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Zugreinigung nach Personenunfall
09. April 2019 11:07; Akt: 12.04.2019 12:52 Print
Sie haben den heftigsten Job bei der SBB
von S. Strittmatter - Die SBB zahlt für das Putzen von Zug-WCs keine Zulagen mehr aus. Weiterhin werden die Reinigungsarbeiten nach Vieh- oder Personenunfällen aber entschädigt.
Wer bei der SBB unangenehme oder schwere Tätigkeiten ausführt, bekam bis anhin eine zusätzliche Vergütung von 1.45 Franken pro Stunde. Seit Anfang Jahr wird für die Reinigung der Zug-WCs oder das Entfernen von Graffitis im Wageninneren aber keine «Arbeitserschwerniszulage» mehr bezahlt.
Suizidgedanken? Hier finden Sie HilfeBeratung:
Dargebotene Hand, Tel. 143, (143.ch)
Angebot der Pro Juventute: Tel. 147, (147.ch)
Kirchen (Seelsorge.net)
Anlaufstellen für Suizid-Betroffene:
Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils (Nebelmeer.net);
Refugium – Geführte Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene nach Suizid (Verein-refugium.ch);
Verein Regenbogen Schweiz (Verein-regenbogen.ch).
Von dieser Änderung ausgenommen bleiben Reinigungsarbeiten, die bei Graffitis am Wagenäusseren sowie bei Personen- oder Viehunfällen anfallen. Die SBB betont, dass «für diese Tätigkeiten weiterhin Zulagen in angemessener Höhe entrichtet» würden.
An die Grenzen stossen
A.G.* ist einer von einer Handvoll Reinigungsmitarbeitern, der letztere Tätigkeit ausführt. Seit 30 Jahren arbeitet er bei der SBB. Sein Team, das aus Mitarbeitern besteht, die sich gemäss Medienstelle der SBB für diese Tätigkeit «freiwillig melden», komme zum Einsatz, sobald die Erstintervention am Unfallort erfolgt sei. Zu den Hauptaufgaben von A.G. gehört die Reinigung des Fahrzeugunterbaus.
«Wir waschen Blut, Fett und Fleisch weg», sagt A.G. Wenn er über seinen Beruf redet, bleibt der Mann sachlich – man spürt, dass ihn die Jahrzehnte in diesem Job abgehärtet haben. Es komme aber auch vor, dass er noch einen Finger, eine Hand oder einen Fuss finde. Dann stosse auch er an seine Grenzen.
Pauschalen von 100 bis maximal 300 Franken
Weniger herausfordernd, jedoch mindestens so anspruchsvoll sei die Entfernung von Graffitis. Es gelte, die Farbe zu entfernen, ohne den Lack zu schädigen. Deshalb sei auch der Einsatz von Hochdruckreinigern nicht möglich. «Das ist dann Handarbeit mit ätzenden Chemikalien, bei denen man in jeder Hinsicht aufpassen muss.»
Es sei ein schwieriger Job, sagt A.G., aber er werde ja auch dafür bezahlt. Zum Grundlohn der Reinigungsangestellten, der je nach Beschäftigungsjahren zwischen 42’000 und 62’000 Franken pro Jahr liegt, kommen nach Angaben der Gewerkschaft SEV bei Reinigungsarbeiten nach Vieh- oder Personenunfällen Pauschalen von 100 bis maximal 300 Franken dazu. Diese Arbeit dauere oft 4 bis 5 Stunden, wie A.G. sagt.
*Name der Redaktion bekannt