NOTEN IM NETZ: Ärzte fürchten die Rache der Patienten

Aktualisiert

NOTEN IM NETZÄrzte fürchten die Rache der Patienten

Seit Anfang Mai können Patienten ihren Arzt im Web anonym bewerten. Die Gefahr, dass der Benotungsdienst zum Austragen persönlicher Fehden missbraucht wird, ist gross.

Patienten erhalten auf der Webseite okdoc.ch die Möglichkeit, den Arzt ihres Vertrauens in 19 Kriterien zu bewerten. Wer auf der Suche nach einem neuen Mediziner ist, erfährt damit schnell, welcher Kandidat bei seinen Patienten ankommt und welcher eher nicht. Die Skepsis bei der Ärzteschaft gegenüber dem neuen Dienst ist gross. Denn die Kommentarfunktion ermöglicht Usern, ihren Frust loszulassen und einzelne Ärzte in ein schlechtes Licht zu rücken - und zwar vollkommen anonym. Damit besteht das Risiko, dass der Benotungsdienst zum Austragen persönlicher Fehden missbraucht wird.

Seit dem 6. Mai 2008 wurden insgesamt 1155 Ärzte bewertet. Der Grossteil davon befindet sich im Welschland. Auf Anfrage von 20 Minutes Online zeigt sich der Allgemeinpraktiker Jean-Pierre Pavillon aus Echallens von okdoc.ch wenig begeistert: «Die zu benotenden Kriterien haben keinerlei wissenschaftlichen Wert. Ausserdem besteht die Gefahr, dass sich ein Patient sehr leicht bei seinem Arzt rächen kann, wenn dieser sich beispielsweise weigerte, ein Arbeitsunfähigkeits-Zeugnis auszustellen.» Patrick Ducret von okdoc.ch versichert, dass die Kommentare regelmässig vom Moderatoren überwacht würden - fügt aber hinzu: «Trotzdem kann es aber passieren, dass sich auch willkürliche Kommentare einschleichen.»

Die erste Bilanz bescheinigt den meisten Ärzten gute Arbeit:

- 81.5 % der Ärzte haben eine Note zwischen 4 und 6 erhalten.

- 5.0 ist die Durchschnittsnote aller benoteten Ärzte.

- 69.5 % der Kommentare sind positiv.

(mbu/dbe)

Deine Meinung