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Islamischer Staat14-Jähriger wollte Wiener Bahnhof sprengen

In Österreich muss ein 14-Jähriger zwei Jahre ins Gefängnis. Im Auftrag des IS sollte der türkischstämmige Junge einen Anschlag verüben und sich dann nach Syrien absetzen.

Mertkan G. tauchte im Herbst 2014 zusammen mit einem 12-Jährigen in Wien unter, nachdem ihn die Polizei das erste Mal festgenommen hatte. Der Teenager gab zu, einen Anschlag auf den Wiener Westbahnhof geplant zu haben.

Mertkan G. tauchte im Herbst 2014 zusammen mit einem 12-Jährigen in Wien unter, nachdem ihn die Polizei das erste Mal festgenommen hatte. Der Teenager gab zu, einen Anschlag auf den Wiener Westbahnhof geplant zu haben.

In Österreich ist ein 14-Jähriger wegen eines geplanten Terroranschlags zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden, wovon aber 16 Monate zur Bewährung ausgesetzt wurden. Vor Gericht stand Mertkan G., weil er sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben soll. Mehr noch: Er wollte den Wiener Westbahnhof sprengen und einen 12-Jährigen für den sunnitischen IS rekrutieren.

Dabei ist Mertkan G. eigentlich Alawit und gehört damit der gleichen religiösen Gruppierung an wie der syrische Machthaber Baschar al-Assad. Doch der 14-Jährige hat Sympathien für den IS entwickelt. In Istanbul geboren, lebt er seit acht Jahren in Österreich und begreift sich "zunehmend als Sunnit", wie österreichische Medien schreiben. Überhaupt passt er ganz in das Muster junger IS-Anhänger aus dem Westen: Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs Mertkan allein bei seiner kaum Deutsch sprechenden Mutter auf und besuchte eine Sonderschule. Angeblich fand er Halt im radikalen Glauben, so sein Anwalt.

25.000 Euro vom IS für den Anschlag?

Die Vorwürfe gegen Mertkan wiegen schwer – so schwer, dass ihm im Prozesstrotz seines jungen Alters bis zu fünf Jahre Haft drohten. Das hohe Strafmaß erklärt sich auch damit, dass Mertkan nach seiner ersten Verhaftung gegen alle Auflagen verstieß und in Wien untertauchte – zusammen mit einem 12-Jährigen, den er für den IS gewinnen wollte. Die Polizei griff die beiden schnell wieder auf und Mertkan erneut verhaftet.

Der Sonderschüler radikalisierte sich über das Internet. Er wollte nach Syrien reisen und für den IS kämpfen. "Darauf aufmerksam gemacht, dass man auch in Österreich kämpfen könne, begann der Bursche, im Web nach Anleitungen zum Bau von Sprengvorrichtungen zu suchen und beschäftigte sich mit dem Wiener Westbahnhof als möglichem Ziel eines Anschlags", wie der «Kurier» schreibt. Offiziell nicht bestätigten Medienberichten zufolge stand Mertkan in direktem Kontakt mit dem IS: Die Gruppe soll ihm 25.000 Euro geboten haben, wenn er das Attentat auf den Westbahnhof verübe.

Umfassendes Geständnis

Bemühungen von Seiten der Familie scheiterten: Die Mutter habe Mertkan in der Hoffnung, ihn von seinem Weg abzubringen, zu einem Onkel nach Deutschland geschickt. Doch das blieb ohne Wirkung. Nachdem der 14-Jährige nach St. Pölten zurückkehrte, zeigte ihn seine Schule wegen seiner offen zur Schau gestellten Gesinnung an.

Gegenüber der Polizei gab Mertkan zu, sich mit Anschlagsplänen etwa gegen den Wiener Westbahnhof zu tragen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung fanden Ermittler auf dem Computer und auf der Spielkonsole des Jugendlichen Propagandamaterial der IS-Terrormiliz. Auch bei seinem Prozess bekannte sich der Teenager, der in wenigen Tagen 15 Jahre alt wird, schuldig. Der Argumentation seines Anwalts, die Anschlagspläne seien lediglich "Gedankenspiele" gewesen, glaubte das Gericht nicht. (sda)

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