Nach Entführungen: «Ärzte ohne Grenzen» flüchtet aus Kenia

Aktualisiert

Nach Entführungen«Ärzte ohne Grenzen» flüchtet aus Kenia

Nachdem zwei ihrer Ärzte eines Flüchtlingslagers in Kenia nach Somalia verschleppt wurden, zieht «Ärzte ohne Grenzen» Personal ab. Über 300 einheimische Helfer bleiben aber vor Ort.

Nach der Entführung zweier spanischer Mitarbeiterinnen hat die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) vorsorglich rund 50 ausländische Helfer aus dem Flüchtlingslager Dadaab nahe der somalischen Grenze abgezogen.

Der Hilfseinsatz in dem Camp für rund 450 000 Flüchtlinge werde fortgesetzt, versicherte der spanische MSF-Sektionschef José Antonio Bastos am Freitag. In dem Lager gebe es auch 343 einheimische Helfer.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen zieht nach eigenen Angaben systematisch ihr ausländisches Personal ab, wenn Entführungen vorfallen. Über den Verbleib der beiden Spanierinnen im Alter von 40 und 30 Jahren lagen am Freitag keine gesicherten Erkenntnisse vor. Sie waren vermutlich über die Grenze nach Somalia verschleppt worden.

Fahrer schwer verletzt

Der Fahrer der beiden Spanierinnen, ein Kenianer, wurde durch Schüsse schwer verletzt und aus dem Fahrzeug geworfen. Er befand sich am Freitag weiter in ärztlicher Behandlung, schwebte aber nicht in Lebensgefahr.

Die Kidnapper nutzten bei ihrem Überfall im Flüchtlingslager Dadaab ein allradgetriebenes Auto. Die Ermittler setzten einen Helikopter ein, um nach den Entführten zu suchen. Schwere Regenfälle behinderten jedoch die Suche. Das Flüchtlingslager Dadaab ist derzeit das grösste der Welt.

Kenia verfolgt Extremisten

Kenia will nach der Entführung mehrerer Ausländer nun verstärkt gegen die militanten Extremisten aus Somalia vorgehen und sie auch über die Grenzen hinaus verfolgen. Das kündigte der Minister für Innere Sicherheit, George Saitoti, am Samstag an. Die territoriale Integrität Kenias werde durch den Terrorismus gefährdet, sagte Saitoti. Die Grenze zu Somalia sei geschlossen worden.

Für Kenia ist dies ein grundsätzlicher Wandel in der Haltung zur Lage in dem Nachbarland, das seit Jahrzehnten keine funktionierende Regierung mehr hat. Während andere afrikanische Länder wie Uganda und Burundi Tausende Soldaten nach Mogadischu geschickt haben, um dort gegen die militante Al-Shabab-Miliz vorzugehen, hat Kenia sich dort bislang nicht aktiv engagiert.

Als Reaktion darauf führte die Al-Shabab-Miliz in Uganda einen verheerenden Anschlag aus, der im vergangenen Jahr 76 Menschen das Leben koste. Sollte Kenia nun stärker in Somalia eingreifen, dann würde das Land vermutlich auch zum Ziel von Anschlagsversuchen. (sda/dapd)

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