Ganz empört zeigt sich ein Leser-Reporter über eine Werbeaktion am Zürcher Hauptbahnhof. «Das ist eine absolute Zumutung», wettert der Mann. «So etwas hat nichts mit Integration zu tun.»
Damit meint er ein Plakat direkt beim Gleis 12. Ein Fitnessstudio wirbt mit einer muslimischen Frau für getrennte Trainingszeiten im Studio. «Sei stärker!» und «Trainiere ohne Hijab!» steht in Grossbuchstaben auf der Werbetafel.
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«Wer hier lebt, soll sich gefälligst anpassen»
«Es kann schon sein, dass es Leute gibt, die so etwas befürworten», sagt der Mann, der gerade geschäftlich aus London zurückgekehrt ist. Seiner Einstellung entspreche das aber nicht. «Wer hier lebt, soll sich gefälligst anpassen.» Es sei doch nicht normal, dass man nun Extra-Angebote für gewisse Bevölkerungsgruppen anbiete.
Beim Fitnessstudio 4UFitness im Kreis 5 versteht man die Aufregung nicht. «Wir wollten nicht nur muslimischen Frauen, sondern unserer gesamten weiblichen Kundschaft die Möglichkeit geben, in einem geschützten Raum ohne Männer zu trainieren», so eine Mitarbeiterin.
«Die Rückmeldungen waren bis jetzt sehr positiv»
Für sie stellt dieses Angebot keinen Widerspruch zur Integration dar. «Die Frauen, die sich für diese Religion entschieden haben, sollen doch auch die Chance erhalten, einem Hobby nachzugehen.» In der heutigen Zeit sei aber gegenseitige Toleranz und Akzeptanz anscheinend Mangelware, so die Mitarbeiterin.
Darum wollte man mit der Gründung des Fitnessstudios ein Zeichen setzen. «Wir haben erst im Juli 2017 eröffnet. Aber die Mitglieder, vor allem weibliche, nehmen kontinuierlich zu.» Eine Mitgliedschaft kostet etwa 570 Franken im Jahr. «Auch die Rückmeldungen waren bis jetzt sehr positiv», so die Mitarbeiterin. Deshalb rät sie dem empörten Mann, mal vorbeizukommen: «Vielleicht können wir ihn doch noch von unserer Idee überzeugen.»
«Konservative gehen sowieso nicht dorthin»
Der Integrationsexperte Thomas Kessler sieht bei diesem Angebot keinen Grund zur Aufregung. «Ich frage mich einfach nur, warum man diese Werbung am HB macht.» Religiöse Minderheiten blieben meist unter sich und würden so eine Werbung ganz woanders schalten. Für ihn steckt ein kommerzieller Gedanke dahinter: «Man erreicht Aufmerksamkeit und provoziert.»
Riza Demaj, ebenfalls ein Integrationsexperte, geht einen deutlichen Schritt weiter: «Dieses Angebot braucht es definitiv nicht. Wenn wir in der Schweiz solche Angebote fördern, motivieren wir die Frauen dazu, sich zu verschleiern.» Es gebe jetzt schon Tendenzen, dass immer weniger muslimische Mädchen in den Turnunterricht gehen. «Wohin führt denn das? Integration ist nicht nur Sprache, sondern auch Werte und gesellschaftliche Regeln», so Demaj. Diese Aktion fördere Desintegration –und sei auch für die Gleichberechtigung nicht hilfreich.
(mon)
Fitness zu Hause
Ich trainiere nur noch für mich daheim. War in Frauenstudios und in Gemischten aber: Bei vielen Damen gehts nur ums plagieren, ist man nicht so modisch gekleidet wird gelästert. Bei den Herren ist man selbst als "Durchschnittsfrau" nicht vor Anmachen gefeit. Früher wenn ich raus bin habe ich mich auch gestylt, heute bin ich gern in Jeans, Shirt, wenig geschminkt unterwegs - die Arroganz der zugekleisterten Modepüppchen aber auch die nicht nur verbale Übergriffigkeit mancher männlichen Mitbürger geht mir sowas von auf die Nerven. Sexy und gestylt sieht mich nur noch mein Partner (-;
@SamG
In der Schweiz haben wir die Religionsfreiheit und solange sich jemand an Recht und Gesetz hält, kann diese Person machen und tun, was sie will. Somit trifft doch das Geschriebene ihrerseits betreffend Intoleranz genau auf sie selbst zu. Sie sind der Intolerante und merken es nicht mal! Besser zuerst vor der eigenen Haustüre wischen, nicht wahr?
Toleranz
Ich, als Schweizer ohne Migrationshintergrund, habe kein Problem mit dem Plakat und dem Angebot. Es verstösst auch nicht gegen das Gesetz. Ich frage mich nur, ob das Fitnessstudio wirklich bewusst diese Frauengruppe ansprechen will oder ob es mehr darum geht, um jeden Preis aufzufallen?!
keine Sonderbehandlung
In unserer Kultur müssen die Frauen NICHTS getrennt von Männern machen!! Hier sind wir alle gleich!! Ich kann die Empörung nachvollziehen! Gehört nicht hierher!
Who cares?
Ich werde wohl für diese Antwort in der Kommentarsektion nicht besonders beliebt sein, aber ich sags halt trotzdem: Mir ist es so etwas von egal was man trägt und welcher Religion man angehört. Soll man doch mit Borat-Badeanzug oder Hijab trainieren. Es gibt dümmeres, als Sport zu treiben. Z.B alles und jeden zu diskriminieren. Würde man sich einfach in Ruhe lassen und einander akzeptieren, ginge es uns viel besser. Sogar Kinder können das noch viel besser als Erwachsene. Peace.
So wahr.
Schön gesagt. Tut echt gut zu lesen, dass es hier auch vernünftige und humane Menschen gibt. Nach dem Überfliegen der Kommentare könnte man meinen, die Schweiz bestünde nur noch aus frustrierten, Gesellschafts-spaltenden, xenophoben Wutbürgern. Die besonnen und weisen Stimmen sollten wieder mehr Präsenz zeigen, und die CH nicht noch unsolidarischer werden lassen. Dankeschön an dich. Peace n' Love