Ruag GreenAktivisten fälschen Ruag-Pressekonferenz
Der Rüstungsbetrieb Ruag werde die Munitionsproduktion einstellen. Das verkünden Aktivisten – mit Fake-Werbespot an einer inszenierten Pressekonferenz.
- von
- rkn/sas
Mit diesem gefälschten Ruag-Clip kritisieren Aktivisten den Rüstungskonzern. (Video: Ruag.green)
«Together ahead», das Motto des bundeseigenen Rüstungskonzerns Ruag. So steht er ganz zuoberst auf einer am Montagmorgen versendeten Medienmitteilung. Ergänzt ist die Botschaft mit dem Zusatz «Green.» Die Meldung trägt den Titel «Ruag Green setzt auf humanitäre Produkte». Der Verwaltungsrat von Ruag International habe entschieden, künftig auf die Herstellung von Munition zu verzichten und die Fabriken auf grüne Technologien umzurüsten. Und weiter: Die Waffenproduktion sei zu einem Reputationsrisiko für die Ruag geworden. Stammen soll dieser Satz von Ruag-CEO Urs Breitmeier.

So sieht das gefälschte Ruag-Logo aus. (Bild: Ruag.green)
Was nach Ruag tönt, hat aber gar nichts mit dem Konzern zu tun. Hinter der gefälschten Medienmitteilung stecken das Zürcher Theater Neumarkt und US-Künstler Mike Bonanno von der Aktivisten-Gruppe The Yes Men.
Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, haben die Organisatoren am Tag des Knabenschiessens im Zürcher Hauptbahnhof eine Ruag-Pressekonferenz inszeniert; an einem Ort, wo jeweils bedeutende Konzerne über ihre Neuausrichtungen und Initiativen berichten. In der Einladung zur Fake-Medienkonferenz ist die Rede von 2000 betroffenen Arbeitsplätzen.
Ruag dementiert Schliessungspläne
Auf Anfrage von 20 Minuten heisst es bei Ruag, es sei ein Gerücht, dass das Unternehmen seine Munitionssparte schliessen wolle. Mit dem Medienanlass habe der Konzern nichts zu tun, sagt Sprecherin Kirsten Hammerich zu 20 Minuten: «Es handelt sich bei der Einladung um eine Fake-Meldung.»
Die Einladung an die Medienkonferenz schlug Wellen. So kündigte etwa die Schweizer Nachrichtenagentur Keystone SDA an, man werde einen Live-Stream vom Anlass organisieren. Kurz vor Beginn hiess es dann jedoch, es handle sich dabei um eine «Kunstaktion» und man werde darum nicht streamen.
Falsche Präsidentin
Statt der echten Ruag-Führung mit Präsidentin Monica Duca Widmer und CEO Urs Breitmeier traten an der inszenierten Medienkonferenz eine falsche Präsidentin, ein Anti-Waffen-Aktivist aus Brasilien und der Schauspieler Patrick Frey auf.
Die Aktivisten lancierten zudem die Website Ruag.green, wo die Informationen zur angeblichen Umstrukturierung ebenfalls zu finden sind. Dazu kommt ein gefälschter Werbespot (siehe Video oben). Im Clip heisst es, Ruag wolle «die Schwerter einschmelzen und daraus Windkraftwerke bauen».
Gefälschte Stellungnahme
Auf die Fake-Medienkonferenz folgte auch gleich noch eine gefälschte Ruag-Stellungnahme. Darin hiess es unter anderem, man wolle rechtliche Schritte gegen die Organisatoren einleiten. Doch auch diese Mitteilung kam von einer gefälschten E-Mail-Adresse.
Laut Hayat Erdoan, Co-Direktorin Theater Neumarkt, wolle man mit der Aktion «Fake News» thematisieren. Es gehe nicht darum, Schreckenszenarien zu verbreiten, sondern utopische Szenarien zu zeigen. Etwa eine Welt, in der ein Rüstungskonzern Technologie für Menschen, nicht für den Krieg herstelle.
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