
Ironie
Irgendwie seltsam: Ihre Follower regen sich darüber auf, dass sie hinters Licht geführt werden und ihnen etwas vorgemacht wird, als ob alles andere, das auf diesen Kanälen geteilt wird, authentisch ist. Zum Schiessen.
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19. Dezember 2018 08:22; Akt: 20.12.2018 10:41 Print
Die Bilder, die der vermeintliche Stalker auf Instagram teilte, hätten nicht unheimlicher sein können. Auf der Social-Media-Plattform zeigte er Fotos und Videos von Antonella Patitucci, einer Schweizer Influencerin, wie sie in Zürich aufs Tram wartet, aus einer Bar kommt oder ins Auto steigt. In der Instagram-Story zeigte er mehrmals den Horror-Charakter Michael Myers aus dem Film «Halloween» und sogar, wie er Patitucci an ihrem Wohnort einen Brief in den Briefkasten legt. Danach folgte in einer Story ein Countdown mit der Überschrift: «Game over in 2 Tagen, 19 Stunden und 39 Minuten.»
Nur kurz darauf berichtete Patitucci, die auf Instagram 56’000 Abonnenten hat, dass sie um ihre Sicherheit fürchte: «Ich wollte sagen, dass das echt krank ist und es mir extrem Angst macht.» Es habe mit Hasskommentaren und Fake-Profilen begonnen. «Aber nun ist es so weit gekommen, dass ich einen zwielichtigen Brief bekomme habe, der mir klarmachen soll, dass ich auch noch im realen Leben verfolgt werde.» Sie habe sich daher entschieden, jetzt offline zu gehen, und prüfe rechtliche Schritte: «In den letzten Tagen hab ich leider zu spüren bekommen, dass es hier draussen wirklich kranke Menschen gibt.» Das Nachrichtenportal Nau.ch titelte am Montag: «Antonella Patitucci wird von Stalker heimlich fotografiert».
Stalking-Vorfall war fingiert
20 Minuten informierte nach Durchsicht des Fake-Accounts die Stadtpolizei über dessen Inhalt. Am nächsten Tag teilte diese mit, die Sache sei erledigt, man müsse sich keine Sorgen machen.
Nun wird klar, wieso: Die ganze Geschichte war eine Social-Media-Kampagne, ein Fake. Das gibt Patitucci auch auf ihrem Instagram-Account zu. «Vor 2 Monaten wurde ich von der ZHdK auf das Thema Cyber-Stalking angesprochen und willigte ein, dass sie mich stalken dürfen», so Patitucci.
Verärgerte Follower
Der Grund dafür mag nobel gewesen sein: So gebe es in der Schweiz noch immer keinen Straftatbestand Cyber-Stalking. Wie die Kampagne «netzschatten» schreibt, können Betroffene in der Schweiz rechtlich nur sehr eingeschränkt gegen Cyber-Stalking vorgehen. Meist müsse bereits eine zusätzliche Straftat vorliegen, damit gehandelt werde. Die Studentengruppe hat eine Petition lanciert.
Antonellas Fans fühlen sich aber hinters Licht geführt. «Ich finde die Aktion gar nicht gut – egal, wenn es für einen guten Zweck sein sollte. Wenn jetzt sowas wirklich mal passieren sollte, denkt doch jeder, es sei ein Fake. So geht man nicht mit seinen Followern um. Ich bin mehr als enttäuscht», schreibt eine Instagram-Nutzerin. «Kein Wunder, sind die Leute aufgebracht», schreibt ein weiterer User. «Wir machten uns Sorgen um sie, nur um herauszufinden, dass alles eine Lüge war, um Aufmerksamkeit zu erhalten.»
«Grenze überschritten»
Auch ihre Influencer-Kolleginnen machten sich Sorgen. «Eine sehr hässliche Geschichte – wir stehen hinter dir», schrieb Sylwina auf den Post von Patitucci, dass sie wegen des Stalkers offline gehe. Auch Sarah Leutenegger wünschte ihr viel Kraft: «Bin für dich da, mein Schatz – es muss bald ein Ende haben.»
Patitucci versucht indessen, die Wogen zu glätten: «Ich weiss, die Aktion hat eine Grenze überschritten – das tut mir auch leid.» Sie habe nicht realisiert, wie viele Personen sich Sorgen gemacht hätten, sie verstehe es daher, wenn sie wütend oder enttäuscht sein sollten. Man solle jetzt diese Emotionen aber dazu benutzen, etwas Positives zu bewirken, sagt Patitucci. «Es geht jetzt nicht um mich, sondern um jene Menschen, die von Cyber-Stalking direkt betroffen sind.»
(dk)
Irgendwie seltsam: Ihre Follower regen sich darüber auf, dass sie hinters Licht geführt werden und ihnen etwas vorgemacht wird, als ob alles andere, das auf diesen Kanälen geteilt wird, authentisch ist. Zum Schiessen.
Wenn Cyberstalking ein derart grosses Problem sein soll, wären echte Fälle sicherlich zuhauf vorhanden und man hätte auf diese "naive" Fake-Kampagne verzichten können. Das Ziel, in die Medien zu kommen und eine Diskussion anzustossen, mag ja erreicht worden sein. Ich glaube aber nicht, dass es nachhaltig sein wird. Das Thema "FAKE" dominiert zu sehr. Nehmt den normalen politischen Weg, statt die Masse mittels "Influencern" manipulieren zu wollen. Dass sowas von der ZHdK kommt, überrascht nicht wirklich. Keine ernsthafte Hochschule hätte so etwas zugelassen.
Ziel erreicht, jetzt kennt man sie aber es macht sie nicht spannender. Schlechtes Entschuldigunsvideo und völlig unglaubwürdig. Solche Frauen schaden der Influencer-Szene gewaltig. Man sollte solchen Personen auf keinen Fall folgen und sich neue Vorbilder suchen.
Sorry
Aber gerade weil Frauen - mal wieder - ein Gesetz derart missbrauchen könnten, braucht es den Schwachsinn eben genau nicht. Gut demonstriert.
influenca
alles was im internet steht stimmt.
Fake bis zum geht nicht mehr
Ok ,finde ich richtig peinlich.Ich meine dass kann man ja so nicht raushauen und dann später sagen "Fake" ey bitte !! Schade dass Leute beschäftigt sind mit solchen Leuten statt mit Leuten die ECHTE Probleme haben !
Uhm...
Gut gemacht Angela!! Jetzt wird die Thematik noch weniger ernst genommen wegen so einer unüberlegten Aktion. Das war wohl nicht so klug. Immerhin war die Absicht dahinter gutwillig, aber das ganze war trotzdem ein Fehler und hätte besser durchdacht sein müssen. Das war wohl mehr Influenza als Influencen...
#FakeMeToo
Traurig, das schadet nur den echten Opfern.