Zürich: 14 Grad im Zürichsee – «Für uns Winterschwimmer ist es noch warm»

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Zürich14 Grad im Zürichsee – «Für uns Winterschwimmer ist es noch warm»

Winterschwimmer können neu im Seebad Utoquai Eisbaden gehen. Das Zürcher Sportamt öffnet in einem Pilotversuch das Bad erstmals für Winterbadende.  

Für die Weltmeisterin im Eisschwimmen ist das Schwimmen im kalten Wasser wie eine Meditation.

Video: 20min/dk

Darum gehts 

Während für die allermeisten die Badisaison 2022 spätestens im September zu Ende gegangen ist, fängt sie für Winterschwimmer nun erst an: Bis zum 31. März 2023 erhalten sie im Seebad Utoquai die Möglichkeit, jeweils samstags und sonntags von elf bis 14 Uhr kontrolliert und unter Aufsicht von Rettungsschwimmerinnen und -schwimmern Eisbaden zu gehen. Die Idee ist nicht neu: Bereits seit Jahren trotzen Simon Hegener und seine Freunde der Kälte und drehen auch im Winter regelmässig im Zürichsee ihre Runden. Hegener hat beim niederländischen Extremsportler Wim Hof eine Ausbildung gemacht und mittlerweile die Swiss Cold Training Association (SCTA) gegründet. 

In der Pandemie sei das Winterschwimmen zu einer regelrechten Boomsportart geworden, sagt Hegener. 2016 habe die Gruppe von Eisbadenden noch fünf Personen umfasst. Mittlerweile seien es rund 900 Leute. «Mit der Gründung der SCTA und dem Angebot im Utoquai wollen wir zeigen, dass Winterschwimmen und Kältetraining kein Sport für Verrückte ist, sondern körperlich und mental sehr positiv wirkt.» 

Für ihn erfülle sich mit dem Pilotversuch im Utoquai ein lang gehegter Wunsch, sagt Hegener. Zudem sei das  Bedürfnis nach einem entsprechenden Angebot gross: «Nach nicht einmal einer Woche haben sich bereits mehr als 100 Personen im Verein angemeldet – 75 Prozent davon Frauen», sagt Hegener. Das habe er selbst noch nicht erlebt – die meisten Winterschwimmer in seinen bisherigen Gruppen seien männlich gewesen. «Aber das zeigt, wie wichtig Badis und eine gute Infrastruktur sind, damit alle den Sport ausüben können, die wollen.» 

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Der Tipp von Gerda: «Geht ab Sommer immer wieder im See schwimmen, so kann sich euer Körper an die Kälte gewöhnen.»

Der Tipp von Gerda: «Geht ab Sommer immer wieder im See schwimmen, so kann sich euer Körper an die Kälte gewöhnen.»

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Peter und Yogi Shiva gönnen sich regelmässig im Winter einen Schwumm im See. 

Peter und Yogi Shiva gönnen sich regelmässig im Winter einen Schwumm im See. 

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Die Wassertemperaturen im Zürichsee betragen zurzeit 14 Grad.

Die Wassertemperaturen im Zürichsee betragen zurzeit 14 Grad.

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Eisbad ähnelt Meditation 

Verschiedene Personen nahmen am Sonntag die Gelegenheit wahr, um ins kalte Nass zu springen, so etwa Gerda (35): «Meine Kollegin schwimmt im Winter in Arosa und zunächst dachte ich auch, dass das doch verrückt ist.» Doch dann habe sie es ausprobiert – zunächst als persönliche Herausforderung und für das Immunsystem. «Jetzt schwimme ich, weil es gute Laune gibt und weil man coole Leute dabei trifft.» Ihr Tipp für Neulinge: «Geht ab Sommer immer wieder im See schwimmen, so kann sich euer Körper an die Kälte gewöhnen.» Die am Sonntag gemessenen 14 Grad Wassertemperatur seien jedoch noch harmlos: «Für uns Winterschwimmer ist es noch warm.»

Auch Peter und Yogi Shiva gönnen sich einen Schwumm im See: «Für mich ist es in erster Linie sehr schön, in der Natur zu sein, ins kalte Wasser zu gehen und diese Ruhe zu spüren und zu geniessen.» Diese meditative Art des Eisbads und zu spüren, wie sich der Körper anpasst, sei auch für ihn sehr wichtig, sagt Shiva: «Es ist nicht nur für den Körper sehr erfrischend, sondern auch für den Geist.»

Dem kann Deniz Kayadelen, Wirtschaftspsychologin und Weltmeisterin über 500 m, 200 m Freestyle und 50 m Butterfly im Eisschwimmen, nur beipflichten: «Die Kälte ist wie ein Lehrer. Man eignet sich viel Wissen über seinen eigenen Körper an und lernt, ihn und den Geist zu kontrollieren.» Das Gefühl im Wasser ähnle einer Meditation. «Man hört auf zu denken, fühlt gleichzeitig die Natur, das Wasser und den Körper viel besser.» Zu spüren, wie trotz der Kälte das innere Feuer aktiviert werde, sei sehr schön, sagt Kayadelen. «Es ist gut für die Psyche, es aktiviert Glückshormone und stärkt das Immunsystem.» Das habe auch positive Effekte im Alltag, etwa seien viele stressresistenter. «Jeder, der neugierig ist, kann das hier in einem sicheren Rahmen testen.»

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