Rotstift ABB will beim Personal eine Milliarde einsparen
Der Technologiekonzern ABB setzt zum grossen Sparen an. Er plant, bis Ende 2017 beim Personal eine Milliarde Dollar weniger auszugeben. Vom Stellenabbau ist vor allem Zürich betroffen.
- von
- sas

Ulrich Spiesshofer, CEO von ABB, spricht an der Generalversammlung vom Frühjahr 2015.
Bei den ABB-Angestellten geht die Angst um. Der Schweizer Maschinenkonzern setzt den Rotstift an und will beim Personal bis 2017 zusätzlich eine Milliarde Dollar sparen. Dies schreibt der Konzern am Mittwochmorgen in einer Medienmitteilung. Dass das Ziel allein über die natürliche Fluktuation erreicht werden kann, ist eher unwahrscheinlich. Entlassungen seien nicht ausgeschlossen, so die ABB. Der Konzern beschäftigt in der Schweiz rund 6700 Personen.
Die massiven Einsparungen beim Personal würden vor allem die Zürcher Zentrale treffen, sagte ABB-Konzernchef Ulrich Spiesshofer an einer Telefonkonferenz am Mittwoch in London. Weitere grosse ABB-Standorte in der Schweiz sind Baden, Schaffhausen und Turgi. In der Schweiz erzielte der Technologiekonzern im letzten Jahr einen Umsatz von 3,4 Milliarden Franken.
Eine Division verschwindet
Fest steht, dass der Konzern mit weltweit rund 140'000 Angestellten sich schlanker aufstellen will: Ab nächstem Jahr will die in hundert Ländern tätige ABB nur noch mit vier statt wie bisher fünf Divisionen aufgestellt sein. Dies teilte der Konzern am Mittwoch anlässlich einer Investorentagung in London mit. Dort stellt die Firma die zweite Stufe ihrer sogenannten «Next-Level-Strategie» vor.
Im Zuge der Neuausrichtung entsteht die Division Stromnetze. Sie werde sich auf die «Energieversorgung und Automation für das Netz» spezialisieren, heisst es bei ABB. «Unsere neu geschaffene Division Stromnetze wird weltweit die Nummer 1 sein, wenn es darum geht, Versorgungsunternehmen sowohl für die Übertragung als auch die Verteilung mit Energie- und Automatisierungslösungen aus einer Hand zu bedienen», sagte ABB-CEO Ulrich Spiesshofer laut der Medienmitteilung.
Der ABB-Motor stottert
Gleichzeitig hat die ABB damit begonnen, das Portfolio der Division Stromnetze einer strategischen Überprüfung zu unterziehen, so Konzernchef Spiesshofer weiter. Das Unternehmen erwartet bis Ende 2017 Kosteneinsparungen von rund einer Milliarde US-Dollar, zusätzlich zu dem bereits laufenden Programm, das jährliche Einsparungen von 3 bis 5 Prozent der Umsatzkosten erzielt.
Zuletzt ist der ABB-Motor ins Stottern geraten, der Auftragseingang war rückläufig. Dies unter anderem wegen der schwächeren Nachfrage aus China und den USA. Im zweiten Quartal 2015 sind bei ABB sowohl der Umsatz als auch der Gewinn geschrumpft. Der Umsatz ging um 10 Prozent auf rund 9,1 Milliarden Dollar zurück, der Gewinn reduzierte sich um 3 Prozent auf rund eine Milliarde Franken. Im Rahmen des Investorentages hat ABB das jährliche Umsatzwachstum für die Jahre 2015 bis 2020 von 4 bis 7 Prozent auf 3 bis 6 Prozent reduziert.
ABB-Aktie steigt
Die Senkung des Umsatzziels kam nicht überraschend, schreiben die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Marktkommentar. Die zusätzlichen Sparmassnahmen und die Änderungen bei den Sparten bewerten die Analysten als positiv. An der Börse wurde die Nachricht gut aufgenommen. Die Aktie stand kurz nach Börseneröffnung rund 2 Prozent im Plus. Um 10 Uhr lagen die ABB-Titel noch bei 18.80 Franken, was einem Plus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vortag entspricht. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI legte derweil um über 1,7 Prozent zu.