Frauenstreik: Dürfen Männer bei der Demo mitlaufen?

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Solidarität«364 Tage Zeit für eigenen Event» – dürfen Männer beim Frauenstreik mitlaufen?

Am Mittwoch findet schweizweit der Frauenstreik statt – Zehntausende Frauen gehen auf die Strasse, um für Gleichberechtigung zu kämpfen. Doch dürfen auch Männer daran teilnehmen?

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Am 14. Juni findet schweizweit der Frauenstreik statt. Doch dürfen daran auch Männer teilnehmen?

Am 14. Juni findet schweizweit der Frauenstreik statt. Doch dürfen daran auch Männer teilnehmen?

20min/Michael Scherrer
SP-Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP-Frauen Tamara Funiciello findet: Eher nein. «Männer haben 364 Tage im Jahr zur Verfügung, um ihren eigenen Emanzipations-Event zu veranstalten – wieso müssen sie das genau an dem Tag machen, der den Frauen gehört?»

SP-Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP-Frauen Tamara Funiciello findet: Eher nein. «Männer haben 364 Tage im Jahr zur Verfügung, um ihren eigenen Emanzipations-Event zu veranstalten – wieso müssen sie das genau an dem Tag machen, der den Frauen gehört?»

20 Minuten Agency
Funiciello findet stattdessen, dass Männer im Hintergrund wirksam werden können – etwa Tische und Bänke aufstellen, für die Streikenden kochen oder die Kinder betreuen.

Funiciello findet stattdessen, dass Männer im Hintergrund wirksam werden können – etwa Tische und Bänke aufstellen, für die Streikenden kochen oder die Kinder betreuen.

20min/Michael Scherrer

Männer am Frauenstreik: Darum gehts

  • Am Mittwoch findet in der gesamten Schweiz der Frauenstreik statt.

  • Dieser hat mittlerweile einen neuen Namen und wird dieses Jahr «feministischer Streik» genannt.

  • Darüber, ob Männer an der Demonstration mitlaufen dürfen, gibt es geteilte Meinungen.

  • Einig seien sich jedoch alle teilnehmenden Organisationen, dass Männer im Hintergrund bleiben sollten.

Am Mittwoch streiken in der Schweiz die Frauen – doch dürfen auch Männer, (Ehe-)Partner, Freunde, Brüder und Väter am feministischen Streik, wie der Frauenstreik neu genannt wird, teilnehmen und mitlaufen?

Der Grünen-Nationalrat Bastien Girod zumindest fühlt sich willkommen am feministischen Streik, wie er auf Anfrage von 20 Minuten sagt: «Ich solidarisiere mich mit dem Streik und werde auch an die Landsgemeinde gehen.»

Männer sollen im Hintergrund bleiben

Anders sieht das SP-Nationalrätin und SP-Frauen-Co-Präsidentin Tamara Funiciello. Sie zeigt sich auf Anfrage von 20 Minuten genervt: «Ich verstehe nicht, wieso wir diese Diskussion jedes Jahr führen. Männer haben 364 Tage im Jahr zur Verfügung, um ihren eigenen Emanzipations-Event zu veranstalten – wieso müssen sie das genau an dem Tag machen, der den Frauen gehört?»

Frauen steckten Hunderte Arbeitsstunden in die Organisation des Streiks. «Das ist Arbeit, die von Frauen geleistet wurde. Eine Woche im Voraus zu kommen und zu sagen, dass sie als Männer auch zuvorderst mitlaufen wollen, finde ich eine Frechheit», sagt Funiciello. Männer sollten besser im Hintergrund wirksam werden – Tische und Bänke aufstellen, für die Streikenden kochen oder die Kinder betreuen. «Wenn das alles erledigt ist, dürfen Männer natürlich den Frauenstreik besuchen – solange sie sich nicht in den Vordergrund stellen.»

Wirst du am feministischen Streik teilnehmen?

«Männer sollen im hinteren Teil mitlaufen»

Der Frauenstreik Basel sieht die Teilnahme von Männern nicht ganz so eng. «Männer sind generell willkommen – es gibt aber Aktionen, bei denen wir einen eigenen Raum für genderqueere Menschen und Frauen schaffen wollen», so eine Sprecherin. So seien etwa zum Kickboxtraining und zur Afterparty am 14. Juni keine Männer erwünscht.

Auch der Frauenstreik Basel weist darauf hin, dass sich Männer vor allem mit Entlastungsarbeiten solidarisieren könnten. «Wir bitten jedoch auch darum, dass sich solidarische Männer rücksichtsvoll verhalten und an der Demo im hinteren Teil mitlaufen», so das Kollektiv.

Männer beim Hula-Hoop-Training der Mitte-Frauen erwünscht

Ähnlich sieht das auch die feministische Organisation Brava. «Wir brauchen Menschen, damit wir auf der Welt etwas bewegen können – alle, die eine feministische Haltung vertreten, sind willkommen», sagt Simone Eggler, Verantwortliche für politische Arbeit. Dennoch brauche es von cis Männern ein Bewusstsein darüber, wie viel Raum sie einnähmen.

Sehr willkommen seien Männer hingegen bei den Mitte-Frauen: Sie organisieren am Mittwoch ein Hula-Hoop-Training, weil sie sich vom «verbissenen, oft frustrierten Feminismus» abgrenzen wollten. «Hat sich die Frauenrolle schon recht entwickelt, hinkt die Vaterrolle und generell die Männerrolle hinterher – Gleichstellung hilft auch den Männern», sagt Mitte-Frauen-Präsidentin Christina Bachmann-Roth.

Beim Hula-Hoop-Training könnten Männer mitlaufen, mitsingen und mittrainieren – ein gesunder Beckenboden sei auch für Männer von Vorteil, beuge gegen Prostatabeschwerden vor und verhelfe zu besserem Sex, betont Bachmann-Roth. 

Wirst du oder wird jemand, den du kennst, aufgrund der Geschlechtsidentität diskriminiert? 

Hier findest du Hilfe:

Gleichstellungsgesetz.ch, Datenbank der Fälle aus Deutschschweizer Kantonen

Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann

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