Menschenschmuggel in Nidwalden9 Geflüchtete im Schlepper-Fall wollen Asyl beantragen
Der Grossteil der aus einem Schlepper-Transport geretteten Geflüchteten will die Schweiz verlassen. Neun Personen wollen Asyl beantragen.
- von
- Gianni Walther
Darum gehts
23 Geflüchtete wurden am Montag von der Kantonspolizei Nidwalden aus dem Lieferwagen eines mutmasslichen Schleppers gerettet. Der Laderaum des Lieferwagens war laut der Polizei «völlig überfüllt»: Die Geflüchteten wurden stehend auf engstem Raum transportiert. «Die Personen waren erschöpft», sagte der Nidwaldner Kriminalpolizei-Chef Senad Sakic dazu. Es sei eine Art von Transport, der «unmenschlich ist und die physische und psychische Gesundheit sicher belastet».
«Geflüchtete haben meist bereits immense Strapazen hinter sich, finden sich aber oftmals in prekären Bedingungen wieder. Sie möchten in ein Land weiterreisen, in dem sie Verwandte oder Bekannte haben, die sie unterstützen können», teilt die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) auf Anfrage mit. Die Geflüchteten suchten nach einem Ort, der ihnen «ein Dach über dem Kopf und eine Perspektive bietet».
Einreise nach Europa wird «so schwierig wie möglich» gemacht
Im Schlepper-Geschäft lasse sich viel Geld machen: «Und diese Geschäfte sind mit der zunehmenden Aufrüstung des Grenzregimes Europas immer lukrativer geworden.» Dabei sind Schlepper laut SFH nicht ausschliesslich kriminell. Es gebe «durchaus auch humanitären Willen für Menschen, anderen bei der Weiterreise zu helfen». Die Einreise nach Europa wird Geflüchteten laut SFH «so schwierig wie möglich gemacht» und auch innerhalb Europas erschwert. SFH: «Schlepper sind oftmals die beste Möglichkeit, um nach Europa einzureisen oder sich innerhalb von Europa zu bewegen.»
Schlepper bringen laut Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) einen kleinen Teil der illegal Einreisenden in die Schweiz. Beim Fall in Nidwalden handle es sich um «ein aussergewöhnliches Ereignis». Rund 30 bis 50 mutmassliche Schlepper werden monatlich erwischt. 2021 waren es insgesamt 478 Fälle, 2022 bis im Juli 224. Rechtswidrige Aufenthalte hatte man 2021 jedoch 18’859 registriert, bis im Juli 2022 17’925. «Der grösste Teil der Personen, bei welchen durch das BAZG ein rechtswidriger Aufenthalt festgestellt wird, reist selbstständig in die Schweiz ein», so das BAZG. Momentan geschehe dies meistens mit dem ÖV. Die meisten Geflüchteten reisen derzeit über die Ostschweiz ein.
14 der Geflüchteten waren auf der Durchreise
Die Betroffenen müssen die Schweiz wieder verlassen: Sie erhielten eine Wegweisungsverfügung. Daten zur Identität der Männer liegen nicht vor, auch ihre Fingerabdrücke wurden in keinem Schengen-Land registriert. «Da die Betroffenen keine amtlichen Ausweisdokumente auf sich getragen haben, konnte ihnen kein Bestimmungsland, in welches sie zurückreisen sollen, angegeben werden», heisst es bei der Abteilung Migration des Kantons Nidwalden. «Neun der 23 Personen haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht, in der Schweiz Asyl zu beantragen.» Sie erhielten ein Zugticket, damit sie sich im Bundesasylzentrum im Tessin registrieren lassen können. Die restlichen Männer sagten, sie seien auf der Durchreise.
Beim Fahrer handelt es sich um einen 27-jährigen Gambier, der in Italien wohnhaft ist. Er wurde festgenommen und gegen ihn wurde ein Strafverfahren eröffnet.
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