Sicherheit im Letzigrund«15- bis 17-Jährige finden Pyro-Schmuggeln cool»
Bei den Zürcher Fussballfans kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Die Sicherheitsverantwortlichen beim FCZ und bei GC erklären, was sie im Letzi dagegen tun.
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- mon
Die Zürcher Fussballfans haben in den vergangenen Wochen und Monaten für reichlich Schlagzeilen gesorgt. Der jüngste Fall: Beim letzten Zürcher Derby wurden in der FCZ-Südkurve rund 100 Pyrofackeln abgebrannt und zwei Kinder dabei leicht verletzt.
Doch wie kommen die Fackeln überhaupt ins Letzigrund-Stadion? Was werden sonst für Sicherheitsmassnahmen rund um ein Fussballspiel getroffen? Die Sicherheitsverantwortlichen von FCZ und GC haben am Mittwoch Auskunft darüber gegeben vor den Medien: «Der Sicherheitsaspekt im Stadion Letzigrund ist für uns sehr wichtig», sagt der FCZ-Sicherheitsverantwortliche Kaspar Meng. «Aber aus dem Stadion einen Hochsicherheitstrakt machen, das wollen wir auch nicht.»
«Die Fans sind unsere Kunden»
Von übertriebenen Verhaltensregeln im Letzigrund halte man bei den beiden Zürcher Fussballclubs ebenso wenig. «In England darf man während des Spiels nicht mal aufspringen und jubeln – da wird man gleich von den Stewarts ermahnt.» Solche Massnahmen würden laut Meng in keinem Verhältnis stehen und nur die Fans verärgern.
Deshalb arbeite man mit den Fans zusammen und suche das Gespräch: «Sie sind ja unsere Kunden und nicht unsere Angestellten.» Zudem konnte man so bereits Erfolge verbuchen: «Das Böller-Verbot hat sich durchgesetzt, viele Fans halten sich daran und ermahnen sogar andere Fans.»
Weniger Schlägereien im Stadion
Aber alles verhindern könne man nicht, wie zum Beispiel, dass die Pyros ins Stadion geschmuggelt werden: «Das sind oft 15- bis 17-Jährigen, die finden das halt cool.» Diese bringen die Fackeln teilweise nicht mal durch den Eingang mit, «sondern werfen diese über die Absperrungen», so Meng. Und wenn sich viele Fans beim Eingang aufhalten, falle das nicht immer auf.
«Rein statistisch gesehen, ist es aber deutlich sicherer geworden», so Meng weiter. Es habe seit Jahren keine Schlägereien mehr im Stadion gegeben. Dazu würden die gut ausgearbeiteten Sicherheitskonzepte beitragen: «Die ganze Vorbereitung ist ein Riesenprozess.»
Sicherheitsmassnahmen können bis zu 250'000 Franken kosten
Wie zum Beispiel für ein Hochrisikospiel: «Vorkehrungen sind da besonders wichtig und bei einem Fussballderby können die Sicherheitsmassnahmen schon mal bis zu 250'000 Franken kosten.» Ansonsten rechne man mit zwischen 30'000 und 50'000 Franken pro Spiel.
Was sich ebenfalls als effektiv erwiesen habe, seien Videoaufnahmen: «Die haben wir in den letzten Jahren vermehrt im Einsatz.» Bei Vorfällen gebe man so die Aufnahmen an die Stadtpolizei weiter: «Die werten die Bilder aus und leiten die nötigen Massnahmen ein.» So habe man schon einige Fans zur Verantwortung ziehen können, so Meng.
Aktuell 85 Stadionverbote am Laufen
«Wir selbst dürfen rein rechtlich nur vom Stadionverbot Gebrauch machen.» Momentan seien 85 Verbote am Laufen. Oft arbeite man aber mit Verwarnungen, «das hat sich als sehr wirksam erwiesen». Von der Einführung eines Fanpasses als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung halte man hingegen wenig: «Dann wird alles auf die Strassen rund um das Stadion verlagert.» Zudem hätten solche Massnahmen im Ausland zu Boykotten und zahlreichen Stadionverboten geführt. Und wenn am Schluss alle Fans ein Hausverbot hätten – «ja, dann haben wir leere Kurven», so Meng.