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Otto PfisterAfrikanische WM-Teams: «Kein Fortschritt»

Die WM-Vorrunde ist vorbei. Von sechs afrikanischen Teams ist nur noch Ghana dabei. Trainer-Wandervogel Otto Pfister verwunderts nicht.

Herbie Egli
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Herbie Egli

Otto Pfister kennt sie fast alle - die afrikanischen Nationalteams. Acht Länder hat er bisher trainiert. Zuletzt von 2007 bis 2009 Kamerun. An der WM 2006 war er Nationaltrainer von Togo und traf damals auf die Schweiz, mit der er sehr verbunden ist. Der 73-jährige Deutsche lebt seit Jahrzehnten in Mels im Kanton St. Gallen.

Seit dem Abschluss der WM-Vorrunde ist nun klar, dass von sechs afrikanischen Mannschaften nur ein Team die Achtelfinals erreichte: Ghana. Algerien, die Elfenbeinküste, Kamerun, Nigeria und Gastgeber Südafrika schieden alle frühzeitig aus.

20 Minuten Online: Otto Pfister, ist das grosse Scheitern der afrikanischen Teams eine Niederlage für den Fussball auf dem schwarzen Kontinent?

Otto Pfister: Nein. Es ist der Status quo. Bei den afrikanischen Teams ist im Vergleich mit der letzten WM in Deutschland kein Fortschritt zu erkennen. Wie vor vier Jahren kam wieder nur Ghana weiter.

Wo liegt das Problem für dieses Scheitern?

Sie können nicht zwei Monate vor WM-Beginn einen neuen Trainer verpflichten. Der kennt das Team in so kurzer Zeit nicht. Das sah man bei der Elfenbeinküste mit Sven-Göran Eriksson und bei Nigeria mit Lars Lagerbäck.

Bei vielen Nationalverbänden herrscht Chaos. Unter anderem mischt sich die Regierung ein. Sind die afrikanischen Nationalmannschaften zu wenig professionell geführt?

Ja. Vor 30 Jahren waren die Asiaten gleich weit wie die Afrikaner. Die haben das Heft aber in die Hand genommen und Strukturen professionalisiert. In Afrika ist das bisher nicht gross der Fall. Ausser in Ghana. Das ist das einzige Land im schwarzen Afrika, in dem etwas ging.

Was glauben Sie, was bringt die WM dem afrikanischen Kontinent und speziell Gastgeber Südafrika?

Die WM hat den Afrikanern hoffentlich die Augen geöffnet. Zum Glück hat Gastgeber Südafrika das letzte Gruppenspiel gewonnen. Die Infrastruktur bleibt natürlich bestehen und wird hoffentlich gut genutzt. In Südafrika ist aber Rugby Sportart Nummer 1.

Wie lange geht es noch, bis ein afrikanisches Team Weltmeister wird?

Die nächsten zehn Jahre sicher nicht.

Werden Sie bald wieder eine afrikanische Nationalmannschaft trainieren?

Ich habe einige Kontakte nach Afrika. Aber auch in den asiatischen Raum. Ich entscheide nach der WM, ob ich irgendwo etwas annehme.

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