Nause zu Reitschul-Krawallen«30 Testosteron-geschwängerte Typen»
Die Krawalle am Wochenende bei der Berner Reitschule erhitzen weiterhin die Gemüter. Beide Seiten erheben schwere Vorwürfe. Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause bezieht Stellung.
- von
- bho
Krawalle vor der Berner Reitschule. (Video: 20 Minuten)
In der Nacht auf Sonntag ist es auf der Schützenmatte erneut zu wüsten Szenen gekommen: Polizisten und Chaoten lieferten sich Gefechte, bei denen Gummischrot, Tränengas und Flaschen eingesetzt wurden. Mehrere Personen wurden dabei verletzt.
Vonseiten der Reithalle wirft man der Polizei vor, die Eskalation gezielt geplant zu haben. Reto Nause, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, äussert sich gegenüber 20 Minuten zu den Vorwürfen: «Zwei Streifenpolizisten waren auf einem normalen Dienst bei der Reitschule, als sie gezielt von Linksautonomen angegriffen worden sind.» Nach der angeordneten Verstärkung sei die Lage völlig eskaliert. «Die Chaoten zogen sich in die Reitschule zurück und attackierten die Polizei auch vom Dach aus.»
«Grosses Gewaltpotential aus linksextremen Kreisen»
Die Vorfälle am Wochenende bestätigen laut Nause einen Trend der letzten Jahre: «In den letzten fünf bis sechs Jahren hat sich in der linksextremen Szene ein hohes Gewaltpotential entwickelt.» Nicht nur die Polizei werde angegriffen. «Vermehrt werden auch Sanität und Feuerwehr ins Visier genommen und angegriffen.»
Den Vorwurf, die Polizei würde bei der Reitschule verstärkt Präsenz markieren, lässt Nause nicht gelten: «Die Polizei ist seit Jahren bei der Reitschule präsent, denn wir dulden in Bern keinen rechtsfreien Raum.» Nause ergänzt, dass auch an bestimmten neuralgischen Punkten im Berner Nachtleben, beispielsweise der Aarbergergasse oder dem Bahnhof, öffentlich sichtbare Polizei-Präsenz durchaus sinnvoll sei, denn: «In letzter Zeit gibt es auch immer mehr Übergriffe auf Frauen.» Diese verstärkte Präsenz habe aber nicht primär mit der Reitschule zu tun, so Berns Sicherheitsdirektor. Und auch, dass Polizisten vermehrt attackiert würden, sei kein Reitschul-spezifisches Problem, wie etwa die jüngsten Angriffe auf dem Zürcher Sechseläutenplatz gezeigt hätten.
«Belebung des öffentlichen Raumes positiv»
Brennpunkt häufiger Konflikte bei der Reitschule ist die Schützenmatte, auch an diesem Wochenende. Um den Vorplatz sicherer und farbiger zu gestalten, findet bereits zum vierten Mal das Neustadt-Lab statt, ein Projekt mit verschiedenen Gastroangeboten und kulturellen Veranstaltungen.
Hat dieses Konzept versagt? Nein, sagt Nause: «Das sind zwei unterschiedliche Geschichten. Auf der einen Seite hatten wie 30 testosterongeschwängerte Typen, die den Konflikt gesucht haben. Auf der anderen Seite das Neustadt-Lab, das ein grosser Erfolg ist.» Nause bilanziert: «Die Belebung des öffentlichen Raumes hat einen äusserst positiven Effekt.» Auch Stadtpräsent Alec von Graffenried befand 2017 in einem Interview, dass die Aufwertung des öffentlichen Raumes durch solche Projekte sehr begrüssenswert sei.