St. GallenAktivisten behaupten Gebäude zu besetzen – Polizei findet niemanden vor
Eine Organisation teilte in einer Mitteilung mit, dass ein leerstehendes Haus besetzt worden sei. Die Stadtpolizei fand im Gebäude jedoch keine Personen, sondern nur Transparente vor. Eine Anzeige liegt noch nicht vor.
- von
- Shannon Zangger
Darum gehts
An der Wassergasse in St. Gallen wurden in der Nacht auf Dienstag Transparente aufgehängt.
Das zum Protest gegen die Verdrängung von kulturpolitischen Freiräumen.
Die Stadtpolizei war vor Ort und fand niemanden vor.
In der Nacht auf Dienstag wurden an der Wassergasse bei einem Haus Transparente aufgehängt. Diese wiesen auf eine Hausbesetzung. «Am Nachmittag hat die Eigentümerschaft mit der Polizei das Haus betreten und keine Personen darin festgestellt. Jedoch wurden verschiedene Transparente vorgefunden. Aktuell ist nicht klar, wer diese angebracht hat und ob es zu Sachschaden gekommen ist», schreibt die Stadtpolizei in einer Medienmitteilung.
Eine Organisation namens «autonome Immobilienverwaltung» informierte am Dienstagmorgen in einer Mitteilung über die Aktion. Die Organisation will laut der Mitteilung «ein Zeichen gegen Immobilienspekulation und die Verdrängung von kulturpolitischen Freiräumen» setzen. Gleichzeitig wollen sie Alternativen zu Wohnformen und Freiräumen aufzeigen und sich gegen die Aufwertung in der Stadt wehren.
Das betroffene leerstehende Gebäude soll laut der Organisation aktuell von der Immobilienfirma Videre AG verwaltet werden. Für eine Modernisierung der Stadt werde dieses Gebäude aber demnächst «der
Gentrifizierung» in die Hände fallen. «Eine pulsierende Stadt besteht aus Diversität, doch die Stadt richtet ihre Standortförderung nach finanziellem Profit und Yuppies aus», heisst es in der Mitteilung weiter.
«Eine Stadt für alle»
Bis vor einigen Jahren habe sich das Rümpeltum, ein autonomes St. Galler Kulturlokal, als autonomer, politisch-kultureller Raum etwas oberhalb der Wassergasse befunden. «Der Raum füllte den Ort mit Leben und Vielfalt», schreiben die Besetzerinnen und Besetzer in ihrer Mitteilung.
Laut der «autonomen Immobilienverwaltung» würden multikulturelle Communities, Alternative und die Arbeiterinnen- und Arbeiterklasse noch immer in der Gegend leben und sich weigern, weiter an den Rand gedrängt zu werden. «Lasst uns unsere Städte neu gestalten – bunt und autonom, denn wir haben den Raum, unsere Utopien zu verwirklichen und selbstorganisierte Räume zu schaffen. Wir fordern eine Stadt für alle!», heisst es im Communiqué abschliessend.
Kaum eine Wohnung wird in St. Gallen wirklich besetzt
Die Stadtpolizei hat den Hinweis einer mutmasslichen Hausbesetzung an der Wassergasse erhalten. Ohne eine Anzeige durch den Eigentümer kann diese jedoch nicht eingreifen. «Eine Anzeige liegt aktuell nicht vor. Der Eigentümer der Liegenschaft wurde durch uns informiert», sagt Dionys Widmer, Mediensprecher der Stadtpolizei St. Gallen.
In der Vergangenheit gingen immer wieder Meldungen von besetzten Häusern in der Stadt St. Gallen bei der Polizei ein. Im Endeffekt befanden sich laut Widmer in kaum einem der Fälle Personen im Gebäude. «Letzten Endes musste das Plakat irgendwie befestigt werden. Also liegt der Tatbestand von Hausfriedensbruch auf der Hand. Dieses Vergehen muss jedoch bei der Polizei angezeigt werden, ansonsten geht die Polizei dem Delikt nicht nach.»
Gegenüber 20 Minuten wollten sich die vor Ort angetroffenen Personen, die sich zur Organisation bekannten, nicht zur Besetzung äussern.
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