Sexismus-KontroverseAdidas wirbt mit nackten Brüsten für Sport-BHs
Wer die Website des Sportartikelherstellers besucht, sieht zahlreiche Nacktfotos. Für die Werbeprofis hat Adidas damit eine rote Linie überschritten.
- von
- Fabian Pöschl
Darum gehts
Im Kampf um die Aufmerksamkeit der Kundschaft setzt Adidas auf nackte Haut. Der Sportartikelhersteller zeigte auf seiner Website über 40 Fotos mit Brüsten in zahlreichen Formen und Hauttypen.
Dazu sehen Nutzerinnen und Nutzer eine kurze Erklärung beim Jetzt-Kaufen-Button: «Der Grund, warum wir nicht nur einen neuen Sport-BH designt haben. Entdecke unsere neue Kollektion.» In der Zwischenzeit entfernte Adidas die Bilder. Auf Anfragen der Redaktion hat die Firma nicht reagiert.
Auf Instagram zeigt Adidas das Bild aber noch. Im Post dazu heisst es, Brüste in allen Formen und Grössen verdienten Unterstützung und Komfort, der auf sie zugeschnitten ist. Deshalb umfasse das neue Sport-BH-Sortiment 43 Modelle.
Online-Community ist begeistert
Auf Social Media kriegt Adidas viele Herzchen und Applaus für die Werbekampagne. «Wirklich fortschrittlich und mutig! Danke, Adidas, wir haben alle verschiedene Formen und Grössen», schreibt etwa Userin
Nkingmansmith.
Auch aus der 20-Minuten-Community gibts Lob. Ein News-Scout, der die Aktion bemerkte, findet sie toll, wie er auf Nachfrage sagt.
«Diese Kampagne ist sexistisch»
Doch Werbeprofis sind gar nicht begeistert. «Als Frau bin ich schockiert, wenn ich das sehe», sagt Marketingexpertin Karin Hirschi zu 20 Minuten. «Ich finde die Kampagne ist sexistisch und überschreitet die rote Linie. Männer würde man ja auch nicht nackt zeigen», so Hirschi.
Zwar habe Adidas mit der Kampagne nicht alles falsch gemacht, da sie Interesse wecke. «Aber das Risiko für einen Shitstorm mit solchen Bildern ist gross», so Hirschi.
Auch Marketing-Experte Felix Murbach hält die Kampagne für zu gewagt. «Aufmerksamkeit ist Adidas damit garantiert, aber die Gefahr ist gross, dass sich manche dadurch provoziert fühlen», sagt Murbach.
Störend finde er vor allem, dass Adidas die Kampagne nicht genauer erklärt. «Wenn ich so eine Kampagne auf der Frontseite meiner Website zeige, muss ich die Botschaft dahinter vermitteln. Da reichen kein Zweizeiler und ein Kaufen-Button», so Murbach.
Shitstorm wegen Achselhaaren
Wirst du oder wird jemand, den du kennst, aufgrund der Geschlechtsidentität diskriminiert?
Hier findest du Hilfe:
Gleichstellungsbüros nach Region
Gleichstellungsgesetz.ch, Datenbank der Fälle aus Deutschschweizer Kantonen
Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann