Federers neue Waffe52cm² mehr im Kampf gegen Nadal
Der Wechsel hat sich ausbezahlt: Das neue Racket eröffnet Roger Federer neue Möglichkeiten. Tennis-Spieler Michael Lammer erklärt, was der grössere Schlägerkopf bewirkt.
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Als Roger Federer das Experimentieren mit vergrössertem Schlägerkopf vergangenen Sommer auf Eis legte, dachte man: Vielleicht besser so. Doch Ende Jahr tüftelte der Schweizer mit Ausstatter Wilson weiter, es entstand ein Prototyp, den Manager Tony Godsick in sechsfacher Ausführung - damit muss Federer in Melbourne auskommen - aus den USA mit nach Australien brachte. Gemäss der «NZZ» soll er die wertvolle Fracht nicht aufgegeben, sondern als Handgepäck transportiert haben. Die neuen Koordinaten: 98 Square Inches oder 632 Quadratzentimeter. Vorher waren es 580 Quadratzentimeter.
Dass Federer mit dem neuen Modell bestens zurechtkommt, ist auch dem Zürcher Tennisspieler Michael Lammer aufgefallen. «Er fühlt sich wohl, spielt aggressiv und serviert bärenstark.» Inwiefern die Umstellung für die starken Auftritte in Melbourne steht, sei schwierig zu sagen. Aber die Vorteile des Rackets lägen auf der Hand: «Durch die grössere Fläche steigt die Chance, den Ball optimal zu treffen, der so genannte Sweetspot ist grösser. Daraus resultiert zudem mehr Beschleunigung.» Zusammengefasst: «Der neue Schläger verzeiht ihm mehr», erklärt Lammer. Auch beim Service könne er so mehr riskieren.
Die Präzision kann leiden
Die zusätzliche Power ist aber nicht nur ein Vorteil und wohl der Grund dafür, dass sich Federer erst jetzt für den Wechsel entschied. «Darunter leidet unter Umständen die Kontrolle. Denn mehr Power bedeutet automatisch weniger Präzision», erklärt der 31-jährige Zürcher. «Das war mit Sicherheit ein grosser und kein einfacher Schritt für Roger Federer.»
Umso besser, dass sich Federer schnell an sein neues Werkzeug gewöhnt hat. «Ich denke nicht mehr daran», sagte der 17-fache Grand-Slam-Sieger kürzlich. Im Halbfinal (Freitag, ab 9.30 Uhr im Liveticker) wird Federer von der Weltnummer 1 auf die Probe gestellt. Den Spanier erstmals seit 2007 bei einem Grand Slam zu schlagen, dabei könnte ihm der grössere Schlägerkopf helfen.
Etwa, wenn «Nadal mit seinem Spin versucht, Federer aus dem Feld zu drücken», erklärt Lammer. So könne er unter Umständen besser dagegenhalten. Schläger hin oder her: Der Schweizer muss für seinen ersten Finaleinzug bei einem Major seit Wimbledon 2012 sein bestes Tennis auspacken.