Krise: Afrikas Konjunktur wird «brutal absacken»

Aktualisiert

KriseAfrikas Konjunktur wird «brutal absacken»

Nach fünf Jahren kräftigen Wachstums sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ein «brutales Absacken» der Konjunktur in Afrika voraus. Sie warnt vor politischen Spannungen.

Angesichts der weltweiten Krise werde die Wirtschaftsleistung auf dem Kontinent in diesem Jahr nur noch um 2,8 Prozent wachsen nach 5,7 Prozent im Vorjahr, teilte die OECD am Montag in Paris mit.

Dies könne eine Gefahr für die politische Entwicklung Afrikas sein: «Die Lage bleibt in einigen Ländern gespannt und neue Spannungen könnten wegen der verschlechterten wirtschaftlichen Lage durch die globale Krise explodieren.»

«Die schrittweise Einbindung des afrikanischen Kontinents in die Weltwirtschaft in den vergangenen 15 Jahren hat seine Verletzlichkeit gegenüber plötzlichen Rückgängen der Finanzflüsse erhöht», erklärte die OECD in einer Studie, die sie zusammen mit der Afrikanischen Entwicklungsbank und der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA) vorstellte.

Auslandinvestitionen deutlich gesunken

So seien die Auslandsinvestitionen wegen der Krise in Afrika deutlich gesunken, und auch die Geldbeträge, die in Industrieländern arbeitende Afrikaner nach Hause überwiesen, gingen zurück. Gleichzeitig litten viele afrikanische Staaten unter dem Zusammenbruch des Welthandels und den gesunkenen Preisen für Rohstoffe.

Diese Situation könne die «jüngste und schwer erkämpfte makroökonomische Stabilität» gefährden und zu einer Rückkehr hoher Inflation führen.

Durch steigende Arbeitslosigkeit drohten zudem höhere Instabilität und möglicherweise Protestbewegungen, weil die Preise für Nahrungsmittel weiter hoch seien, erklärte José Gijón, Leiter der Afrika-Nahost-Abteilung der OECD. Dies könnte auch Fortschritte im Bereich der Demokratie bremsen.

Allerdings sieht die OECD auch positive Anzeichen für Afrikas Entwicklung. So habe der Grossteil der afrikanischen Länder eine «vorsichtige makroökonomische Politik» geführt, was einen Teil der Krisenwirkung auffange. Und mit einer stärkeren Zusammenarbeit mit China sei der Kontinent weniger abhängig von den reichen Ländern des Westens, die derzeit in der Rezession seien.

Chinas Wirtschaft werde dieses Jahr dagegen voraussichtlich rund sechs Prozent wachsen und weiter einen grossen Bedarf an Rohstoffen aus Afrika haben. Für 2010 geht die OECD bei «eher optimistischer Vorhersage» wieder von einem Wachstum von 4,5 Prozent aus. (sda)

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