Toulouse-Attentäter: Al Jazeera zeigt Merahs Mord-Video nicht

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Toulouse-AttentäterAl Jazeera zeigt Merahs Mord-Video nicht

Dem französischen Büro des arabischen Nachrichtensenders ist ein Tatvideo des Serienmörders zugespielt worden. Jetzt haben die Verantwortlichen entschieden, das Video nicht auszustrahlen.

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Al Jazeera ist im Besitz eines Videos, das die Morde des Attentäters von Toulouse zeigt. Dies bestätigte der Leiter des Pariser Büros, Zied Tarrouche. Die Video-Montage von Bildern der Morde von Toulouse und Montauban sei auf einem USB-Stick per Post eingegangen. «Heute Dienstag entscheiden wir an einer Sitzung in Katar, ob wir das Video ausstrahlen werden oder nicht», sagt er dem französischen Nachrichtensender BFM TV. «Wir sind kein Sender, der Aufsehen erregen will, deshalb werden wir keine Bilder ausstrahlen, bevor wir nicht die Risiken und Konsequenzen vorsichtig abgewogen haben.»

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy forderte, die Videoaufnahmen sollten nicht veröffentlicht werden. «Ich forderte die Leiter von allen Fernsehsendern auf, die möglicherweise diese Bilder haben, sie unter keinen Umständen zu senden, aus Respekt vor den Opfern, aus Respekt vor der Republik.» Es gab keine Hinweise darauf, dass auch anderen Sendern das Video vorlag.

Mittlerweile hat Al Jazeera bekanntgegeben, dass das Video nicht ausgestrahlt werden soll. Die Aufnahmen enthielten keine neuen Informationen. Eine Ausstrahlung sei auch nicht mit den ethischen Regeln des Senders zu vereinbaren, teilte der im Golfstaat Katar ansässige Sender am Dienstag in einer kurzen Erklärung im Internet mit.

Das 25-minütige Video, auf dem auch Musik und Verse aus dem Koran zu hören sind, ist gemeinsam mit einem Bekennerschreiben beim arabischen Fernsehsender eingegangen. Ermittler der französischen Anti-Terror-Einheit bestätigten die Echtheit des Videos und sind im Besitz einer Kopie, um weitere Untersuchungen vorzunehmen.

Spekulationen um Komplizen

Der Brief wurde am vergangenen Mittwoch in einem Dorf in der Nähe von Toulouse abgeschickt, schreibt die französische Tageszeitung «Le Figaro». Die Identität des Absenders ist noch nicht geklärt. Die Ermittler untersuchen, ob der Brief noch am Dienstagabend von Mohamed Merah selbst geschrieben wurde, oder erst durch einen Komplizen am Mittwochmorgen. Spekulationen über einen Mitwisser der Taten des Serienmörders erhalten dadurch wieder neuen Auftrieb.

Merah hatte seine Tötungsdelikte vom 11., 15. und 19. März auf einer Mini-Kamera festgehalten. Eine solche GoPro-Kamera wird normalerweise von Extremsportlern wie Tauchern oder Fallschirmspringern verwendet, die so ihre Heldentaten verewigen.

Vater klagt Frankreich an

Inzwischen hat der Vater des Roller-Mörders gegen Frankreich Anklage wegen Mordes an seinem Sohn erhoben. «Ich werde die besten Anwälte engagieren und bis zu meinem Lebensende arbeiten, um die Kosten zu bezahlen. Ich werde Frankreich wegen Mordes an meinem Sohn verklagen», sagte M. Mohamed Benalel Merah der Nachrichtenagentur AFP.

«Frankreich ist ein grosses Land, das die Möglichkeit gehabt hätte, meinen Sohn lebend zu verhaften. Sie hätten ihn mit einem Gas-Einsatz bewusstlos machen können, aber sie wollten ihn lieber umbringen», beklagt sich Benalel Merah. Der von seiner Frau getrennt lebende Vater von Mohamed Merah wohnt in der Region Tiaret, 340 Kilometer westlich von Algier. Dort leitet er ein Unternehmen, das Baustoffe herstellt.

Merah soll in Algerien begraben werden

Der Vater von Mohmad Merah hat entschieden, seinen Sohn in Algerien beizusetzen. «Ich habe mich entschieden, Inschallah (so Gott will, Anm. d. Red.), meinen Sohn in Algerien zu bestatten», sagte Mohamed Benalel Merah der AFP. Mohamed Merah hat einen algerischen Pass und ist seit seiner Geburt beim Konsulat in Toulouse gemeldet.

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