Ansteckungs-Welle seit Oktober18 Monate alter Bub stirbt in Berlin an Masern
Die Masern-Welle in Deutschland hat ein neues Ausmass erreicht: In Berlin ist ein Kleinkind der Krankheit erlegen.
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In Berlin grassiert seit Oktober eine Masern-Welle. Seither wird in Deutschland über eine Impfpflicht debattiert.
In Berlin ist ein eineinhalbjähriges Kind nach einer Masernerkrankung gestorben. Der Bub starb bereits vergangenen Mittwoch an den Folgen der hochgradig ansteckenden Virusinfektion. Die Behörden schlossen zudem am Montag eine Schule im Süden Berlins wegen eines Masernfalls.
Das Kleinkind sei am 18. Februar in einem Spital der Infektionskrankheit erlegen, sagte Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja. Wie es sich angesteckt hat, ist noch unklar. Laut Czaja war das Kind nicht gegen Masern geimpft.
Medizinische Überwachung der Kontaktpersonen
Die in diesem Fall üblichen Massnahmen wurden ergriffen, sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales von Berlin. Dazu gehörten unter anderem die medizinische Überwachung derjenigen, die mit dem Kind Kontakt hatten.
Die Behörde bestätigte zugleich die Schliessung einer Sekundarschule im südlichen Stadtteil Lichtenrade. Die vergangene Woche festgestellte Masernerkrankung eines Schülers der Einrichtung habe einen sehr schweren Verlauf genommen. Er befinde sich weiterhin zur Behandlung im Spital.
45 mit dem Betroffenen in Kontakt gekommene Mitschüler sind den Angaben zufolge bei der für Dienstag geplanten Wiedereröffnung der Schule verpflichtet, einen entsprechenden Schutz in ihrem Impfpass nachzuweisen. Andernfalls müssten sie der Schule bis zur kommenden Woche fernbleiben.
Masern-Welle in Berlin
Die deutsche Hauptstadt erlebt derzeit eine ausserordentlich heftige Welle der vor allem als Kinderkrankheit bekannten Masern. So wurden in Berlin im laufenden Jahr schon mehr als 500 Fälle gemeldet und damit mehr, als landesweit im gesamten Jahr 2014 registriert worden waren. Die Masernwelle in der Hauptstadt löste eine politische Debatte über verpflichtende Impfungen aus.
Die Masernviren werden von Mensch zu Mensch durch Tröpfchen übertragen, zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Sprechen. Fast jeder Kontakt führt zu einer Ansteckung, wenn ein Mensch nicht gegen Masern geimpft ist – sogar auf mehrere Meter Entfernung.
Schon fünf Tage vor dem typischen roten Hautausschlag sind Infizierte ansteckend. Nach grippeähnlichen Anzeichen wie hohem Fieber, Husten und Schnupfen folgt Tage später der Ausschlag, und das Fieber steigt erneut. Nach vier Tagen verschwindet der Ausschlag.
Keine harmlose Kinderkrankheit
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt die Impfung gegen Masern in Kombination mit derjenigen gegen Röteln und Mumps. Eine Therapie gegen Masern gibt es nicht. Möglich ist nur eine Behandlung der Krankheitsanzeichen wie Fieber. Antibiotika sind gegen Viren-Erkrankungen wirkungslos.
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Die Infektion ist hochansteckend und schwächt das Immunsystem. Folgen können zum Beispiel Gehirnentzündungen sein – manchmal mit lebenslangen Schäden wie geistigen Behinderungen.
Todesfälle durch die Krankheit sind extrem selten. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts verstarben im Zeitraum von 2001 bis 2012 in ganz Deutschland lediglich 15 Menschen an den Folgen der Masern.
Noch weniger Masern-Todesfälle gab es in den vergangenen zehn Jahren in der Schweiz. Nach Angaben des BAG verstarb einzig 2009 ein damals zwölfjähriges Mädchen aus Frankreich in einem Genfer Spital. (woz/sda)