Syrien: 70 000 rufen Slogans gegen die Regierung

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Syrien70 000 rufen Slogans gegen die Regierung

In Syrien haben Zehntausende aufgebrachte Menschen am Begräbnis zweier am Vortag von Sicherheitskräften getöteten Demonstranten teilgenommen.

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mitteilte, gab es während der ersten Beisetzung in der östlichen Stadt Deir al Sor wütende Sprechchöre gegen die Regierung. Die Menge habe sich anschliessend mit einem Trauerzug vereinigt, der zum Grab des zweiten Todesopfers unterwegs war, und sei dabei auf 70 000 Menschen angeschwollen.

Der Vorsitzende der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, berichtete, auch in Homs hätten tausende Menschen an Beerdigungen teilgenommen. In der zentralsyrischen Stadt waren nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten fünf Menschen bei der Repression von Protesten nach dem Freitagsgebet erschossen worden.

«Diese Männer schrien um ihr Leben»

Bei der seit März andauernden Protestbewegung gegen die Regierung von Präsident Baschar al Assad wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle bislang mehr als 1300 Zivilisten und rund 340 Sicherheitskräfte getötet. Die syrische Regierung lässt auf Zivilisten schiessen und macht «bewaffnete Banden» für die Gewalt verantwortlich.

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Truppen rücken an türkische Grenze vor

Syrische Soldaten haben am Samstag ein Dorf nahe der türkischen Grenze eingenommen. Die Truppen seien am frühen Samstagmorgen mit sechs Panzern in Bdama eingerückt und hätten Maschinengewehre abgefeuert, erklärten die Koordinationskomitees, die regierungskritische Proteste in Syrien dokumentieren.

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Das Dorf liegt etwa 20 Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt und ganz in der Nähe von Dschisr al Schughur, das die Regierungssoldaten am vergangenen Sonntag wieder unter ihre Kontrolle brachten. Dort kam es nach Angaben von Aktivisten zu Gefechten zwischen Soldaten und Deserteuren, die sich weigerten, die Proteste der Opposition gewaltsam niederzuschlagen. Am Freitag nahmen Soldaten auch die Stadt Maaret al Numan ein.

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Die Koordinationskomitees erklärten am Samstag ausserdem, die Proteste hätten am Freitag 19 Menschen das Leben gekostet. Zwölf von ihnen kamen in der Stadt Homs ums Leben. In dem Dorf Deal sei ein Jugendlicher getötet worden, der etwa 16 Jahre gewesen sei.

London fordert Briten zur Ausreise auf

Angesichts der sich zuspitzenden Lage in Syrien forderte die britische Regierung ihre Bürger unterdessen auf, das Land sofort zu verlassen. Britische Staatsbürger sollten mit Linienflügen aus Syrien ausreisen, «solange diese noch stattfinden», erklärte das britische Aussenministerium in einem aktualisierten Reisehinweis.

Briten, die trotz dieser Aufforderung in Syrien blieben oder dort hinreisten, müssten sich darüber im Klaren sein, dass eine normale konsularische Betreuung durch die Botschaft in Damaskus «sehr unwahrscheinlich» sei, wenn sich die Lage in Syrien weiter verschlechtere.

Grossbritannien setzt sich im UNO-Sicherheitsrat gemeinsam mit Deutschland, Frankreich und Portugal für eine Resolution ein, in der die Gewalt des syrischen Regimes gegen regierungskritische Demonstranten verurteilt wird.

Der dreimonatige Aufstand gegen Präsident Baschar Assad kostete nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bisher mehr als 1400 Syrer das Leben. (sda/dapd)

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