DavosAirbnb-Chalet kostet fürs WEF 7000 Fr pro Nacht
Das World Economic Forum lässt die Preise für Wohnungen auf Airbnb explodieren. Erstmals müssen sogar WEF-Angestellte auswärts übernachten.
- von
- P. Michel
Unter dem Motto «Globalisierung 4.0: Eine globale Architektur im Zeitalter der vierten industriellen Revolution» treffen sich Ende Januar die Reichen und Mächtigen zum WEF in Davos. Für jene, die jetzt noch eine Bleibe suchen, wird es teuer. Auf Airbnb bieten Vermieter ihre Betten zu happigen Preisen feil – wie bereits letztes Jahr.
Doch dieses Jahr sind die Beträge sogar für den Veranstalter selbst zu hoch. «Wir mussten einen grossen Teil der Mitarbeitenden in Klosters, wo die Preise noch vernünftiger sind, unterbringen», sagt WEF-Sprecherin Micol Lucchi auf Anfrage. Sie hält fest: «Die überrissenen Preise sind ein Reputationsproblem für die Schweiz, Davos und das WEF.»
20 Minuten zeigt anhand dreier aktueller Angebote, wie die Vermieter ihre Preisgestaltung rechtfertigen und was die Plattform Airbnb dazu sagt.
«Villa mit Weitblick»: 7000 Franken pro Nacht
Neun Betten in fünf Zimmern bietet dieser Vermieter in Davos Dorf, inklusive «Weitsicht über Davos» mit Terrasse, Sauna und Feuerstelle. Das Haus, das rustikal, aber nicht luxuriös eingerichtet ist (siehe Bildstrecke), kann nur über die WEF-Tage gebucht werden. Und das hat seinen Preis: Wer während des ganzen WEF dort nächtigen will, muss 24'487 Franken hinblättern.
Das sagt der Vermieter: Ziel sei, die Liegenschaft für vier Nächte zu vermieten, schreibt er auf Anfrage. Die Frage, wie er auf den Preis komme, ignoriert er. Man könne aber gerne ein Angebot machen – aber schnell, denn die Nachfrage sei zurzeit sehr hoch.
«Schöne Wohnung im Herzen von Klosters»: 2000 Franken pro Nacht
Auch diese Wohnung gibt es nur während des WEF zu mieten. Sie bietet drei Schlafzimmer mit vier Betten und schlägt mit 2000 Franken pro Nacht zu Buche. Der Vermieter, ein Aargauer, schreibt auf Anfrage, er spüre eine sehr grosse Nachfrage von Diplomaten, Delegationen oder Fernsehanbietern.
Das sagt der Vermieter: «Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass der Preis sehr happig ist», schreibt er. Man müsse jedoch verstehen, dass die Besitzer der Wohnung, seine Eltern, den Preis vorgegeben hätten. «Es tut mir wirklich leid für die fehlende Flexibilität und ich empfehle, im Engadin eine Wohnung zu suchen.»
«Die perfekte WEF-Wohnung»: 1400 Franken pro Nacht
Pro Bett verlangt die einheimische Vermieterin 700 Franken pro Nacht, wobei ein Bett aus einer Couch besteht. Buchbar ist die Wohnung nur während des Forums.
Das sagt die Vermieterin: Als Wohnung mit idealer Lage für das WEF preist die Vermieterin ihr Angebot. Mit dem Shuttlebus sei man innert 15 Minuten in Davos. Warum die Wohnung den Preis wert ist, erklärt sie auf Anfrage nicht. Man könne aber verhandeln.
Durchschnittspreise seien tief, sagt Airbnb
«Gastgeber auf Airbnb legen den Preis für ihre Unterkunft selbst fest», sagt eine Airbnb-Sprecherin. Während Hotels in Davos ihre Preise während des WEF teilweise verdreissigfachten, liege der durchschnittliche Preis für eine Unterkunft auf Airbnb bei 220 Franken die Nacht, im Vergleich zu 170 Franken in der Folgewoche.
Preisschwankungen seien bei allen Unterkünften normal, aber bei Airbnb nehme das Angebot und Nachfrage gleichzeitig zu, betont die Sprecherin. Das heisst: Durch das Angebot würden Preisspitzen gebrochen.
Trotzdem: Bei überrissenen Preisen auf Airbnb bleibt auch das WEF machtlos. Letztes Jahr erklärte WEF-Manager Alois Zwinggi, man appelliere zusammen mit der Tourismusorganisation und den Gemeinden an die Anbieter, die Preisentwicklung im Griff zu behalten.