Basel«Meistens hat es jemand beobachtet» und «Gratis zum Mitnehmen» wird teuer
«Gratis zum Mitnehmen» fällt unter Littering. Dafür sind in Basel Abfalldetektivinnen und Abfallkontrolleure unterwegs. Sie spüren die Verantwortlichen auf und büssen diese.

- von
- Jonas Gut
Darum gehts
Ein Stapel alter DVDs, eine Kiste mit aussortiertem Krimskrams oder gleich ein ganzes Sofa, daneben ein Zettel mit der Aufschrift «Gratis zum Mitnehmen». Szenen wie diese trifft man auf den Trottoirs von Basel des Öfteren an. Was viele nicht wissen: Das ist gemäss der Verordnung über Abfallsammlungen der Stadt Basel verboten. Das Trottoir gehört zur Allmend, also dem öffentlichen Raum. Wer dort Gegenstände, die er oder sie nicht mehr will, stehen lässt, lagert seine Abfälle illegal.
Oftmals werde ein Auge zugedrückt, wie der aktuellen Ausgabe von «Basilea Info», dem Personalmagazin der Basler Kantonspolizei, zu entnehmen ist. Aber spätestens bei Sofas oder Matratzen auf der Allmend werden die Abfallkontrolleure und Abfalldetektivinnen des Amts für Umwelt und Energie aktiv. Fehlbare Abfallsündende werden mit 200 Franken gebüsst. Eine solche Ordnungsbusse wegen wilder Deponie konnte vergangenes Jahr 288-mal ausgestellt werden, wie aus einer Statistik des Basler Amts für Umwelt und Energie hervorgeht.
Spitzenreiter Matthäus-Quartier
«Durch Abklärungen bei den Anwohnerinnen und Anwohnern oder bei der Liegenschaftsverwaltung», wie Matthias Nabholz, Leiter des Amts für Umwelt und Energie erklärt, können die Abfalldetektive herausfinden, wem beispielsweise ein wild deponiertes Sofa gehört. «Es gibt meistens jemanden, der beobachtet hat, wer was herausgestellt hat», erklärt Nabholz.
«Wir treffen fast alles Vorstellbare und auch Unvorstellbare an», sagt er. Oft handle es sich auch um Gegenstände, für die bereits beim Kauf eine vorgezogene Entsorgungsgebühr bezahlt wurde, wie zum Beispiel Elektrogeräte. Diese könnten kostenlos in jedem Fachgeschäft abgegeben werden und würden so zurück ins Recycling geführt, erläutert Nabholz.
Allein im letzten Jahr wurden von den Abfalldetektiven und Abfallkontrolleurinnen 3960 sogenannte wilde Abfalldeponien festgestellt. Bei 1803 Fällen handle es sich allein um Sperrgut und Elektrogeräte, also die typischen Dinge, die am Strassenrand gratis zum Mitnehmen angepriesen werden, und nicht um Hauskehricht. Hotspot dafür ist seit Jahren das Matthäus-Quartier im Kleinbasel.
«Wenn etwas auf der Allmend steht, spielt es eine Rolle, ob es ordentlich ist und die Gegenstände wirklich noch nutzbar sind», führt Matthias Nabholz aus, «oder ob es klar ist, dass da einfach Abfall entsorgt wird.» Im ersten Fall würde die Person darauf aufmerksam gemacht und gebeten werden, die angebotenen Gegenstände auf privaten Grund zu stellen. In seinem eigenen Vorgarten oder auf dem Mäuerchen, das diesen vom öffentlichen Raum abgrenzt, sei es erlaubt, seine Dinge anzubieten.
Auffällig: Je niedriger das durchschnittliche steuerbare Einkommen in einem Quartier ist, desto häufiger kommt es zu einer illegalen, wilden Abfalldeponie. Die Bevölkerungsdichte scheint auch mit dem Phänomen der wilden Abfalldeponien zu korrelieren. So überschneiden sich im Matthäus-Quartier alle drei Statistiken. Dort gibt es sowohl die mit Abstand höchste Bevölkerungsdichte als auch das niedrigste durchschnittliche steuerbare Einkommen und die meisten wilden Deponien. Ob diese Faktoren jedoch wirklich miteinander zusammenhängen, ist unklar. Das Amt für Umwelt und Energie kommentierte dies auf Anfrage nicht.
Hast du auch schon etwas «gratis zum Mitnehmen» auf die Strasse gestellt?