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Der liberale Westen entwickelt einen wirklich sehr durchdringenden überwachungsstaat. Wer hätte das gedacht....
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20. November 2019 13:16; Akt: 20.11.2019 18:00 Print
Arbeitet der Kollege langsam oder ist er unhöflich, können Mitarbeiter das vermerken. Zonar heisst das Personalsystem von Zalando. Darauf können sich Arbeitnehmer gegenseitig bewerten, wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt. Wer gute Bewertungen erhält, kann eher mit einer Gehaltserhöhung oder Beförderung rechnen.
Bleiben Sie über Wirtschaftsthemen informiertMitarbeitern passt das System aber gar nicht: Zalando erzeuge damit Überwachung, Leistungsdruck und Stress, so lautet der Vorwurf. Zudem würden sich die Kollegen untereinander absprechen. «Gib mir ein gutes Feedback, dann gebe ich dir auch eines», so lautet das Motto, sagt eine Zalando-Mitarbeiterin zur «Süddeutschen».
Zalando sieht das anders: Das Bewertungssystem sei ein Fortschritt. Neu würden nicht mehr nur die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter bewerten, sondern die Mitarbeiter einander. Das System sei fairer als vorher. Denn: Personalrelevante Entscheidungen würden nicht vollautomatisch getroffen, sondern von der jeweiligen Führungskraft zusammen mit einem unabhängigen Komitee, wie Zalando zu 20 Minuten sagt.
Hat Ihre Firma ein Bewertungssystem, das zu Überwachung führt? Erzählen Sie Ihre Geschichte!
Bei Experten kommt die von Zalando selbst entwickelte Bewertungssoftware nicht gut an. Philipp Staab und Sascha-Christopher Geschke von der Hans-Böckler-Stiftung sprechen laut dem Bericht von einem Gefühl der Überwachung, Leistungsdruck und Stress. Zalando drücke mit dem System
die Löhne und schaffe ein Klima der Angst, in dem besonders Leute mit befristeten Verträgen um ihre Jobs fürchteten.
Dass sich ein Gefühl von Angst einstellen kann, sei bei so einem Bewertungssystem sehr wahrscheinlich, wie Personalexperte Werner Raschle zu 20 Minuten sagt. Denn «wer sich beobachtet fühlt, der fühlt sich unwohl». Auch würden Teammitglieder, die nicht jedermanns Darling sind, Gefahr laufen, negativ bewertet zu werden.
«Solche Systeme erfordern eine sehr enge und psychologisch geschickte Begleitung», sagt Raschle. Erfolgreich seien Firmen viel eher, wenn sie eine Kultur der offenen Kritik etablieren würden.
Es herrschen Stasi-Methoden
Im Rahmen der Performance- und Entwicklungsplattform Zonar müssen 5000 von 14'000 Zalando-Angestellten jährlich bis zu acht Angestellte, nominieren, die sie beurteilen. Chefs können die Auswahl mitbestimmen.
Im Prinzip werde jeder angehalten, permanent Aufzeichnungen zum Verhalten der Kollegen anzufertigen, so die Forscher. «Ich finde Zonar unmöglich», sagt ein Mitarbeiter laut der «Süddeutschen Zeitung» und spricht von Stasi-Methoden.
Ist es eine gute Idee wenn Mitarbeiter sich gegenseitig bewerten?
Markus Grutsch, Arbeitspsychologe bei CSP AG: «Grundsätzlich ist es nicht falsch, die Meinung der Mitarbeiter bei einer Bewertung mit einzubeziehen. Oft lassen Vorgesetzte das Feedback von Teamkollegen automatisch einfliessen. Doch: Eine
Personalbewertung nur auf die Rückmeldung der Mitarbeiter zu stützen ist keine gute Idee.»
Wieso nicht?
«Oft fliessen Gefühle wie Sympathie und Neid ein, weil die Mitarbeiter automatisch den Vergleich zu sich selbst ziehen. Auch kann Gruppenzwang entstehen: Niemand traut sich dem anderen eine schlechte Bewertung zu geben. Denn keiner will ausscheren und dadurch aus der Gruppe ausgeschlossen werden.»
Werden mehr Firmen in Zukunft Mitarbeiter einander bewerten lassen?
«Für Unternehmen ohne Hierarchien könnte das System an Bedeutung gewinnen. Funktionieren kann es aber nur, wenn die Kommunikation im Team funktioniert und die Mitarbeiter einander vertrauen können. Ich denke in den meisten Firmen mit einer klaren Hierarchie kann sich so ein Bewertungssystem aber nicht durchsetzen.»
(bsc/sas)
Der liberale Westen entwickelt einen wirklich sehr durchdringenden überwachungsstaat. Wer hätte das gedacht....
Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Man weiss schon lange, dass bei Zalando Zustände wie bei der StaSi herrschen. Taschenkontrollen während den Pausen, GPS Sensor, damit man die Arbeiter auf Schritt und Tritt verfolgen kann usw. Ich habe und werde nie Ware von dort bestellen. Schon der Umwelt zuliebe.
So schlimm ist das nicht. Hauptsache wir können den 9.90 Pulli vier mal hin und zurück schicken. Was kümmert uns da das Personal dahinter. Abgesehen davon bekommt so ein Zalando Packer ja sicher einen Europäischen Mindestlohn. Das ist der Traum für die Näherin aus Bangladesch, die den Pulli zusammenfummeln musste.
Wer nichts
Zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten, nicht wahr? ;). Und kommt jetzt nicht mit "Willkür" oder "fehlende Kompetenz", denn beim Thema Überwachung geht das anscheinend ja auch nicht.
Zalando überwachung
Das solltet er mehr machen und viel öfftter den werdet unsere Sachen die wir zurück an Zalando geschickt haben nicht verswunden und Rechnung müsste ich selber bezahlen obwohl ich Sachen nicht habe . So Katastrofe sorry
Sie haben mich überzeugt
Unsere Schulen brauchen dringend mehr Mittel.
Bei der Podt normal!Titel
Durchsichtige Taschen, filmen am Arbeitsplatz, Leibesvisitation. All das gibt es auch bei der Schweizer POST !! Ach ja, Bewertungen vom Chef beruhen auf Mitarbeiteraussage, da der Chef ja eh praktisch nie anwesend ist! LOL, Das ist wirklich ein listiger Laden!
Verstaatlichung weiter als air dachten?
Wusste gar nicht, dass Zalando eine staatliche Organisation ist
Nur bei Zalando?
Jeder der Office 365 nutzt wird von Microsoft bzw. der eignen Firma auf Produktivität überwacht. Ob der Arbeitgeber das auswertet oder nicht, ist jeder Firma selbst überlassen. Wir bewegen und - dank der Geiz ist Geil Mentalität - immer stärker zurück ins Zeitalter der beginnenden Industrialisierung, damals als der Arbeiter ein Sklave ohne Rechte war.