Kopftuch-Proteste20-Minuten-Video im iranischen TV – «das ist selten und aussergewöhnlich»
Ein iranischer TV-Sender zeigte ein Video von 20 Minuten. Ein Experte erklärt, was das zu bedeuten hat.
Der TV-Sender Iran International hat in seiner Presseschau die 20-Minuten-Titelseite von letzter Woche zur Geschichte des Kopftuchs gezeigt.
Darum gehts
Der TV-Sender Iran International hat in seiner Presseschau die 20-Minuten-Titelseite von letzter Woche zur Geschichte des Kopftuchs thematisiert. Wir haben Iran-Experte Milad Abedi von der Universität Zürich dazu befragt.
Herr Abedi, was bedeutet die Erwähnung?
Beim Sender Iran International handelt es sich um den meistgesehenen Nachrichtensender in persischer Sprache weltweit. Er berichtet regelmässig über die Menschenrechtsverletzungen im Iran und über die aktuelle Protestbewegung. Gesendet wird zwar aus London, der Nachrichtensender kann aber weltweit, auch im Iran, empfangen werden. Dass ein ausländischer Beitrag derart prominent thematisiert wird, kommt selten vor und ist aussergewöhnlich.
Wieso kam der Beitrag so gut an?
Das Erzählen der langen Geschichte der Frauenrechtsbewegung im Iran war einzigartig und informativ. Die Frauen im Iran kämpfen schon seit langer Zeit gegen Unterdrückung. Der Beitrag kam deshalb gut an, weil er auf die Menschen im Iran eingeht und nicht ausschliesslich auf das islamische Regime. Wie 20 Minuten in diesem Video den Iran gezeigt hat, ist, wie Iranerinnen sich selbst sehen und auch gezeigt werden wollen.
«Das Video wurde vielfach auf Social Media geteilt»
Was heisst das genau?
Die iranische Identität ist einzigartig und hat grundsätzlich nichts mit dem Glauben zu tun. Das Kopftuch ist kein langjähriger Bestandteil der iranischen Kultur. Viele Iranerinnen kennen die Zeit noch vor der Islamischen Revolution 1979 und wünschen sich die Zeit Freiheit dieser Zeit zurück. Bei der aktuellen Protestbewegung geht es um fundamentale Menschenrechte und die Unterdrückung der Frauen, wozu auch die Vorschrift des iranischen Regimes, in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen zu müssen, gehört.
Was können solche Beiträge bewirken?
Viele internationale Medien haben Angst, den Islam in ihrer Iran-Berichterstattung kritisch zu beleuchten. Sie gehen nicht auf die lange Geschichte der Frauenrechtsbewegung im Iran ein, da sie befürchten, dass es als islamophob angesehen werden könnte, das Kopftuch als Zeichen der Unterdrückung zu thematisieren. Doch das Kopftuch hat im Iran keine tiefreichenden Wurzeln und wurde den Frauen erst seit einigen Jahrzehnten vom islamischen Regime aufgezwungen. Die Mehrheit der iranischen Bevölkerung will aber kein islamisches Recht, welches ihr Leben beeinflusst. Es ist deshalb wichtig, dass über die Situation im Iran international berichtet wird. So zeigt beispielsweise der 20-Minuten-Beitrag den Menschen im Iran, dass ihr Kampf für mehr Rechte weltweit unterstützt wird.
Wirst du oder wird jemand, den du kennst, aufgrund der Geschlechtsidentität diskriminiert?
Hier findest du Hilfe:
Gleichstellungsbüros nach Region
Gleichstellungsgesetz.ch, Datenbank der Fälle aus Deutschschweizer Kantonen
Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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