Dominique Aegerter100 Euro pro WM-Punkt und wenig Sackgeld
Dominique Aegerter (19) steht beim GP von Aragon zum vierten Mal in den letzten fünf GP-Abschlusstrainings vor seinem Idol Tom Lüthi. Er will nun ernsthaft über seine Gage diskutieren.
- von
- Klaus Zaugg ,
- Alcaniz.

Dominique Aegerter: Er riskiert sein Leben für seine Leidenschaft - und ein paar wenige Euro.
Dass es ein Junge aus dem Bauerndorf Rohrbach (1 454 Einwohner) im Grenzland zwischen Emmental und Oberaargau bis in den GP-Zirkus bringt, ist eigentlich schon ein kleines Wunder. Wo die Hügel des Emmentals in die fruchtbaren Ebenen des Berner Mittellandes übergehen, liegt das Land der Hornusser-Langschläger und bösen Schwinger. Hin und wieder wird ein Sekten-Guru über die Region hinaus bekannt und in diesen Tagen ist der Langenthaler Unternehmer Johann Schneider-Ammann aus Langenthal (rund 10 Kilometer talabwärts von Rohrbach) eine nationale Berühmtheit: Er ist einer Wahl in den Bundesrat näher als Aegerter dem ersten GP-Sieg.
Der Westschweizer Unternehmer Olivier Métraux (Technomag) finanziert Aegerters Karriere. Der Rennsport ist des Rohrbachers Leidenschaft, er kann sich ein Leben ohne seine Passion gar nicht mehr vorstellen. Es geht also nicht ums Geld. Und doch macht er sich inzwischen hin und wieder so seine Gedanken. Denn er ist der billigste Schnellfahrer im Zirkus.
Er offenbarte gegenüber 20 Minuten Online, dass er pro WM-Punkt 100 Euro verdient. Das macht bei bisher 36 WM-Punkten akurat 3600 Euro. Dazu kommt ein Sackgeld von 550 Franken, das er von seinem Vater bekommt. Aber dafür muss er zu Hause in der Freizeit in der Garage helfen. Die Reisespesen in Europa - er ist mit dem Motorhome unterwegs - gehen auf seine Kosten. «Zum Glück vermietet mein Vater Motorhomes und so kann ich eines gratis benützen. Aber wegen der vielen Auslandaufenthalte ist beispielsweise meine Natelrechnung im Monat regelmässig höher als 200 Franken. Da bleibt wirklich fast nichts mehr übrig…»
Aegerters Leistungen werden immer besser. In Aragon startet er als 11. vor WM-Leader Toni Elias – und 9 Plätze vor Tom Lüthi. Und er hat auch nächste Saison seinen Platz in der Moto2-WM im Technomag-Team von Olivier Métraux. Ob er aber bei der anstehenden Vertragsverlängerung bessere finanzielle Konditionen herausholen kann, ist eher fraglich. Er bleibt wohl auch 2011 für eine weitere Saison der billigste Schnellfahrer im GP-Zirkus. Oder besser und respektvoller: Der günstigste Schnellfahrer.