55 Schweizer in Südlibanon eingeschlossen

Aktualisiert

55 Schweizer in Südlibanon eingeschlossen

Zahlreiche Ausländer wollen dem Krieg in Libanon entkommen, was durch die fortschreitende Zerstörung der Infrastruktur immer schwieriger wird. In Südlibanon sind 55 Schweizer blockiert. Über 130 Schweizer Staatsangehörigen gelang die Flucht nach Damaskus.

Die Lage der eingeschlossenen Schweizer sei prekär, sagte der Sprecher des Eidg. Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Jean-Philippe Jeannerat, und bestätigte eine Meldung der «NZZ am Sonntag». Das Gebiet wird von der Hisbollah-Miliz kontrolliert. Israel hatte die Zivilbevölkerung aufgerufen, das Gebiet zu verlassen.

Bern suche nach einer Möglichkeit, die Leute herauszuholen und nach Beirut zu bringen. Dabei stehe man mit der UNO-Truppe in Südlibanon (UNIFIL) und anderen Ländern in Kontakt, sagte Jeannerat.

Diskussionen seien zudem mit Frankreich im Gange, um ausreisewilligen Schweizern zu ermöglichen, Libanon zu verlassen. In solchen Situationen versuchen die EU-Länder jeweils koordiniert vorzugehen. In diesem Fall hat Frankreich die Federführung. An die 20 000 Franzosen leben in Libanon.

Auf französischen Schiffen

Für Transporte aus Krisengebieten sind bestimmte Kontingente für Staatsangehörige anderer EU-Länder und offenbar auch für die Schweiz vorgesehen. Paris entschied sich für die Entsendung von zivilen und militärischen Schiffen und Helikoptern, um die Ausreisewilligen nach Zypern, Jordanien oder Syrien zu bringen.

Eine Fähre soll bereits ab Montag vor der libanesischen Küste bereitstehen, teilte die französische Regierung mit. Man kenne weder die Zahl der reservierten Plätze noch den Fahrplan der Operation, sagte Jeannerat. Die Schweizer Botschaft sei aber offen und das Personal bemühe sich die Schweizer in Libanon zu unterstützen.

Zahlreiche Schweizer abgereist

Zahlreiche Schweizer haben das vom Krieg erschütterte Land bereits am Samstag verlassen. 54 Schweizer und 30 Deutsche reisten per Bus nach Damaskus aus. Andere schlugen sich nach Nordlibanon durch und überquerten dort die Grenze nach Syrien.

Am Sonntag reisten 82 Schweizer Touristen und Geschäftsleute per Bus nach Damaskus aus. In Libanon lebten bis zum Ausbruch der Kriegshandlungen 838 Schweizer Staatsangehörige, 713 von ihnen sind Doppelbürger.

Auch andere Länder planen ihre Staatsangehörigen zu evakuieren. So schickt Grossbritannien zwei Marineschiffe in die Levante. Spanien bereitet eine neue Operation vor, nachdem bereits am Samstag 126 Leute repatriiert wurden, 116 davon Spanier.

Meistens via Damaskus

Auch Italien, Österreich und Deutschland sorgten für Ausreisemöglichkeiten für ihre Landsleute. Auf dem Gelände der US- Botschaft in Beirut traf ein militärisches Vorauskommando ein. Das Team sei mit Kampfhelikoptern eingeflogen, berichtete der US-Sender CNN.

Israel fliegt seit der Entführung zweier israelischer Soldaten durch die radikale Hisbollah am Mittwoch massive Luftangriffe auf Libanon und nahm dabei vor allem Ziele in Südlibanon, im Süden Beiruts, den Flughafen und die Autobahn nach Damaskus unter Beschuss.

Sowohl auf dem See-, Land wie auch auf dem Luftweg, ist eine reguläre Ausreise zurzeit kaum mehr möglich. Ausreisewillige müssen sich deshab auf eigene Faust durchlagen oder auf die von den europäischen Regierungen bereitgestellten Reisemöglichkeiten zurückgreifen.

UNO-Vermittler rufen Hisbollah und Israel zu Waffenruhe auf

Beirut Eine Vermittlungsdelegation der Vereinten Nationen hat die radikalislamische Hisbollah-Miliz und Israel zu einem sofortigen Ende der Gewalttätigkeiten aufgerufen. Der Aufruf erfolgte nach einem Krisentreffen mit der libanesischen Regierung.

Insbesondere müssten die Konfliktparteien Zivilisten und zivile Infrastruktur schützen, sagte der Sonderberater von UNO- Generalsekretär Kofi Annan, Vijay Nambiar, am Sonntagabend in Beirut. Die Hisbollah forderte er auf, unverzüglich die beiden verschleppten israelischen Soldaten freizulassen.

Die fünfköpfige UNO-Delegation soll einen Waffenstillstand zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah vermitteln. Ihr gehört neben Nambiar auch der UNO-Nahostgesandte Terje Roed-Larsen an.

Am Abend hatte sich die Gruppe mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Fuad Siniora getroffen. Vor der Unterredung hatte Informationsminister Ghasi Aridi die Bereitschaft seiner Regierung erklärt, die UNO-Bemühungen um einen Waffenstillstand zu untertützen.

Israel lehnte indes nach Angaben Aridis ein Treffen mit der UNO- Delegation ab. Aus Israel gab es dafür aber keine offizielle Bestätigung. In New York sollte der UNO-Sicherheitsrat am Montag über die krisenhafte Zuspitzung der Lage im Nahen Osten beraten. (sda)

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