Aktion gegen Karadzic: Festnahme gescheitert
In einer offenbar gegen den mutmasslichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic gerichteten Aktion haben NATO-Truppen am frühen Donnerstagmorgen in der bosnischen Stadt Pale ein Gebäude umstellt.
Ein Sprecher der SFOR-Truppe in Bosnien-Herzegowina sagte später, die gesuchte Person sei nicht gefunden worden. Zuvor hatte er erklärt, es handele sich um eine «laufende Aktion bezüglich Personen, die wegen Kriegsverbrechen angeklagt sind». An der Aktion seien Soldaten aus verschiedenen Staaten beteiligt.
Das Gebiet in der Stadtmitte von Pale wurde von den Soldaten abgeriegelt. Schüsse und eine Explosion waren zu hören. Zwei Hubschrauber landeten vor dem Gebäude, in dem drei serbisch-orthodoxe Priester wohnen sollen. Zwei Menschen wurden auf Tragen herausgebracht. Ein Polizist sagte, zwei bosnische Serben seien getötet worden. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Pale war während des Bosnien-Krieges von 1992 bis 1995 Sitz der bosnisch-serbischen Teilregierung. Dort hat Expräsident Karadzic ein Haus.
Karadzic wird vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag beschuldigt, zusammen mit dem früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic für den Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 verantwortlich gewesen zu sein. 260.000 Menschen wurden in dem Krieg getötet, 1,8 Millionen weitere verloren ihre Heimat.
Gegen Karadzic und seinen einstigen Militärchef Ratko Mladic wurde 1995 vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Anklage wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erhoben. Beide sind seit Jahren untergetaucht. Alle Versuche der NATO-geführten Friedenstruppe in Bosnien, Karadzic festzunehmen, scheiterten bislang. (dapd)