Antisemitismus 138 Vorfälle in der Schweiz registriert
In der gesamten Schweiz wurden 2010 über 130 Antisemitische Vorfälle von den Meldestellen entgegengenommen. Allein 104 davon in der West- und Südschweiz.
Letztes Jahr sind in der Schweiz 138 antisemitische Vorfälle registriert worden, 104 davon in der Romandie, 34 in der Deutschschweiz und in der italienischsprachigen Schweiz. Die Diskrepanz dürfte auf unterschiedliche Erfassungsmethoden zurückzuführen sein.
Die 34 Fälle gingen bei den Meldestellen des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes und der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus ein, wie diese am Sonntag zu ihrem ersten gemeinsamen Antisemitismusberichts mitteilten. In der Romandie werden die Vorfälle von der CICAD (Coordination intercommunautaire contre l'antisémitisme et la diffamation) erfasst.
Bei den 104 in der Westschweiz registrierten Vorkommnissen handelt es sich grösstenteils um Fälle im Internet. Im gleichen Zeitraum wurden von SIG und GRA dagegen nur fünf Fälle von Antisemitismus im Internet verzeichnet.
Diese niedrigere Zahl habe damit zu tun, dass der SIG und die GRA das Internet nicht aktiv nach antisemitischen Äusserungen durchsuchten, heisst es im Communiqué. Bei den vom SIG und der GRA erfassten Fällen handelt es sich vorwiegend um schriftliche Äusserungen in Form von Briefen, Artikeln, Graffitis und Beiträgen in elektronischen Medien.
Nach Feststellungen des SIG und der GRA Stiftung häufen sich antisemitische Vorfälle jeweils nach Eskalationen im Nahen Osten. Kritik an Israel an sich sei kein Kriterium für eine Registrierung gewesen. Nur antisemitisch motivierte Äusserungen im Kontext des Nahostkonflikts seien berücksichtigt worden; 2010 habe es 12 solcher Vorfälle gegeben.
Der rechtsextrem motivierte Antisemitismus, der aus rassischen Gründen gegen Juden hetzt, ist laut SIG und GRA nach wie vor verbreitet, ebenso entsprechende Aussagen, die auf den Holocaust Bezug nehmen.
Hinzu komme eine zunehmende politische Polarisierung von Parteien und Bürgern. «Sie führt dazu, dass die Bereitschaft, Minderheiten zu diskriminieren und als Sündenböcke zu stigmatisieren, in manchen gesellschaftlichen kreisen wieder steigt und politisch genutzt wird.»
(sda)