Basel-Landschaft85-Jährige von fiesen Trickdieben beklaut
Eine Bande von Trickdieben treibt derzeit im Baselbiet ihr Unwesen. Sie fragen ältere Menschen nach dem Weg – und stehlen ihnen Schmuck.
- von
- Chris Stoecklin

Hier geschah der Diebstahl: In der Steinackerstrasse in Aesch wurde die 85-Jährige angehalten und anschliessend bestohlen.
Die 85-jährige A.S.* ist immer noch geschockt. Sie findet momentan nur mit Hilfe von Medikamenten Schlaf. Tagsüber versucht sie sich abzulenken. Die 85-Jährige wurde letzte Woche Opfer von dreisten Trickdieben, die laut der Polizei schon seit geraumer Zeit im Baselbiet ihr Unwesen treiben. Eine Goldhalskette im Wert von rund 1000 Franken und ein Armband von rund 500 Franken Wert wurden A.S. innert Sekunden entwendet – erst einen Tag später vor dem Spiegel bemerkte sie den Verlust.
Das Opfer aus Aesch war letzten Donnerstag um 10.40 Uhr mit dem Velo auf der Steinackerstrasse unterwegs, als sie plötzlich eng von einem silbergrauen Mercedes überholt wurde. «Ein Mann streckte den Arm aus dem Fenster und bat mich anzuhalten», sagt A.S. Er holte eine Landkarte aus dem Auto und fragte in schlechtem Deutsch nach dem Weg zum Arlesheimer Spital. Aus Höflichkeit und Anstand zeichnete sie dem Mann den Weg auf der Karte ein. Was dann geschah, ist für die 85-Jährige noch immer nicht fassbar.
Fiese Masche hochprofessioneller Diebe
«Als Dank wollte der Mann mir eine Halskette schenken», so A.S. Trotz ihres Widerspruchs legte der Mann ihr die Kette um den Hals – und dann geschah es: «Er muss mir in dieser Sekunde meine eigene Kette vom Hals genommen haben.» In der Zwischenzeit streckte die Frau auf der Rückbank des Wagens ihre Hand aus dem Fenster. Sie wollte dem Opfer «zum Dank» die Hand schütteln – als es ein zweites Mal geschah: «Sie hat mir in der kurzen Zeit des Händedrucks mein Armband vom Handgelenk gestohlen», erzählt A.S. mit zittriger Stimme. Kaum hatte sie die Hand der Frau wieder losgelassen, brauste der Wagen in die nächste Seitenstrasse davon.
Als die Frau am nächsten Tag den Verlust realisiert, war sie geschockt. «Ich stand minutenlang nur stocksteif da», so A.S. Ihre Halskette, die sie vor 42 Jahren von ihrem Ehemann geschenkt bekam, war verschwunden. Genauso das Armband, das sie vor 20 Jahren geschenkt bekam. «Es ist der ideelle Wert dieser Schmuckstücke, weshalb mich der Verlust so sehr schmerzt», sagt A.S. «Die Erinnerungen, die an diesen Schmuck geknüpft sind, sind unbezahlbar.»
Keine Spur von Täterschaft
A.S. ist nicht das einzige Opfer der fiesen Trickdiebe. Gemäss Polizei Basel-Landschaft sind bisher sechs Fälle in den Gemeinden Aesch, Allschwil, Schönenbuch und Zwingen bekannt. Allein in Allschwil schlugen die Täter dreimal zu. Das Muster ist immer dasselbe: Die fremdsprachigen Diebe sprechen tendenziell ältere Personen aus dem Auto aus an und fragen nach dem Weg ins Spital. «Zum Dank» tauschen die Täter den Schmuck, den ihr Opfer trägt, mit minderwertigem Schmuck aus. Will jemand den Schmuck nicht annehmen, setzen die Diebe Druck auf mit dem Argument, sie würden in ihrer Ehre verletzt.
Die Täter geben sich als türkische Staatsbürger aus und fahren einen silbergrauen Mercedes. Von ihnen fehlt bislang jede Spur. Die Polizei ruft zur Vorsicht auf und schliesst nicht aus, dass es noch zu weiteren, vergleichbaren Fällen gekommen ist. Sie bittet zudem allfällige weitere Opfer, sich zu melden, und sucht Hinweise und Zeugen.
*Name der Redaktion bekannt