Star StyleAbout a Boy
Mika gibt gern den Bengel, der nicht erwachsen werden will. Doch der Sänger hat auch eine dunkle Seite.
- von
- Jonas Dreyfus
Schau dir das an! Sieht aus wie tibetische Kamelmilch!» Mika regt sich gerade schrecklich über den Tee auf, den man ihm im englischen Hauptquartier von Universal Music auftischt. Divenalarm? Vielleicht. Der Musiker mit der Fünf-Oktaven-Stimme kann es sich leisten. Seit dem Debüt-Album «Live In Cartoon Motion», das 2007 erschien, verkaufte er über fünf Millionen Tonträger. Seine erste Tournee war restlos ausverkauft, Pop-Perlen wie «Grace Kelly» und «Relax (Take It Easy)» sind Evergreens geworden.
Jetzt bewirbt der 26-Jährige seinen Zweitling «The Boy Who Knew Too Much». Dazu pflanzt er sich im Schneidersitz (logo!) aufs Sofa und sieht – so von Nahem – irgendwie älter aus als erwartet. Liegt es an der Zornesfalte zwischen den Augenbrauen? An den tiefen Grübchen um den Mund? Oder am etwas fleckigen Teint? Keine Frage: Mika hat etwas Verlebtes. Daran ändern weder das babyhafte Lümpchen etwas, das er als T-Shirt trägt, noch die nietenverzierten Chucks oder die Halskette mit dem Männchen aus bunten Glasperlen.
Friday: Mika, worum geht es in deinem neuen Album?
Mika: Kurz gesagt um Sex, Drogen und Beziehungen.
Wow! Klingt nach Rock'n'Roll.
Ist aber Pop.
Was ist denn die schlimmste Erfahrung, die du mit Drogen gemacht hast?
Einmal füllten mich so genannte Kollegen mit süssem Fusel ab. Um acht Uhr morgens bin ich auf dem Dach eines Jeeps aufgewacht, weil der plötzlich die Strasse runterfuhr. Mitten in London!
Hört sich unglaublich an.
Ist aber wahr. Es war sehr übel. Mit den Leuten, die mich da reingeritten hatten, bin ich nie mehr rumgehangen.
Man kann sich gut vorstellen, wie Mika auf Alkopops durchreht und auf einem Autodach eine hysterische Show abliefert. Im Video zur Single «We Are Golden» hat er vorgemacht, wie das aussehen könnte: Da hampelt er abgemagert und nur mit Boxershorts bekleidet durch einen Teenager-Schlag. Mika: «Ich machte vor dem Dreh eine tolle Diät. Ich habe einfach nichts mehr gegessen.»
Du machst gerne auf jung.
Ich will auch, dass ein Teil von mir nie erwachsen wird. Sich etwas daneben zu benehmen, hält wach.
Und der andere Teil?
Der ist nicht sehr kindlich, eher dunkel und traurig.
Warum?
Ich war schon immer ein Aussenseiter. In der Schule wurde ich gemobbt, weil ich ungewollt etwas tuntig war.
Was hast du dagegen getan?
Ich flüchtete mich in die Musik. Mit elf sang ich schon in einem Chor mit Erwachsenen, die mich wie ihresgleichen behandelten. Ich musste also früh erwachsen werden.
Mikas Lebenslauf ist so dramatisch, dass er aus seiner eigenen Feder stammen könnte. Er kommt in Beirut zur Welt, der Vater ist Banker aus den USA, die Mutter Libanesin. Ein Jahr nach seiner Geburt flieht die Familie wegen des Bürgerkriegs nach Paris. Mika ist acht, als er mit den Eltern und den vier Geschwistern nach London zieht. Nach der Schule studiert er am Royal College of Music, bricht ab, kellnert, singt, wo er kann, und verschickt erste Demotapes an Plattenfirmen. Lange wird er mit der Begründung «zu speziell» abgelehnt. Dann klappt es doch. Mika unterzeichnet seinen ersten Plattenvertrag.
Lebst du heute in einer fetten Hütte?
Ich hause seit zehn Jahren in einer Einzimmerwohnung gleich hier um die Ecke. Im Moment ziehe ich auch nicht um, weil ich bald wieder auf Tournee gehe. Irgendwie habe ich auch Angst davor, mir ein Haus zu kaufen.
Wie siehts aus mit Klamotten?
Alles, was mit Handtaschen und Parfüms zu tun hat, geht mir auf die Nerven. Aber Style ist mir wichtig.
Wie würdest du deinen beschreiben?
Schrecklich! Ein Unfall! Aber ich habe Spass damit.
Vom: Mann, der fast so hoch singen kann wie Mariah Carey. Für: Alle, die zu Hause vor dem Spiegel tanzen wollen.(Universal)