Chef-SacheAckermann gesteht falsche Aussage
Überraschend ist ein Brief von Josef Ackermann aufgetaucht. Der Ex-Chef der Deutschen Bank gibt darin eine Falschaussage zu. Grund dafür seien falsche Beratung und Zeitmangel gewesen.
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Da lächelte er unbeschwert: Der Ex-Banker Josef Ackermann mit seiner Frau Pirkko am Ballon d?or 2014 in Zürich. jetzt wird Ackermann des versuchten Prozessbetruges verdächtigt. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Er galt einst als mächtigster Banker der Bundesrepublik, der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Doch nun droht ihm sowie zwei weiteren Ex-Chefs der Deutschen Bank ein Verfahren vor dem Münchner Strafgericht. Ackermann wird vorgeworfen, Prozessbetrug und «uneidliche Falschaussage» im Schadenersatz-Verfahren des verstorbenen Medien-Moguls Leo Kirch betrieben zu haben.
Laut bild.de ist nun ein peinlicher Brief aufgetaucht, in dem der berühmte Banker zugibt, vor Gericht falsch ausgesagt zu haben.
Zeitmangel sei schuld
Auf vier Seiten gebe Ackermann darin an, er habe sich erst nach seinem Ausscheiden bei der Deutschen Bank gründlich mit dem Thema Kirch befassen können. Da habe er sich noch einmal um sein Gedächtnis bemüht. Es sei möglich, schreibt er, dass er sich bei seiner Aussage im Schadenersatz-Prozess etwa von der Vorbereitung durch die Rechtsabteilung der Deutschen Bank habe beeinflussen lassen. Aus Zeitmangel habe er sich auf seine Berater verlassen. Damals sei die Vorbereitung zum Kirch-Prozess einer von vielen Terminen in einem gedrängten Kalender gewesen.
Bewusst habe er diese Falschaussagen nicht gemacht. Die Staatsanwaltschaft hatte dem 66-Jährigen kurz zuvor vernommen und ihm Widersprüche in seinen Aussagen vorgehalten.
Schuld an der Pleite?
Auf der Liste der Staatsanwaltschaft stehen zudem Ackermanns Vorgänger Rolf Breuer und der ehemaligen Vorstand Tessen von Heydebreck. Auch ihnen will die Staatsanwaltschaft nachweisen, dass sie im jahrelangen Rechtsstreit um die Pleite des Medienimperiums von Leo Kirch vor Gericht gelogen haben, um Schadenersatzansprüche abzuwenden.
Der Streit mit den Erben des früheren Medienunternehmers Leo Kirch zieht sich inzwischen mehr als zehn Jahre hin. Die Familie Kirch macht die Bank und den damaligen Vorstandschef Rolf Breuer für die Pleite des Medienimperiums mitverantwortlich und fordert Schadenersatz in Milliardenhöhe. Auslöser war ein Interview Breuers im Februar 2002, in dem er öffentlich Zweifel an der Kreditwürdigkeit des wankenden Kirch-Konzerns genährt hatte. Wenig später musste Kirch Insolvenz anmelden. «Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen», hatte Rolf Breuer damals gesagt.