Er sieht aus wie ein gutmütiger Alpöhi, doch er kommentiert die Weltwirtschaft so scharfzüngig wie kein Zweiter: Der US-Ökonom Paul Krugman. Jetzt spricht der Nobelpreisträger einmal mehr Klartext zur Euro-Krise und sagt, Griechenland müsse aus dem Währungsraum austreten. In einem Interview mit dem «Spiegel» sagt Krugman: «Es wird fürchterlich werden im ersten Jahr danach. Ich hasse es, das so zu sagen, weil es so ist, als wenn man in einem vollbesetzten Theater ‹Feuer› schreien würde.» Aber es gebe einfach keine Alternativen. «Nichts von dem, was derzeit diskutiert wird, hat eine Chance, das Desaster wieder in Ordnung zu bringen.»
Wenn Krugman spricht, wählt er deutliche Worte, seine Vergleiche sind sehr anschaulich. So warnt er die Europäische Zentralbank (EZB) und Deutschland vor dem Sparwahn. Dieser sei wie ein Zombie: «Es ist die Natur des Zombies, dass er immer weiter vor sich hin stolpert, egal wie oft du ihn umgebracht hast. Und genauso ist das mit der Spar- und Kürzungspolitik. Mindestens seit zwei Jahren ist klar, dass dieses Rezept nicht funktioniert, und trotzdem wird es immer weiter als Erfolgsmodell gepredigt.»
Ein Pony wünschen
Im Gegenzug solle die EZB die Zinsen senken und den Regierungen und Banken unbegrenzt Geld leihen. Auch warnt Krugman die deutsche Bundesregierung direkt, die Sparpolitik weiter so zu betreiben wie bisher. «Aber ich könnte mir wohl genauso gut ein Pony wünschen – denn so wird es nicht kommen», meint Krugman lakonisch.
Erfolgversprechender wäre es laut Krugman, wenn die EZB tatkräftig eingreifen und die grosse Flucht aus den spanischen und italienischen Banken stoppen würde. Zudem müsse die EZB aufhören, die Inflationsbekämpfung derart hoch zu halten: «Drei bis vier Prozent über die nächsten fünf Jahre wären okay», meint der Professor der US-Elite-Universität Princeton.
Staatsschulden interessieren Krugman «jetzt nicht»
Auch die Wachstumsprogramme der EU erachtet Krugman als ungenügend: «Mir scheint, man schiesst hier mit Wasserpistolen auf ein Rhinozeros. Es ist lächerlich.» Die europäischen Staaten sollten jetzt besser das Wachstum ankurbeln mit wirksamen Konjunkturhilfen, auch wenn sich die Staaten dadurch wieder mehr verschuldeten.
«Es ist nicht so, dass mich Staatsschulden überhaupt nicht sorgen würden. Aber nicht jetzt. Wenn die Staatsausgaben zusammengestrichen werden, schwächt das die Wirtschaft noch mehr. Und in Anbetracht dessen, was wir über die Langzeiteffekte von hoher Arbeitslosigkeit wissen, werden damit auch die fiskalischen Probleme noch grösser. Erst wenn das Wachstum gross genug ist, können wir über das Defizit reden.»
Auch Lösung der Bankenkrise muss warten
Schliesslich sei auch die Bankenkrise – die Tatsache, dass immer mehr Banken von den Staaten gerettet werden müssen – nicht ein Problem, das jetzt gelöst werden müsse, meint Krugman. «Selbst wenn man der Ansicht ist, Exzesse an den Finanzmärkten hätten uns in die Krise geführt und müssten deshalb künftig verhindert werden – das ist momentan das letzte Problem, das wir zu lösen haben. Jetzt brauchen wir Wachstum.»
Zum Schluss konstatiert Krugman: «Das geht jetzt nicht. Es brennt lichterloh, und wir müssen so viel Wasser ins Feuer giessen wie möglich. Über den Wiederaufbau können wir uns später sorgen.»
(egg)
Äpfel mit Birnen
Bei solchen Aussagen eines Ökonomen wundert man sich nicht, dass die Krise eingetreten ist. Sparen funtioniert nicht, aber mehr Geld ausgeben als man verdient schon. Das bei Griechenland nicht mehr viel zu retten ist, dem stimme ich zu. Wenn die so sparen müssen, geht die Wirtschaft vor die Hunde. Mit dem Austritt aus dem Euro würde wenigstens die Binnenwirtschaft gestärkt und der Tourismuss dürfte auch anziehen. Aber als Ökonom sollte er wissen, das die Lage und Möglichkeiten in jedem Land verschieden sind. Deutschland bei dessen Wachstum in die Aussage einzubinden, ist sicher falsch.
an die Politiker Europas
jedes Land braucht eine eigene Währung , in Europa sind die Kulturen so verschieden, Sprache, Folklore usw. Bei der Politik ist es noch schlimmer, jeder will seine eigene Suppe kochen. Hopp Europa Brüssel lässt grüssen ??
Es war einmal
ein Banker, der meinte: Meine Bank verdient am besten an den Schulden anderer Leute. Und noch mehr an den Schulden der Staaten. Das Geld der EU zur Schuldentilgung fliesst direkt in die Bonikassen der Investmentbanken, die durch den Bankrott von Staaten viel Geld machen. Eine Reform ist dringend nötig.
Jaja...wenn alles so einfach wäre
Sorry, aber dies sind dann die ersten die in 5 Jahren schreien: "Die Politiker und Notenbanken haben viel zu viel Geld gerduckt und sind Schuld an der Inflation." Ökonomen wissen immer alles besser und beweisen dies dadurch dass sie sich gegenseitig ihre Modelle wiederlegen und beweisen dass der andere falsch war. Toll.
Diese Rezepte funktionieren nicht ewig
Irgendwann ist dann halt auch dieses Rezept nicht mehr wirksam. In gewissen Ländern wird seit Jahren ein Pseudo-Wachstum erzeugt, indem der Staat aufgebauscht wird bzw. dieser irgendwelche Infrastruktur-Projekte finanziert. Dass diese dann meist viel zu teuer und am Ziel vorbei realisiert werden, liegt auf der Hand. Nur sparen funktioniert nicht, aber jetzt will man die nötigen Reformen und Einschnitte einmal mehr vertagen, und stattdessen einfach weiter Schulden auftürmen. Ein ebenso bequemer wie unwirksamer Weg.