Teure Wahlen40 000 Franken für ein Ticket nach Bern
Wer für die Zürcher FDP in den Nationalrat will, muss tief in die Tasche greifen: Die Listenplätze 1 bis 4 kosten je 40 000 Franken. Junge Kandidaten sind entrüstet.
- von
- Raffaela Moresi

Insgesamt nimmt die FDP von ihren Kandidaten rund 270 000 Franken ein.
Bei diesen Zahlen habe er leer geschluckt, sagt Alain Schreiner, Präsident der Zürcher Jungfreisinnigen. Letzte Woche erfuhren die Parteimitglieder, unter welchen Bedingungen sie für den Nationalrat kandidieren können: 40 000 Franken will die Parteileitung für die Listenplätze 1 bis 4, 25 000 Franken für die Plätze 5 und 6. 7 und 8 kosten je 10 000 Franken. Junge Kandidaten könnten sich das kaum leisten, so Schreiner in der «NZZ am Sonntag». Anderen FDP-Kantonalsektionen ist das Vorgehen ihrer Zürcher Kollegen fremd. «Bei uns stehen die Bisherigen oben auf der Liste, dann folgen die Neuen in alphabetischer Reihenfolge», sagt Stefan Nobs, Geschäftsführer der FDP Kanton Bern. «Zudem zahlen unsere Kandidaten nur eine Art Unkostenbeitrag.» Gleich verfahren die FDP-Sektionen Basel und Aargau, wie sie auf Anfrage erklärten.
Für Politneulinge stellten diese Beträge an den Wahlkampf zwar «eine gewisse Hürde» dar, gibt Dieter Kläy, Vizepräsident der FDP Kanton Zürich, zu. Um die rund 750 000 Wahlberechtigten zu erreichen, brauche es aber eine solche Investition. «Mit 5000 Franken wird man hier nicht gewählt», so Kläy. Dass die vordersten Listenplätze in Zürich hart umkämpft sind, weiss Politologe Michael Hermann: «Das hat Tradition – der FDP ist es wichtig, in diesem Kanton gut abzuschneiden.» Trotzdem sei das Verkaufen von Listenplätzen für ihn ein Armutszeugnis. Nationalrat Filippo Leutenegger, der wieder kandidieren will, sieht das offenbar anders: Er akzeptiert die Höhe der Beiträge.