Diät-RätselAbnehmen war früher einfacher
Bei gleicher Kalorienzufuhr und gleich viel Bewegung wiegt ein Erwachsener heute einiges mehr als sein Pendant in den 1980er-Jahren.
- von
- jcg

Wer in den 1980er-Jahren Aerobic machte, hatte mehr davon, sagt eine neue Studie.
In den 1980er-Jahren war das Leben nicht besser, aber sicher einfacher. Mitten im Kalten Krieg wusste man, dass der böse Feind aus dem Osten kommt; es gab gerade mal zwei Sorten Coca-Cola und das Telefon mietete man bei der PTT – und sonst nirgends. Nun haben Forscher herausgefunden, dass auch das Abnehmen damals einfacher war.
In ihrer Studie kamen sie zum Schluss, dass Personen, die gleich viele Kalorien einnahmen und körperlich ähnlich viel leisteten, 1988 einen im Durchschnitt um 2,3 kg/m tieferen Body-Mass-Index hatten als Vergleichspersonen 2006 (siehe Box). Das deutet darauf hin, dass nicht nur mehr und energiereicheres Essen dazu führen, dass wir heute im Schnitt dicker sind als früher.
Die einfache Rechnung, wonach man Gewicht verliert, wenn man mehr Energie verbraucht, als man einnimmt, geht also nicht auf. Studienautorin Jennifer Kuk sagt dazu in einer Mitteilung der York-Universität Toronto: «Das ist, als würden Sie Ihr Anlagekonto auf der Bank nur an Ein- und Auszahlungen bemessen und dabei Börsenkurse, Bankgebühren und Kursschwankungen vernachlässigen.»
Ursachen unklar
Die untersuchten Daten zu Ernährung und körperlicher Aktivität stammen von Fragebögen. Sind die Menschen heute einfach weniger ehrlich, wenn sie Fragen zu ihren Essgewohnheiten beantworten? Kuk und ihr Team sind nicht dieser Meinung. Sie gehen davon aus, dass die Menschen über die Jahre ihr Verhalten diesbezüglich nicht verändert haben.
Wenn es also nicht daran liegt, dass die Menschen mehr essen, herumsitzen oder lügen, woran liegt es dann? Die Forscher haben keine klare Antwort. Laut der im Fachblatt «Obesity Research and Clinical Practice» veröffentlichten Studie kommen mehrere Faktoren infrage. Dazu gehören Veränderungen bei Schlafmuster, Stress oder Lichtexposition bei Nacht. Aber auch Verunreinigungen im Essen, das höhere Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt, geringere Schwankungen in der Umgebungstemperatur oder Änderungen in der Darmflora werden in Betracht gezogen.
Übrigens, bezüglich des absoluten Körpergewichts kamen die Forscher zum Schluss, dass Menschen mit einem vergleichbaren Kalorienzufuhr 1971 rund 10 Prozent leichter waren als 2008.
Body-Mass-Index
Der BMI wurde 1832 von Adolphe Quetelet entwickelt. Er leitet sich aus der Körpergrösse und dem Körpergewicht eines Menschen ab. Wer einen BMI zwischen 25 und 29,9 hat ist übergewichtig, bei Werten von 30 oder höher spricht man von Fettleibigkeit oder Adipositas. Dabei wird das Gewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Grösse (Meter).