich verdiene jetzt zwar etwas weniger als vorher, dafür habe ich genug Zeit für meine Familie.