SNB-Goldverkäufe38 Milliarden in den Sand gesetzt
Der Goldpreis eilt von Allzeithoch zu Allzeithoch. Schade nur, dass die Schweizer Nationalbank den grössten Teil ihrer Goldvorräte bereits in den letzten Jahren verkauft hat.
- von
- Gérard Moinat

Der Goldpreis erreicht ständig neue Rekordhöhen. (Quelle: kitco.com).
Wie hoch wird das Edelmetall noch steigen? Am Donnerstag erreichte der Goldpreis erneut eine Rekordmarke. Das Edelmetall verteuerte sich je Feinunze (31,1 Gramm) auf zeitweise fast 1536 Dollar.
Das entspricht einem Plus von fast einem Drittel innert Jahresfrist. Blickt man noch weiter zurück, zeigt sich: Seit dem langjährigen Tiefstand im Jahr 1999 — damals kostete eine Unze 250 Dollar — hat sich der Goldpreis mehr als versechsfacht.
Jemand, den das hierzulande besonders schmerzen dürfte, ist die Schweizerische Nationalbank. Sie verwaltet Volksvermögen, also trifft es uns unter dem Strich alle. Die SNB ist der grösste Goldbesitzer in der Schweiz. Und auch im internationalen Vergleich verfügt sie über die siebtgrössten Goldreserven. 1040 Tonnen des Edelmetalls ruhen in ihren Tresoren (siehe Tabelle).
Seit dem Jahr 2000 1550 Tonnen Gold verkauft
Bis zur Jahrtausendwende waren es allerdings noch viel mehr: 2590 Tonnen Gold hielt die SNB damals. Mit dem neuen Bundesgesetz über die Währung und Zahlungsmittel vom 1. Mai 2000 begann sie, dieses «überflüssige» Gold zu verkaufen.
Zwischen 2000 und 2005 veräusserte die Nationalbank 1300 Tonnen Gold – fast die Hälfte ihres Schatzes. 2007 und 2008 kamen nochmals 250 Tonnen hinzu.
Der Preis, mit dem sie sich damals zufrieden geben musste, ringt den Schweizern heute nur noch ein müdes Lächeln ab: Lediglich 16 241 Franken erhielt sie zwischen 2000 und 2005 durchschnittlich pro Kilo, zwischen 2007 und 2008 war das Kilo Gold bereits 30 000 Franken wert. Heute liegt der Kilopreis bei rund 43 000 Franken – oder 160 Prozent (!) mehr.
Heute 38 Milliarden Franken mehr möglich
Würde die SNB ihre «überflüssigen» Goldreserven also heute verkaufen, könnte sie über 38 Milliarden Franken mehr einnehmen. SNB-Sprecher Walter Meier bezeichnet diese Zahlen allerdings als rein «hypothetisch».
Die damaligen Goldverkäufe hätten weniger mit der Anlagepolitik zu tun gehabt, «sondern vielmehr mit der Tatsache, dass der Goldanteil nach Änderung des verfassungsmässigen und gesetzlichen Rahmens und auch aus geldpolitischer Sicht viel zu hoch geworden war», so Meier. Der Verkauf sei damals sogar als erfolgreich bewertet worden.
Trotz der Verkäufe ist der Schweizer Goldschatz übrigens auch heute noch Weltrekord (siehe Tabelle). 133 Gramm hätte jeder Einwohner der Schweiz zugut. Das ist mehr als die Deutschen, Italiener und Franzosen zusammen.
Etwas Positives dürften Schweizer der missglückten Reservepolitik aber doch abgewinnen: Ohne die massiven Goldverkäufe wäre der Franken dieser Tage wohl noch stärker und die Exportwirtschaft hätte noch lauter zu stöhnen.
Gold: Die Schweiz hat pro Kopf am meisten davon.
LandGold (t)/ Einwohner (Mio.)kg/EinwohnerSchweiz1040 / 7.80.133Deutschland3750 / 810.046Italien2700 / 610.044Frankreich2685 / 650.041Niederlande675 / 170.039USA8966 / 3130.028Japan844 / 1260.007Russland854 / 1390.006China1162 / 13370.001
Quelle: World Gold Council, SNB; Berechnungen: 20 Minuten Online
Bund, Kanton und Devisenreserven
Aus dem Erlös des ersten Verkaufs zwischen 2000 und 2005 wurden 21,2 Milliarden Franken an Bund (1/3) und Kantone (2/3) überwiesen. Das Bundesdrittel wurde dem AHV-Ausgleichsfonds zugeteilt. Der Erlös des Verkaufs von 250 Tonnen Gold im 2007/08 legte die SNB in Devisen an.
Silber überspringt Rekordhoch
Der Silberpreis hat sein historisches Hoch aus dem Jahr 1980 nach vielen Anläufen geknackt. Am späten Donnerstagabend sprang der Preis für eine Feinunze (circa 31 Gramm) Silber auf bis zu 49.51 Dollar. Damit wurde der Rekord vom Januar 1980 von 49.45 Dollar leicht übertroffen. Der Rekord wurde seinerzeit nur aufgrund starker Spekulationen am Silbermarkt erreicht. Ein Hauptgrund für den aktuell hohen Silberpreis ist der schwache Dollar, der die Nachfrage nach Silber stützt.