13'639 Minuten Film ab in Solothurn

Aktualisiert

13'639 Minuten Film ab in Solothurn

In Solothurn ist das Wintertreffen der Schweizer Filmbranche eröffnet worden.

Direktor Ivo Kummer reklamierte für die Filmtage die Rolle eines «Wächters im Film-Nationalpark», der vor Gefahren warnen müsse.

«Ich wünsche mir, dass die Filmschaffenden in der Schweiz selbstbewusst bleiben, keine Kompromisse eingehen, nur um an Gelder heranzukommen», sagte Kummer in seiner Eröffnungsrede am Montag. Er forderte gesellschaftlich relevante Filme, «Filme, die authentisch, individuell und auch radikal sind».

Solche Filme seien «machbar, auch mit kleineren Budgets», erklärte Kummer; Projekte dieser Art müssten jedoch verstärkt unterstützt und gefördert werden.

Couchepin: Zank ist «Theater, Kino»

Kummer und mit ihm Teile der Filmbranche fordern eine breitere Streuung der Fördergelder, während Nicolas Bideau, Chef der Filmförderung beim Bundesamt für Kultur, betont, es sei wichtig, grosse Filmprojekte zu unterstützen. Diese erlaubten es dem breiten Publikum, sich mit Schweizer Filmen zu identifizieren.

Der Zank zwischen Kummer und Bideau sorgte im Vorfeld der Filmtage für Aufmerksamkeit. Am Eröffnungsabend wies Bundespräsident und Kulturminister Pascal Couchepin die beiden Kontrahenten an, sich zu umarmen. Ihr Streit sei «Theater, Kino».

Couchepin rief zu Optimismus auf. Auch Kummer betonte, der Schweizer Film sei in guter Verfassung. Tatsächlich war 2007 mit einem Marktanteil von rund sechs Prozent für Schweizer Filme eines der besten Jahre der vergangenen Jahrzehnte.

Niedlicher Kampf gegen Abzocker

Die Unkenrufe wurden unter anderem durch die Tatsache ausgelöst, dass die Werte von 2006 nicht annähernd erreicht werden konnten. 2008 ruhen viele Hoffnungen auf «Max & Co.», der als Eröffnungsfilm der Filmtage gezeigt wurde.

Der Animationsstreifen der Freiburger Zwillinge Frédéric und Samuel Guillaume ist mit Produktionskosten von 30 Millionen Franken der teuerste Schweizer Film aller Zeiten. Bisher war er nur im Ausland zu sehen. Am Montagabend stiess der niedliche Kampf gegen böse Abzocker beim Publikum auf grosse Sympathie.

13 639 Minuten Film

Insgesamt werden während der 43. Solothurner Filmtage fast 300 Filme gezeigt, darunter 114 Schweizer Premieren. Bis am Sonntag sind Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme mit einer Gesamtlaufzeit von 13 639 Minuten zu sehen. Besonders gut bestückt ist dieses Jahr die Kategorie der Dokumentarfilme.

Direktor Kummer erwartet für die Filmtage 2008 - wie im Vorjahr- rund 44 000 Besucher. Besondere Aufmerksamkeit wird wie jedes Jahr den Preisvergaben zuteil werden. Am Mittwoch steht die Verleihung der Schweizer Filmpreise an, am Samstag wird der neu mit 20 000 Franken dotierte Publikumspreis vergeben.

(sda)

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